Die erste kleine Hitzewelle des Sommers 2011 hat Südwest-, West- und
Teile Mitteleuropas am Sonntag und Montag erfasst. Der Begriff "Welle"
muss an dieser Stelle allerdings wörtlich genommen werden, denn eine
länger andauernde hochsommerliche Witterungsphase ist damit nicht
verbunden. Vielmehr folgt dem Scheitel alsbald das nächste Tal - oder
mit anderen Worten, bereits am Mittwoch eine markante Abkühlung.
Immerhin erreichten die Temperaturen am Sonntag am Flughafen San Pablo
im spanischen Sevilla die +40-Grad-Marke; am Montag konnten auch in der
Mitte Frankreichs, genauer in Bourges, Höchstwerte bis +38,0 Grad
gemessen werden. An der Station des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in
Rheinstetten wurden +34,3 Grad verzeichnet - überraschenderweise ein
Zehntel Kelvin mehr als am alten Standort in der Hertzstraße in
Karlsruhe.
Dem absehbaren Ende der Hitze zum Trotz hat sich eine im eigentlichen
Sinne recht stabile Wetterlage über Europa eingestellt. Dabei lässt
sich in der Höhenströmung ein omegaförmiges Muster mit einem vom
westlichen Mittelmeer über die Westalpen und Mitteleuropa bis nach
Skandinavien reichenden Hochdruckrücken sowie zwei westlich und östlich
davon angesiedelten Langwellentrögen über dem östlichen Nordatlantik
und Südosteuropa erkennen. Zu dem Rücken korrespondiert eine
nord-süd-exponierte Bodenhochdruckzone, deren Schwerpunkt am
Montagabend bereits über der Osthälfte Deutschlands zu finden ist. Den
beiden Trögen unterliegen Tiefdruckgebiete mit Zentren wenig südlich
von Island und über der südlichen Ukraine. Während Letzteres keinerlei
Einfluss auf das Wetter hierzulande ausübt, sorgt das isländische Tief
auf seiner Vorderseite zunächst einmal für eine südwestliche Strömung,
mit der die sehr warme bis heiße Subtropikluft über die Iberische
Halbinsel und Frankreich nordostwärts geführt wird. Des Weiteren geht
von diesem Tief eine meridional orientierte Rinne aus, die sich über
die westliche Nordsee bis zur Mitte Frankreichs erstreckt. Im Bereich
dieser flachen Tiefdruckrinne, die auch als bodennahe Konvergenzzone
betrachtet werden kann, lagert die niedertroposphärisch wärmste Luft.
Den zumindest vorerst noch großen Wellenlängen der beteiligten Gebilde
entsprechend verschiebt sich die gesamte Anordnung am Dienstag nur
zögerlich ostwärts. Mitteleuropa respektive Deutschland verbleibt dabei
unter dem Hochdruckrücken, allerdings nähert sich die Tiefdruckrinne
bis zum Abend den westlichen Landesteilen an. Ein den ostatlantischen
Langwellentrog umlaufender kurzwelliger Anteil schwenkt zum Abend und
in der Nacht zum Mittwoch über die Rinne hinweg nordostwärts und
liefert neben dem konfluenten Strömungsmuster am Boden einen
zusätzlichen dynamischen Hebungsantrieb. So entstehen im Umfeld der
Rinne einzelne kräftige Gewitter, die in der Nacht zum Mittwoch auch
schon auf den Westen Deutschlands übergreifen können. Die allgemein
größere Aktivität ist jedoch westlich davon an der unmittelbar
nachfolgenden Kaltfront des Tiefs zu finden, die im Laufe des Mittwochs
etwa bis zur Mitte Deutschlands ostwärts vorankommt - die vorgelagerte
Rinne erreicht am Abend bereits die polnische Grenze. Aufgrund des
ungünstigen Timings der Kaltfront geht deren Passage in den westlichen
Landesteilen am Vormittag vergleichsweise unspektakulär über die Bühne,
kräftigere Entwicklungen vor allem hinsichtlich begleitender Sturmböen
und Hagel sind am Nachmittag gebietsweise in der Mitte und im Südosten
zu erwarten. Für eine verbreitete Unwetterlage fehlen letztendlich
jedoch die durch den Höhentrog bereitgestellten dynamischen
Hebungsantriebe; so schwenkt erst in der Nacht zum Donnerstag ein
weiterer Randtrog von Frankreich und Benelux her kommend über die
Nordwesthälfte Deutschlands hinweg.
Bis Donnerstagmittag hat die Kaltfront weite Teile des Bundesgebietes
überquert, lediglich - und das ist keine neue Erkenntnis bei solchen
Lagen - der Sprung über die Alpen nimmt eine gewisse Zeit in Anspruch.
Durch den nachfolgenden Höhentrog mit einer überlagerten südwestlichen
Höhenströmung formiert sich dort ein Regengebiet, allzu große
Niederschlagsmengen sollten dabei allerdings nicht zustande kommen.
Postfrontal fließt kühle, mit bestem Willen mäßig warme Meeresluft ein,
in der die Temperaturen am Donnerstag landesweit auf nicht viel mehr
als +20 Grad steigen. Daran ändert sich auch zum Ende der Woche hin nur
wenig, wenn eine weitere Achse des von Nordwesten her regenerierten
Höhentroges Mitteleuropa mit einigen Schauern und Gewittern ostwärts
passiert.
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