Erhebliche Schäden richteten heftige Gewitter am gestrigen Mittwoch in
weiten Teilen Deutschlands an. Zwei Menschen kamen ums Leben, mehrere
wurden zum Teil schwer verletzt. Dafür zeichneten in erster Linie
verbreitet auftretende Sturmböen verantwortlich, insbesondere auf und
im Umfeld der Schwäbischen Alb gab es auch Orkanböen. In Stötten
konnten 130 km/h, in Balingen im Zollernalbkreis 122 km/h verzeichnet
werden. Weniger dramatisch und für eine sommerliche Unwetterlage nicht
außergewöhnlich lesen sich die gemessenen Niederschlagsmengen, die
aufgrund der raschen Verlagerung der Gewitter oftmals um 20 und nur
vereinzelt über 25 mm innerhalb einer Stunde betrugen. Dennoch mussten
sich die örtlichen Feuerwehren neben den Sturmschäden auch um den ein
oder anderen vollgelaufenen Keller kümmern.
Die Gewitter standen in Zusammenhang mit der Passage einer Kaltfront,
die in ihrem Nordteil mittlerweile über Osteuropa vorzufinden ist, in
ihrem Südteil jedoch weit über das südöstliche Mitteleuropa, die Alpen
und das westliche Mittelmeer bis nach Südspanien zurückhängt. Eine
genauere Analyse ließ zwei voneinander abgesetzte Gewitterzonen
beziehungsweise -linien im unmittelbaren Umfeld der Front erkennen,
vorgelagert entwickelten sich im Bereich einer Konvergenzlinie über
Bayern einzelne kräftige Gewitterzellen mit großkörnigem Hagel. Nahe
der an den Alpen verweilenden Front fällt am Donnerstagabend im
Südosten Bayerns noch anhaltend Regen, in den übrigen Landesteilen gibt
es noch einige Schauer und kurze Gewitter. Zwar wurde die in hohem Maße
instabil geschichtete Warmluft mit der Kaltfront nach Osten abgedrängt,
postfrontal strömte jedoch vor allem in der Höhe recht kalte Meeresluft
ein. Diese bildet sich in einem umfangreichen Langwellentrog ab, der
weite Teile West- und Mitteleuropas überdeckt und zwei prägnante Achsen
aufweist. Die östliche dieser beiden Trogachsen hat Deutschland am
Nachmittag und Abend ostwärts passiert und trug entscheidend zur
Auslösung der Schauer und Gewitter bei. Ihr folgt am Freitag die zweite
Achse nach, die dann als die Hauptachse des Troges in Erscheinung
tritt. Dabei ist im Prinzip mit einem ganz ähnlichen Wetterablauf wie
am Donnerstag zu rechnen, wenngleich sich die vertikale Schichtung
durch andauernde Kaltluftadvektion etwas stabilisiert und die Schauer
und Gewitter insgesamt wohl weniger zahlreich und schwächer ausfallen
dürften. Parallel zur östlichen Verlagerung weitet sich der Trog nach
Süden hin aus, was im Gegenzug eines sich stromauf über Westeuropa
aufwölbenden Rückens geschieht. Dieser leitet eine Umstellung der
Großwetterlage und in letzter Konsequenz die erste Hitzewelle des
Sommers ein. Im Bodendruckfeld vollzieht sich die klassische
Entwicklung mit dem Aufbau einer aus einem Azorenhochkeil
hervorgehenden Hochdruckzelle, deren Schwerpunkt am Wochenende über dem
Süden Deutschlands liegt. Dies lässt im Westen und Südwesten des Landes
bereits sonniges und zunehmend sommerlich warmes Wetter erwarten,
während die Nordosthälfte zunächst noch mit der Warmfront eines Kurs
auf Island nehmenden Tiefs und deren Begleiterscheinungen in Form
dichter Bewölkung und etwas Regen vorlieb nehmen muss.
Hinter ihr gelangt am Sonntag schon in den Südwesten, zu Beginn der
neuen Woche dann nach ganz Deutschland sehr warme bis heiße
Subtropikluft, sodass ausgerechnet der Siebenschläfer am Montag den
Auftakt zu einer kurzen, aber intensiven Hitzewelle bildet. Dabei sind
Höchsttemperaturen deutlich über +30, in den üblich verdächtigen
Regionen auch mehr als +35 Grad zu erwarten. Doch da in der Regel nicht
der 27. Juni alleine, sondern oftmals die Witterung über einen Zeitraum
von sieben Tagen Ende Juni und Anfang Juli über den Werdegang des
Sommers entscheidet, muss diese Fügung mit Vorsicht interpretiert
werden. Erst recht, da sich für die zweite Wochenhälfte neben einer
neuerlichen Unwetterlage eine markante Abkühlung andeutet.
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