Knallige Sonne und drückende Hitze - zumindest in der Westhälfte
Deutschlands avancierte der Dienstag zum bislang heißesten Tag in
diesem Sommer und seit dem Juli im Vorjahr. Die bundesweit höchste
Temperatur wurde im Duisburger Stadtbezirk Baerl mit +36,6 Grad
gemessen; an immerhin sechs Stationen konnten neue Rekorde für die
letzte Junidekade notiert werden. Trier stellte mit +35,1 Grad gar
einen neuen Junirekord in der seit 1948 währenden Messreihe auf.
Äußerst zögerlich und erst am Donnerstagabend endgültig abgeschlossen
ging dann die nachfolgende Kaltfrontpassage vonstatten. Und wieder
einmal stand in Sachen Unwetter der Süden Bayerns im Fokus, diesmal
weniger aufgrund heftiger Gewitter als vielmehr bedingt durch
andauernden und teilweise gewittrigen Starkregen. In einem Streifen vom
Allgäu bis in den Großraum München fielen zwischen Mittwochabend und
Donnerstagfrüh verbreitet zwischen 50 und 90 mm Regen; zum Beispiel in
München selbst (Station Stadt) 92 mm, davon 52 mm in nur einer Stunde.
Bezogen auf einen 24-Stunden-Zeitraum war dies der siebthöchste
Niederschlagswert in München seit Beginn der Messungen im Jahre 1879.
Am Donnerstagabend erstreckt sich die Kaltfront, markiert durch ein
wahrhaft lang gezogenes Wolken- und Niederschlagsband, in geschwungener
Form von Skandinavien über den Nordosten Deutschlands, das südöstliche
Mitteleuropa und die Ostalpen hinweg bis zum zentralen Mittelmeer. Sie
trennt die alte, nun aber deutlich weniger warme Luftmasse im Osten von
nach West- und Mitteleuropa einströmender Meereskaltluft. Passend dazu
findet sich in den Höhenwetterkarten ein prägnanter, vom Nordmeer über
die Nordsee bis zu den Alpen reichender Trog, aus dem sich bis
Freitagfrüh über der Deutschen Bucht ein eigenständiges Höhentief
abspaltet. Da ein korrespondierendes Tief in Bodennähe fehlt, kann
hierbei auch von einem "Kaltlufttropfen" gesprochen werden. Angefüllt
mit hochreichend kalter Luft - Temperaturen unter -25 Grad in etwa
5.500 Metern Höhe wären auch im Winter zumindest dem mäßig kalten
Bereich zuzuordnen - zieht dieser im Tagesverlauf in südöstliche
Richtung über die Mitte Deutschlands hinweg. Obwohl auch in tieferen
Schichten noch etwas kühlere Luft einfließt sorgt der rasche
Temperaturrückgang in der Höhe für eine Labilisierung der vertikalen
Schichtung und daraus resultierend für rege konvektive Aktivität. Dabei
sind verbreitet Schauer und Gewitter zu erwarten, die durchaus auch mal
kräftig sein können. Unwetterartige Erscheinungen treten aber nicht
auf. Zum Samstag nimmt der Kaltlufttropfen Kontakt zu einem bis dahin
über Südosteuropa ansässigen und sich dann westwärts in Bewegung
setzenden Höhentief auf, wobei eine klare Trennung der beiden Zentren
bald nicht mehr möglich ist. Entscheidende Bedeutung kommt jedoch einer
kräftigen Tiefdruckentwicklung zu, die im Grenzgebiet zwischen Litauen
und Weißrussland ihren Anfang und bereits in den Frühstunden auch auf
das Geschehen in Deutschland Einfluss nimmt. Quasi auf dem Umweg um den
Tiefkern herum wird die alte Warmluft über das Baltikum und die Ostsee
wieder zurück nach Mitteleuropa geführt, erreicht Deutschland also von
Nordosten her. Die kräftige Warmluftadvektion hat zunächst großräumige
Hebungsvorgänge und damit einhergehend zum Teil starke Regenfälle in
Nordpolen, im Osten der Bundesrepublik und später auch in Tschechien
zur Folge. Hinzu kommen starke bis stürmische Böen. Am Sonntag schwächt
sich die Bodenzyklone deutlich ab; übrig bleibt sein längs über der
Osthälfte Deutschlands verweilendes und okkludierendes Frontensystem.
Regen fällt dabei kaum mehr. Das Höhentief "kreiselt" noch eine Zeit
lang über Nordosteuropa, verliert aber ebenfalls seinen Einfluss auf
das Wetter in Mitteleuropa.
Diesen gewinnt bei einer zunehmend flachen Bodendruckverteilung zu
Beginn der kommenden Woche ein schwach konturierter Rücken, der
überdies noch von einem über die nördliche Mittelmeerregion
hinwegschwenkenden Trog unterlaufen wird. In der recht feuchten
Warmluft entwickeln sich dabei an den Tagesgang gebunden gebietsweise
Schauer und Gewitter.
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