... der Sonne hinterher. Der Titel dieses weithin bekannten Sommerhits
aus dem Jahre 2003 hat derzeit gleich in doppelter Hinsicht Konjunktur.
Einerseits mag der ein oder andere angesichts des windig-kühlen
Schauerwetters des vergangenen Wochenendes mit Sturmböen bis ins
Flachland (z. B. Berlin), Orkanböen in den Mittelgebirgen (Brocken) und
Höchsttemperaturen von zum Teil kaum +15 Grad (viele Stationen) sowie
des nächsten bevorstehenden Feiertages tatsächlich an eine kurzfristige
Flucht in solche Gefilde denken; zum anderen beginnt am Dienstagabend
um 19:16 Uhr MESZ der kalendarische Sommer, was nichts anderes
bedeutet, als dass die Sonne ihren scheinbar nördlichsten Punkt
erreicht hat und sich nun wieder langsam in Richtung Äquator bewegt.
Die Tage werden kürzer, die Nächte länger, oder mit einem kleinen
Augenzwinkern formuliert - die ersten Schritte auf dem Weg in den
kommenden Winter.
Einen Tag vor diesem Ereignis dominieren Tiefdruckgebiete das Wetter
zumindest in den nördlichen Teilen Kontinentaleuropas. Der Sturmwirbel
vom Wochenende, "Fabian", hat sich mit seinem Zentrum inzwischen über
dem Westen Finnlands eingefunden und bringt bis einschließlich Mittwoch
dem Norden Skandinaviens ergiebigen Regen. Sein Nachfolger, "Gunnar",
liegt am Montagabend noch westlich der Britischen Inseln, beeinflusst
indirekt aber schon das Geschehen in den südlichen und mittleren
Gebieten Deutschlands durch seine weit nach Osten vorgeschobene
Warmfront, an der sich zudem eine Welle formiert hat. Aus typisch
dichter Bewölkung fielen in diesen Regionen bis zum Abend bereits
einige Millimeter Regen und Sprühregen. Dem ganzen überlagert ist eine
für die Jahreszeit beachtenswert stramme Westströmung am südlichen Rand
eines Trogkomplexes, der große Teile des Nordatlantiks und Nordeuropas
überspannt. Innerhalb dieses Komplexes lassen sich verschiedene Teil-
und Randtröge erkennen, die beispielsweise zu "Fabian" im Osten und
"Gunnar" im Westen korrespondieren. Andauernde Warmluftadvektion hat
dazwischen einen breiten, noch nicht sonderlich ausgeprägten Rücken
entstehen lassen, dessen dynamisches Absinken die durch die
Warmluftadvektion ausgelösten Hebungsprozesse allerdings noch nicht
kompensieren kann. So dauern die Niederschläge im Umfeld der Warmfront
am Dienstag über der Mitte Deutschlands weiter an und erfahren im
Bereich der nach Osten ablaufenden Welle vorübergehend gar eine
Verstärkung. Südlich davon strömt von West-Südwest aber allmählich
deutlich wärmere Luft ein, sodass Baden-Württemberg und Bayern nach
einigen Tagen mal wieder sommerliche Temperaturen erwarten dürfen. Zum
Mittwoch kippt die Anordnung dahin gehend, als dass sich der
ostatlantische Trog etwas nach Süden ausweitet und im Gegenzug der
mitteleuropäische Rücken nach Norden aufsteilt. Beide Gebilde verlagern
sich nach Osten, entsprechend gerät Deutschland auf der Vorderseite von
Trog und dem über die Britischen Inseln zur Nordsee ziehenden Tief in
eine vollends südwestliche Strömung. Der damit verbundene Vorstoß sehr
warmer Luftmassen ist jedoch von kurzer Dauer und bleibt auf die
südöstlichen Teile Deutschlands beschränkt, derweil die Kaltfront von
"Gunnar" - ebenfalls unter Wellenbildung - bereits am Vormittag auf den
Nordwesten übergreift. Mit Voranschreiten der Front - am Abend passiert
sie bereits die Oder - und der vorangegangenen tagesgangbedingten
Aufheizung werden dann wieder heftige Gewitter mit Starkregen, Hagel
und Sturmböen ein gewichtiges Thema. Dabei besteht Unwettergefahr. Erst
im Laufe des Donnerstags dringt die in ihrem Südteil weit
zurückhängende Front auch in Alpennähe vor. Wegen der zunächst
weiterhin südwestlichen Höhenströmung stellt sich dort, wie schon des
Öfteren in diesem Frühsommer, eine markante vertikale Windscherung und
daraus resultierend eine Dauerregenlage ein. Verschärft wird die
Situation im Tagesverlauf durch einen nordostwärts schwenkenden
Randtrog, der die Front noch einmal aktiviert. Dann sind südlich der
Donau kräftige Regenfälle mit Mengen über 50 mm innerhalb von 24
Stunden und insgesamt nahe 100 mm möglich; Überschwemmungen und
kleinere Hochwasser inklusive.
Mit Durchgang der Trogachse am Freitag beruhigt sich das Wetter. Zwar
sind auf der Trogrückseite in der bis dahin eingeflossenen sehr kühlen
Luft noch zahlreiche Schauer und das ein oder andere kurze Gewitter
unterwegs, die Unwettergefahr ist aber überall gebannt. Zum Wochenende
setzt sich zunächst im Südwesten, später in ganz Deutschland
Hochdruckeinfluss durch. Ob im Laufe der nächsten Woche die erste
ausgeprägte Sommerhitze kommt oder obenstehender Titel weiterhin
aktuell bleibt, muss noch ein paar Tage abgewartet werden.
|