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Das Wetter in Baden-Württemberg
Stand: Montag, 11.07.2011, 22:00 MESZ | Aktualisierung montags und donnerstags


+++ Kleinem Hitzepeak am Dienstag folgen neue Unwetter +++


WETTERÜBERSICHT EUROPA
In einem quantisierten Drei-Tage-Rhythmus suchen derzeit heftige Gewitter Teile West- und Mitteleuropas heim. Nach Donnerstag letzter Woche waren davon auch am gestrigen Sonntag vor allem die südlichen Regionen Deutschlands, also in erster Linie Baden-Württemberg und Bayern betroffen. Heraus ragte dabei das niederbayerische Pocking, unweit der österreichischen Grenze im Landkreis Passau gelegen. Innerhalb von einer Stunde fielen dort 56 mm Niederschlag, im Gesamten waren es 70 mm. Hinzu kamen örtlich orkanartige Böen, in Chieming beispielsweise wurden 106 km/h gemessen. Im Landkreis Reutlingen häufte sich Hagel zu dicken Schichten an. Nach einer kurzen Beruhigung zu Wochenbeginn werden am Mittwoch einige Wetterstationen ähnliche Meldungen absetzen; dann stehen, dem Drei-Tage-Rhythmus folgend, die nächsten schweren Gewitter an.

Übergeordnete Ursache der Wetterunbilden ist eine seit Tagen etablierte südwestliche Höhenströmung, die sich bereits am Mittwoch vergangener Woche auf der Vorderseite eines hochreichenden Tiefdruckgebietes über den Britischen Inseln eingestellt hat. Das zunächst nahezu ortsfeste Tief zog am Wochenende unter Abschwächung nach Norden und spielt am Montagabend keine Rolle mehr für das hiesige Geschehen. Ein letzter, von ihm ausgehender Randtrog schwenkte im Tagesverlauf über Deutschland hinweg ostwärts und löste nur mehr einzelne, alles in allem vergleichsweise schwache Regenschauer aus. Dahinter nähert sich von Frankreich her ein mittelprächtig ausgeprägter Hochdruckrücken an, der das Bundesgebiet bis Dienstagabend aber relativ zügig ostwärts passiert. Die eigentlich spannende Entwicklung vollzieht sich dann über Südwesteuropa: Auf der Vorderseite eines neuen, sich auf die Iberische Halbinsel zubewegenden Höhentroges führen großräumige Hebungsprozesse zu bodennahem Luftdruckfall über Nordspanien und Frankreich. Der Kern des resultierenden Tiefs erreicht bis zum Tagesende Nordostfrankreich, derweil auf der Vorderseite des Troges erste kurzwellige Strukturen nordostwärts ablaufen. Somit sind sowohl von der Höhe her als auch durch das konfluente Strömungsmuster in Bodennähe mit Zusammenströmen der Luft zum Tiefdruckzentrum hin Hebungsantriebe gegeben, die in der zuvor an der Ostflanke des Tiefs von Süden eingeströmten sehr warmen und feuchten Subtropikluft die Bildung heftiger Gewitter erwarten lassen. Diese greifen im Laufe des Abends etwa bis zur Mitte Deutschlands ostwärts aus und gehen gebietsweise mit Starkregen, örtlich auch mit Hagel und Sturm- oder Orkanböen einher. Bis Mittwochfrüh wird die wärmste Luftmasse in den Südosten Deutschlands zurückgedrängt; eine klar definierte Kaltfront ist jedoch nicht erkennbar. Vielmehr lassen sich mehrere aufeinanderfolgende Zonen mit einem konzentrierten Temperaturgradienten beziehungsweise frontähnlichen Strukturen ausmachen. Tagsüber verlagert sich das Tief über die Mitte des Landes hinweg zur Ostseeküste, nahe der Alpen entsteht im Bereich der wärmsten Luft und vermutlich teilweise leebedingt ein sekundäres Zentrum. Mit weiterer Annäherung des Höhentroges respektive eines aus ihm herauslaufenden kurzwelligen Anteils muss dort, also im südöstlichen Baden-Württemberg und in Bayern, im Tagesverlauf verbreitet mit unwetterartigen Entwicklungen gerechnet werden. Das dann rasche Vordringen deutlich kühlerer Luft von Nordwesten her bedingt aber auch weiter nördlich nochmals starke schauerartige und gewittrig durchsetzte Regenfälle. Am Donnerstag hat sich die deutlich kühlere und vielfach stabil geschichtete Meeresluft in ganz Deutschland durchgesetzt und die Unwetterlage beendet. Das Tief verweilt mit seinem Kern über der Ostsee und erreicht dort den Höhepunkt seiner Entwicklung. Um sein Zentrum herum wird im Gegenuhrzeigersinn ein Teil der alten Warmluft wieder nach Westen und Süden geführt, die dadurch erzwungenen Hebungsprozesse geben im Norden für gebietsweise kräftige und - durch den mit relativ kalter Luft angefüllten, überlagerten Höhentrog - schauerartig verstärkte Regenfälle Anlass. Wesentlich bedeutsamer dürfte jedoch die Windentwicklung sein, stellt sich auf der Rückseite des Tiefs doch ein beachtlicher Luftdruckgradient ein. Dies hat für den Norden und Nordosten starke bis stürmische Böen, örtlich auch Sturmböen zur Folge.

Zum Ende der Woche zieht das Unwettertief nach Nordosten ab und verliert rasch an Kraft. Dahinter setzt sich jedoch nur kurzzeitig Zwischenhocheinfluss durch, ehe ein neues, sich von den Britischen Inseln zur Nordsee bewegendes Tief die Kontrolle übernimmt. Es sorgt für ein im besten Fall wohl mit "durchwachsen" umschriebenes und kühles Wochenende.


VORHERSAGE BADEN-WÜRTTEMBERG FÜR DIENSTAG, 12.07.2011
Abgesehen von einigen losen, unsortierten Wolkenfeldern verläuft die Nacht zum Dienstag in Baden-Württemberg klar und trocken. Die Tiefsttemperaturen liegen meist zwischen +15 und +10 Grad.

Der Tag startet überall mit viel Sonnenschein, in der zunehmend schwülheißen Luft entwickeln sich gegen Mittag zuerst über den Bergen größere Quellwolken. Am Nachmittag sind im Schwarzwald erste Gewitter möglich, im Laufe des Abends kommen von Frankreich her vermehrt teilweise kräftige Gewitter auf. Standardmäßig muss dabei auf mögliche Begleiterscheinungen wie Starkregen, Hagel und Sturmböen hingewiesen werden, die gebietsweise, sicher aber nicht überall auftreten. Zuvor erreichen die Temperaturen Höchstwerte um +30, am Ober- und Hochrhein sowie am Bodensee örtlich bis +34 Grad. Abseits der erwähnten Gewitterböen weht der Wind schwach bis mäßig aus östlichen Richtungen.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Vormittag Nachmittag
+15 °C +33 °C


DIE WEITEREN AUSSICHTEN
In der Nacht zum Mittwoch treten baden-württemberg-weit zunächst noch kräftige Gewitter auf, gegen Morgen beruhigt sich das Geschehen vorübergehend. In der noch nicht vollständig verdrängten feuchtwarmen Luftmasse entwickeln sich jedoch alsbald neue und teilweise unwetterartige Gewitter; in erster Linie davon betroffen sind am Nachmittag voraussichtlich Oberschwaben und das Allgäu. Dort muss erneut mit Hagelschlag und Sturm-, örtlich möglicherweise auch Orkanböen als primäre Gefahren gerechnet werden. Richtung Nordwesten fällt gebietsweise starker und gewittriger Regen.

Deutlich spürbar wird am Donnerstag der vonstatten gegangene Luftmassenwechsel sein; in der eingeflossenen, wesentlich frischeren Luft sind Unwetter dann kein Thema mehr. Etwas Regen fällt anfangs noch südlich der Donau, sonst bleibt es bei vermehrten sonnigen Abschnitten meist trocken. Die Temperaturen allerdings scheitern vielerorts schon an der 20-Grad-Marke.

Der Freitag bringt viel Sonnenschein und moderate Wärme zwischen +20 und +25 Grad, das Wochenende gestaltet sich wechselhaft und zum Sonntag hin wieder deutlich kühler.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Mittwoch
13.07.2011
Donnerstag
14.07.2011
Freitag
15.07.2011
Samstag
16.07.2011
+19 °C | +26 °C
+13 °C | +21 °C
+10 °C | +24 °C
+11 °C | +24 °C

Text: CE, http://www.che-wetter.de

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Lacunosa Wetterberatung