Über fünf Tage hinweg - vom vergangenen Samstag bis zum Mittwoch -
erstreckte sich die erste ausgeprägte Gewitterlage der Sommersaison
2011 in Mitteleuropa, die verschiedene Facetten aufwies. Die größte
Regenmenge an einem Ort innerhalb eines Tages verzeichnete bereits am
Sonntag Lennestadt-Theten in Nordrhein-Westfalen mit - je nach Quelle -
83 oder eben doch 87 mm Niederschlag. Das Besondere an dieser
Gewitterepisode aber war, dass nicht nur in der erweiterten
Nachbarschaft bekannte Orte, sondern auch Großstädte heftige Regengüsse
abbekamen. Zahlreiche Fotos zeigten Teile Hamburgs und Berlins unter
Wasser, in Stuttgart (Neckartal) fielen zwischen Montag und Dienstag 57
mm. Hinzu kamen örtlich schwere Sturmböen und Hagel, der ob seiner
Menge im Allgäu ganzen Landstrichen kurzzeitig ein winterliches
Aussehen verlieh.
Zum Finale am Mittwoch gingen im Osten und Norden nochmals kräftige
Gewitter und von Gewittern durchsetzte Starkregenfälle nieder; in
Carlow in Mecklenburg-Vorpommern registrierte man innerhalb von 24
Stunden bis Donnerstagfrüh 65 mm. Mittlerweile wurde die feuchtwarme
Gewitterluft aus ganz Deutschland ausgeräumt und durch kühlere und
insgesamt trockenere Luft ersetzt. Dies geschah mit Hilfe der Kaltfront
eines Tiefs, das mit seinem Zentrum am Donnerstagabend nördlich von
Irland liegt. Ihm überlagert lässt sich ein ausgedehntes Höhentief
analysieren, das im Nordwesten bis nach Grönland und im Südosten bis
zur Mitte Frankreichs und nach Süddeutschland reicht. Es sorgt dafür,
dass der Wetterablauf auch in den kommenden Tagen nicht gänzlich
störungsfrei vonstatten geht. Teils noch der über den Alpen
zurückhängenden Kaltfront, teils aber auch einem Randtrog des
Höhentiefs geschuldet fiel am Donnerstag im Süden Baden-Württembergs
und Bayerns aus dichten Wolken etwas Regen; ein weiterer, in den
Abendstunden und in der Nacht zum Freitag nordostwärts schwenkender
Kurzwellentrog löst einzelne Schauer aus. Am Freitag wird dieses Muster
insofern modifiziert, als dass von Nordfrankreich her ein markanter
Randtrog zunächst in Richtung Benelux zieht. Dabei bildet sich über
England gar ein sekundäres Höhentiefzentrum aus; das gesamte System in
der Höhe nimmt dann eine dipolartige, nordwest-südost-orientierte Form
an. Die großräumige Hebung vor dem Randtrog und der damit verbundene
Luftdruckfall am Boden reichen aus, um eine diagonal über Deutschland
verlaufende Tiefdruckrinne und ein kleines Tief über der westlichen
Nordsee entstehen zu lassen. Im Bereich der Rinne wird vorübergehend
warme und feuchte Luft über die Alpen nordwärts geführt, in der sich am
Nachmittag einige Schauer und Gewitter entwickeln können. Noch am Abend
erreicht dann die sich vor allem im thermischen Feld höherer
Luftschichten markant abbildende Kaltfront des kleinen Tiefs den Westen
und, zumindest in ihrem Nordteil, im Laufe des Samstags auch den Osten
Deutschlands. Nicht vollständig verdrängt werden kann die - alles in
allem aber nur mäßig - warme Luft im Süden. Bezogen auf das
Bundesgebiet sind dort auch die kräftigsten Regenfälle zu erwarten, die
sich am Freitagabend und in der Nacht zum Samstag aus den Alpen heraus
auf weite Teile Bayerns ausbreiten. Sie sind das Resultat großräumiger
Hebungsvorgänge infolge einer vertikalen Scherung mit nordwestlichen
Bodenwinden auf der Rückseite der Tiefdruckrinne und im Umfeld der
Kaltfront zum einen sowie einer südwestlichen Strömung auf der
Vorderseite des Höhentroges zum anderen. Mit Passage der Trogachse und
zunehmendem Hochdruckeinfluss klingen die Regenfälle und Schauer im
Laufe des Samstags ab.
Allerdings währt die antizyklonale Phase nur kurz; schon am Sonntag
wandert die aus einem Keil des Azorenhochs hervorgegangene
Hochdruckzelle über Mitteleuropa nordostwärts ab und Deutschland gerät
auf die Vorderseite eines neuen Tiefs über den Britischen Inseln, das
sich zu Beginn der kommenden Woche unter passenden Umständen sogar zu
einem Sturmtief verstärken könnte. Dabei wird aus Südwesten wiederum
etwas wärmere, jedoch keine sommerlich heiße Luft advehiert.
Schließlich gestaltet sich das Wetter an diesem ersten Pfingstfeiertag
unentschieden: Sowohl im äußersten Norden, mit Abzug des "alten"
Troges, als auch im Süden, vor dem "neuen" Trog, treten einzelne
Schauer auf - und zwischendrin scheint die Sonne. Das Frontensystem des
vermeintlichen Sturmtiefs überquert Deutschland am Montag und Dienstag.
Damit einher gehen neuerliche Regenfälle, Schauer und einzelne Gewitter.
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