Aus temperaturtechnischer Sicht vielfach sommerlich verlief die
laufende Kalenderwoche 27 in Mitteleuropa - doch das Klischee vom
durchweg sonnigen, trockenen und heißen Hochsommerwetter mit reichlich
gefüllten Freibädern und Badeseen konnte auch in den zurückliegenden
Tagen nicht bedient werden. Zu wechselhaft gestaltete sich der
Wetterablauf mit ersten kräftigen Schauern und Gewittern bereits am
Mittwoch vor allem im Norden, am Donnerstagnachmittag kamen dann auch
im Süden Deutschlands örtlich am unwetterartigen Bereich kratzende
Starkregenfälle und Gewitter hinzu. Am Stuttgarter Flughafen zum
Beispiel wurden am frühen Abend 34 mm Regen binnen einer Stunde und
Sturmböen gemessen.
Und das wechselhafte, aber zumindest weiterhin warme Sommerwetter setzt
sich auch in den nächsten Tagen fort. Am Donnerstagabend erstreckt sich
ein Frontenzug, ausgehend von einem umfangreichen Tief mit Zentrum über
den Britischen Inseln, über die nördliche Nordsee und Südskandinavien
zum östlichen Mitteleuropa und von dort aus nach Südwesten
zurückhängend über die Mitte Deutschlands nach Südfrankreich. In dessen
Umfeld hat sich am Nachmittag über Ostfrankreich ein flaches Wellentief
formiert, das bis Freitagfrüh in Richtung Tschechien zieht und
letztendlich für die gewittrig durchsetzten Starkregenfälle im Süden
verantwortlich zeichnet. Diese stehen in Verbindung mit einem
mesoskaligen konvektiven System, kurz MCS; ein nach Definition mit
Gewittern verbundenes Wolkensystem, das in einer horizontalen
Ausdehnung von mindestens 100 Kilometer in eine Richtung durchgehend
Niederschlag produziert. Diesem ersten MCS folgt in der Nacht zum
Freitag auf ähnlicher Zugbahn voraussichtlich ein Zweites nach,
initiiert durch großräumige dynamische Hebungsvorgänge auf der
Vorderseite eines nordostwärts schwenkenden Kurzwellentroges. Er
umläuft ein langwelliges, vom Nordmeer bis nach Westeuropa reichendes
Trogsystem mit einem eingelagerten Höhentief über den Britischen Inseln
und erreicht am Freitagmittag den Nordosten Deutschlands. Auf der
Rückseite des flachen Wellentiefs dringt der Frontenzug nach Südosten
vor und vorübergehend setzt sich trockenere und stabiler geschichtete
Luft in nahezu ganz Deutschland durch. Einige Schauer und Gewitter
schwächerer Natur sind am Nachmittag im Nordwesten im Bereich
höhenkalter Luft sowie direkt am Alpenrand in der Nähe der dort
verweilenden Front zu erwarten. Zum Samstag verlagert sich das
hochreichende britische Tief etwas nach Norden; an seiner Südostflanke
verbleiben West- und Mitteleuropa jedoch in einer südwestlichen
Strömung auf der Vorderseite des umgebenden Langwellentroges. Vor einer
neuen Randtiefentwicklung, die bereits am Donnerstagabend nordwestlich
der Iberischen Halbinsel ansetzt, gewinnt die zuvor südostwärts
abgedrängte Warmluft wieder nach Norden an Raum. Im Tagesverlauf
wandert das Randtief über Benelux und Nordwestdeutschland hinweg nach
Dänemark; im Umfeld der zugehörigen Kaltfront sowie einer unmittelbar
nachfolgenden Kaltluftstaffel treten, unterstützt durch einen
kurzwelligen Höhentrog, in der Nordhälfte Deutschlands verbreitet
schauerartige Regenfälle und Gewitter auf. Dabei sind am Nachmittag
insbesondere im Nordosten auch kräftigere Ereignisse möglich. Im Süden
entstehen innerhalb der feuchtwarmen Luft ebenfalls Gewitter, für
organisierte Strukturen fehlt hier allerdings ein großräumiger
dynamischer Hebungsantrieb. Diesen könnte am Abend und in der Nacht ein
weiterer, sich von Ostfrankreich nähernder Kurzwellentrog liefern.
Am Sonntag und Anfang der kommenden Woche bewegt sich das dann
ehemalige britische Höhentief nur noch zögerlich auf Südwestnorwegen
zu. Das gesamte Trogsystem wird durch einen von Westen einlaufenden und
sich gleichzeitig weit nach Süden bis zu den Kanaren ausweitenden Trog
regeneriert. Somit unterliegen West- und Mitteleuropa weiterhin einer
ausgeprägten südwestlichen Höhenströmung. Die Kaltfront des
samstäglichen Randtiefs wandelt sich in eine quasistationäre
Luftmassengrenze um, wobei sich weniger eine klar definierte Trennlinie
als vielmehr ein breiter Übergangsbereich mit eingelagerten
frontähnlichen Strukturen herausbildet. Entsprechend am größten ist die
Wahrscheinlichkeit für kräftige Schauer und Gewitter im feuchtwarmen
Südosten, doch auch der insgesamt kühlere Nordwesten und Norden bleibt
wohl nicht gänzlich trocken.
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