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Das Wetter in Baden-Württemberg
Stand: Montag, 18.07.2011, 22:45 MESZ | Aktualisierung montags und donnerstags


+++ Grüne Farbe und ein dicker Pinsel +++


WETTERÜBERSICHT EUROPA
Das kräftige Tiefdruckgebiet, das in der vergangenen Woche mit teilweise unwetterartigen Wettererscheinungen über Mitteleuropa hinweggezogen ist - "Meikel" war sein Name - sorgte nicht nur für regional hohe Sachschäden, es vollzog gleichzeitig auch den Übergang zu einer länger andauernden feuchtkühlen Witterungsphase. Und sogleich wird etwa Heinrich Heine zitiert, der schon im 19. Jahrhundert die deutschen Sommer als "grün angestrichene Winter" erlebt hatte. Die kommenden Tage jedenfalls scheinen seine Wahrnehmungen zu bestätigen, bleibt es - von wenigen Ausnahmen abgesehen - insgesamt doch bis über das kommende Wochenende hinaus und somit auch zu Beginn der eigentlich hitzeträchtigen Hundstage insgesamt recht kühl und nass. Dem Osten drohen in der zweiten Wochenhälfte gar Starkregen und Überschwemmungen.

Als besonders fleißiger Malertrupp agieren dabei gleich mehrere, für die Jahreszeit ungewöhnlich intensiv ausgeprägte Tiefs. Ein umfangreiches Exemplar, dessen Frontensystem großen Teilen Deutschlands einen verregneten Sonntag beschert hatte, befindet sich am Montagabend mit seinem Zentrum etwa auf halbem Wege zwischen der Ostküste Schottlands und dem Südwestzipfel Norwegens über der Nordsee. Ihm obliegt ein praktisch ganz Nordwesteuropa überdeckender Langwellentrog, an dessen Rand diverse kurzwellige Strukturen entlanglaufen. Ein solcher, auf der Vorderseite des Langwellentroges über Mitteleuropa nordostwärts schwenkender kurzwelliger Anteil gab am Montag im Tagesverlauf zur Ausbildung zahlreicher Schauer und einzelner Gewitter Anlass. Derweil steuert ein wesentlich prägnanteres Gebilde auf die französische Atlantikküste zu und verlagert sich bis Dienstagabend nach Ostfrankreich. Großräumige dynamische Hebungsvorgänge vorderseitig dieses Kurzwellentroges lassen am Boden ein kleines Tief entstehen, das bereits gegen Mittag die Grenze zu Belgien erreicht. Auf seinem Weg nach Osten weitet sich der Kurzwellentrog gleichzeitig nach Süden aus - zeitweilig lässt sich ein eigenständiges kleines Höhentief erkennen - und wird vorübergehend zum dominierenden Element innerhalb des gesamten Trogkomplexes. Das Bodentief dehnt sich zunächst rinnenförmig nach Südosten aus und entwickelt am Nachmittag über Südostbayern ein neues Zentrum. Dafür, dass es sich tatsächlich um eine Neubildung und nicht nur um eine reine Verlagerung handelt, sprechen zum einen das diffluente Strömungsmuster in größeren Höhen und zum anderen der Entstehungsort unmittelbar nördlich der Alpen, sodass bei einer kurzzeitig südlichen Anströmung auch Lee-Effekte eine Rolle spielen können. Mit der südlichen Anströmung wird warme, zugleich aber auch sehr feuchte Luft in den Osten und Südosten Deutschlands geführt. Dabei sind am Nachmittag im Süden Bayerns zum Teil kräftige Gewitter möglich, die in Anbetracht der rasch nachrückenden Kaltfront und infolge großer Luftdruckgegensätze auf engem Raum örtlich mit Sturm- oder noch stärkeren Böen einhergehen können. Gegen Abend kommt - bereits rückseitig der Bodenfront - von der Schweiz her kräftiger Regen auf. Am Mittwoch und Donnerstag zieht das dann tatsächlich als solches in Erscheinung tretende Höhentief an der Südostflanke des Trogkomplexes über die Zentral- und Ostalpen zum südöstlichen Mitteleuropa und von dort aus am Freitag nach Polen. Das Bodentief hat den kürzeren Weg und gelangt bereits am Mittwochmorgen an der tschechisch-polnischen Grenze an, wo es bis Donnerstagabend eine quasistationäre Lage einnehmen soll. Von Südosteuropa her wird warme und sehr feuchte Luft im Gegenuhrzeigersinn um den Tiefkern herum nach Westen und Süden geführt. Bedingt durch einen starken Luftdruckgradienten an der Ostflanke des Tiefs - im Osten Bayerns, in Sachsen und im Westen Tschechiens sind am Donnerstag, in Brandenburg sowie in Teilen Polens nach derzeitigem Stand vor allem Freitag mitunter Sturmböen zu erwarten - fallen die daraus resultierende Warmluftadvektion und die damit verbundenen großräumigen Hebungsantriebe entsprechend intensiv aus. Große Regenmengen und Überschwemmungen wären die Folge; allerdings sei betont, dass solche Entwicklungen - in ihrem Grundmuster der Lage des Elbe-Hochwassers 2002 und weiterer Hochwasserereignisse in den neuen Bundesländern durchaus ähnlich - einige Tage im Voraus von den Wettermodellen nur mit einer relativ großen Unsicherheit simuliert werden können und für eine konkrete Vorhersage noch ein oder zwei Tage abgewartet werden müssen. Die Westhälfte der Bundesrepublik tangiert dies alles nur am Rande, hier gehen in einer schwach labil geschichteten Luftmasse jeweils an den Nachmittagen einige Schauer und Gewitter nieder.

Die genaue Zugbahn und in erster Linie die Verlagerungsgeschwindigkeit des Tiefs werden letztendlich entscheidende Faktoren in Bezug auf die mögliche Starkregenlage im Osten Deutschlands und im östlichen Mitteleuropa darstellen. Bis zum Wochenende scheint sich die Zyklone über dem südskandinavischen Raum festsetzen zu wollen, unterdessen der Höhentrogkomplex von Westen und Nordwesten her regeneriert wird und erhalten bleibt. An der Südwestflanke des immer noch kräftigen Tiefs stößt dann voraussichtlich ein neuer Schwall kalter Meeresluft polaren Ursprungs nach Mitteleuropa vor.


VORHERSAGE BADEN-WÜRTTEMBERG FÜR DIENSTAG, 19.07.2011
Letzte kurze Regenschauer klingen eingangs der Nacht zum Dienstag rasch ab, danach zeigt sich der Himmel über Baden-Württemberg zunächst überwiegend gering bewölkt oder klar. Gegen Morgen ziehen von Südwesten her Wolkenfelder auf. Die Temperaturen gehen zurück auf Tiefstwerte zwischen +12 und +9, in Oberschwaben und im Allgäu örtlich bis +6 Grad.

Sonnenschein bekommen tagsüber vor allem die östlichen und südöstlichen Regionen des Landes ab, im Westen zeigen sich bereits am Vormittag viele Wolken. Gegen Mittag sind am Rhein erste Schauer möglich, am Nachmittag breitet sich vom Elsass und von der Schweiz her teilweise kräftiger und schauerartig verstärkter Regen nordostwärts aus. Insbesondere nahe Bayern können auch einzelne kräftige Gewitter mit von der Partie sein. Besondere Beachtung sollte dabei der Windentwicklung geschenkt werden, örtlich drohen Sturmböen. Die Temperaturen erreichen vor dem Regen Höchstwerte zwischen +21 und +24, am Rhein und am Bodensee auch sommerliche +25 Grad. Abseits der erwähnten Gewitterböen weht der Wind erst schwach bis mäßig aus östlichen Richtungen, am Nachmittag böig auffrischend und auf West drehend.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Vormittag Nachmittag
+11 °C +24 °C


DIE WEITEREN AUSSICHTEN
Am Mittwoch fällt im Norden Baden-Württembergs bei einem starken bis stürmischen Nordwestwind längere Zeit und zum Teil kräftiger Regen, nach Süden hin gehen die Niederschläge in temporärer - sprich schauerartiger - Form nieder. Die Temperaturen liegen im Dauerregen bei mageren +12 bis +14, am Hochrhein bei maximal +20 Grad.

Auch am Donnerstag regnet es im Nordosten zunächst noch etwas, in den übrigen Landesteilen dominieren viele Wolken und einzelne Schauer über einige sonnige Abschnitte.

Am Freitag und am Wochenende bleibt es wechselhaft mit einigen Schauern - vielleicht auch mal einem kurzen Gewitter - und kühl mit der Jahreszeit so gar nicht angemessenen Temperaturen. Die bewegen sich tagsüber meist nur zwischen +15 und +20 Grad und in den Nächten verbreitet im einstelligen Bereich.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Mittwoch
20.07.2011
Donnerstag
21.07.2011
Freitag
22.07.2011
Samstag
23.07.2011
+12 °C | +17 °C
+13 °C | +21 °C
+13 °C | +20 °C
+8 °C | +20 °C

Text: CE, http://www.che-wetter.de

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