Während das zentraleuropäische Wettergeschehen zurzeit keine
außergewöhnlichen oder extremen Ereignisse, sondern vielmehr
frühsommerliche Witterung auf einem gemäßigten Niveau zu bieten hat,
lohnt dieser Tage ein Blick über den nördlichen Tellerrand hinaus nach
Skandinavien. Dort ging am Sonntag mit einigen kräftigen Regenschauern
und Gewittern die erste Hitzewelle des Sommers zu Ende, die durchaus
auch als solche zu verstehen ist. So wurden am vergangenen Freitag und
Samstag entlang des Polarkreises verbreitet Höchsttemperaturen um +30
Grad gemessen. Die nördlichste Station mit einer "3" als führende
Ziffer des Maximums war das schwedische Saittarova auf einer
geografischen Breite von 67,33 Grad. Doch nicht nur tagsüber, auch
während der inzwischen dort sehr kurzen oder im eigentlichen Sinne gar
nicht mehr vorhandenen Nächte wurden gebietsweise ungewöhnlich hohe
Temperaturen registriert. Am Leuchtturm des kleinen Fischerdorfes
Skrova auf den Lofoten konnte von Donnerstag auf Freitag eine
Tropennacht mit einem Tiefstwert von +21,5 Grad registriert werden - es
war die zweithöchste jemals in Nordnorwegen gemessene Tiefsttemperatur
seit 1957.
Derartige Temperaturen - tags wie nachts - sucht man in Mitteleuropa
momentan vergebens. Hier hat sich eine mehr oder weniger ausgeprägte
Westlage mit moderater Wetteraktivität etabliert. So zog in der Nacht
zum Pfingstmontag ein Regengebiet über den Süden Deutschlands hinweg,
das allerdings nur geringe Niederschlagsmengen hinterließ. Es war an
einen kurzwelligen Höhentrog gekoppelt, der bis Dienstagfrüh zum
östlichen Alpenraum schwenkt und dann allmählich seine scharfen Umrisse
verliert. Derweil rückt ein Tiefdruckgebiet mit Zentrum bei den
Shetlands in das Blickfeld, das sich - anders als zum Ende der letzten
Woche vermutet - nun doch nicht zu einer Sturmzyklone intensiviert.
Dennoch gewinnt es zunehmend an Einfluss auf das Wetter in
Mitteleuropa, wenngleich seine Warmfront, die bereits den Nordwesten
Deutschlands erreicht hat, sich lediglich in Form einiger hoher und
mittelhoher Wolkenfelder bemerkbar macht. Während diese in der Nacht
zum Dienstag nach Nordosten abzieht, greift die Kaltfront des zur
Südwestküste Norwegens wandernden Tiefs von Nordwesten her auf das
Bundesgebiet über. Aufgrund nur geringer dynamischer Hebungsantriebe
durch einen korrespondierenden schwachen Kurzwellentrog beschränkt sich
deren Wetterwirksamkeit zunächst auf einige Schauer. Dies ändert sich
zum Nachmittag, wenn sich Trog und Front der Südhälfte Deutschlands
nähern und in der dort lagernden präfrontalen Warmluftmasse verbreitet
Schauer und einige Gewitter auszulösen vermögen. Mitunter sind dabei
kräftige Regengüsse und kleiner Hagel möglich, eine überregionale
Unwetterlage wie vor Wochenfrist steht jedoch nicht in Aussicht. Ihre
südlichste Lage nimmt die Kaltfront in der Nacht zum Mittwoch etwa über
dem Mittelgebirgsraum ein, ehe sie dann bereits wieder allmählich nach
Norden rückläufig wird. Zwar geschieht dies auf der Vorderseite eines
neuen, umfangreichen Tiefs über dem zentralen Nordatlantik; die wärmere
Luft dringt anfänglich jedoch im Bereich einer flachen Tiefdruckrinne
nach Norden vor, die am Mittwoch von Nordwest nach Südost ausgerichtet
diagonal über Deutschland verläuft. In ihrem Umfeld muss erneut mit
Schauern und Gewittern gerechnet werden.
Das Frontensystem des zentralatlantischen Tiefs quert Mitteleuropa in
der zweiten Wochenhälfte mit teilweise kräftigen Regenfällen und
Gewittern. Dahinter wird mit einer westlichen Strömung erneut kühle bis
mäßig warme Luft herangeführt. An dem insgesamt zyklonal geprägten
Grundmuster mit jeweils kurzem Zwischenhocheinfluss und nachfolgender
Kaltfrontpassage bei mal mehr, mal weniger deutlich über der
+20-Grad-Marke liegenden Höchsttemperaturen ändert sich auch zum
Wochenende nichts Wesentliches.
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