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Das Wetter in Baden-Württemberg
Stand: Montag, 06.06.2011, 22:00 MESZ | Aktualisierung montags und donnerstags


+++ Tupfer und Kleckse +++


WETTERÜBERSICHT EUROPA
Einem modernen Malkunstwerk gleichen dieser Tage die mitteleuropäischen Niederschlagsradarbilder, die je nach zugrunde liegender Farbgebung vor allem nachmittags und früh abends mehr oder weniger gleichmäßig verteilt mit bunten Tupfern und Klecksen aufwarten. Sie illustrieren schön das Resultat einer typischen schwülwarmen Sommerwetterlage mit ausgiebiger konvektiver Aktivität in Form von einzelnen Gewitterzellen, zusammenhängenden Gewitterclustern und Starkregengebieten. Gleichzeitig zeigen sie jedoch auch das meteorologische Problem einer solchen Situation auf, denn selbst am Vormittag desselben Tages lassen sich allenfalls regionale Gewitterschwerpunkte, nicht aber genaue Lokalitäten oder Orte vorhersagen, wo es wenige Stunden später zu Starkregen und dergleichen kommen und wo es im Gegenzug trocken bleiben wird. So bekamen viele Gebiete in Deutschland am Wochenende nur wenige Tropfen, einige Stationen dagegen große Regenmengen ab. In Alsfeld-Eifa in Hessen fielen am Sonntag 55 mm binnen einer Stunde, das nordrhein-westfälische Lennestadt-Theten verzeichnete zwischen Sonntag- und Montagfrüh 83 mm. Solche Mengen ziehen beinahe schon zwangsläufig überschwemmte Straßen und Keller nach sich, entsprechend gehäuft wurde darüber in den Medien berichtet. Neben Starkregen traten einigerorts auch Hagel mit Korngrößen bis etwa 3 cm im Durchmesser und Sturmböen auf.

Um verbreitet solch kräftige Gewitter auszulösen, braucht es eine feuchtwarme Luftmasse zum einen und schwache Luftdruckgegensätze - möglichst im Bereich einer flachen Tiefdruckrinne - zum anderen. Beide Voraussetzungen sind seit Freitag vergangener Woche im Süden, seit Sonntag auch im Norden Deutschlands gegeben. Die Tiefdruckrinne, zunächst west-ost-orientiert, hat sich am Sonntag vom Süden in den Norden verlagert und nimmt am Montagabend eine mehr meridionale - also nord-süd-ausgerichtete - Lage ein. Das ganze spielt sich auf der Vorderseite eines mächtigen ostatlantischen beziehungsweise westeuropäischen Höhentroges ab, dessen Achse etwa von Spitzbergen über Jan Mayen und Island sowie über Irland und Portugal nach Süden verläuft. War über dem östlichen Mitteleuropa bislang hohes Geopotential bestimmend, so hat sich der schwache Rücken am Montag etwas nach Osten verschoben. Entsprechend können auf der Vorderseite des Troges einzelne kurzwellige Anteile nordostwärts schwenken und die Gewittertätigkeit zeit- und gebietsweise verstärken. Am Montagvormittag war es ein Randtrog über Nordostitalien, der großen Teilen Baden-Württembergs schauerartigen und gebietsweise gewittrigen Regen gebracht hat. Es handelte sich im Übrigen um das ehemalige Höhentief, das im Zuge der letzten Kaltfrontpassage am vergangenen Dienstag über Frankreich südwärts gewandert ist und seither über dem westlichen Mittelmeerraum verweilte - manch einer mag sich vielleicht erinnern. Im Raum Karlsruhe kamen dabei immerhin bis zu 11 mm nichtgewittriger Regen zusammen. In der Nacht zum Dienstag zieht der Randtrog über Süd- und Ostdeutschland hinweg und später Richtung Polen. In seiner Spur drohen vor allem Ostbayern, Thüringen, Sachsen und Brandenburg unwetterartige Starkregenfälle. Dahinter beruhigt sich das Geschehen vorübergehend, ehe am Nachmittag von Südwesten her neue Schauer und Gewitter auf weite Landesteile übergreifen. Sie lassen sich einem ebenfalls flachen Bodentief zuordnen, das als "Anhängsel" des dem Höhentrog unterlegenen Zentraltiefs über den Britischen Inseln betrachtet werden kann. Zusätzliche dynamische Hebungsantriebe liefert zum Abend hin ein weiterer, von Südwesten nahender Randtrog. Dieser schwenkt am Mittwoch über Deutschland hinweg nach Norden und trägt entscheidend zur Entwicklung einer aus dem Randtief hervorgehenden Zyklone bei, die parallel über die östlichen Bundesländer nordwärts zieht. Wie kräftig sich diese letztendlich intensivieren wird, muss abgewartet werden; allerdings lässt sich für die Mitte und die Nordosthälfte in der zweiten Tageshälfte und in der Nacht zum Donnerstag ein erhöhtes Unwetterrisiko konstatieren.

Das eventuell auftretende, gewittrige Starkniederschlagsgebiet bildet den Abschluss der unwetterträchtigen Wetterlage, die mit der Passage der Kaltfront des britischen Tiefs ein Ende findet. Dahinter wird am Mittwochfrüh bereits im Westen, bis spätestens Donnerstagnacht auch im Osten die feuchtwarme durch kühlere und insgesamt trockenere Luft ersetzt. Allerdings verbleiben West- und Mitteleuropa auf der Vorderseite des sich zu einem ausgeprägten Höhentief mit Zentrum nördlich von Schottland umwandelnden Höhentroges unter zyklonalem Einfluss, sodass sich auch die folgenden Tage unbeständig gestalten. Dabei deuten sich für das Pfingstwochenende wieder gebietsweise kräftige Regenfälle an.


VORHERSAGE BADEN-WÜRTTEMBERG FÜR DIENSTAG, 07.06.2011
In der Nacht zum Dienstag sind anfangs noch einzelne Schauer und Gewitter über Baden-Württemberg unterwegs, später klingen diese allgemein ab und lassen einen teils wolkigen, teils gering bewölkten Himmel zurück. Am frühen Morgen liegen die Temperaturen zwischen +15 Grad am Rhein und +10 Grad im Allgäu.

Tagsüber scheint zunächst häufig die Sonne, gegen Mittag entwickeln sich erste Schauer und Gewitter über dem Schwarzwald und der Schwäbischen Alb. Im Laufe des Nachmittags kommen von Frankreich her dann verbreitet Gewitter auf, die zumindest teilweise wieder kräftig ausfallen können mit Starkregen, örtlichem Hagel und Sturmböen. Tendenziell eher wenig passiert zunächst in Oberschwaben und im Allgäu, zum Abend könnten dort jedoch aus den Alpen heraus gewittrige Starkregenfälle aufkommen. Die Luft erwärmt sich auf schwülwarme +23 bis +28 Grad mit den höchsten Werten wie üblich am Rhein. Abgesehen von den bereits erwähnten Gewitterböen weht der Wind nur schwach bis mäßig aus unterschiedlichen Richtungen.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Vormittag Nachmittag
+13 °C +27 °C


DIE WEITEREN AUSSICHTEN
Der Mittwoch bringt weiten Teilen Baden-Württembergs bereits am Vormittag starken und mitunter gewittrigen Regen, der sich im Tagesverlauf von Süden her nordwärts ausbreitet. Dabei sind große Regenmengen und örtliche Überschwemmungen möglich. Im Laufe des Nachmittags beruhigt sich das Geschehen. Einen herben Dämpfer erleiden die Temperaturen, die nur mit Mühe noch Höchstwerte um +20 Grad erreichen.

Eine Mischung aus Sonne, Wolken und einzelnen Schauern hält der Donnerstag bereit. Unwettergefahr besteht dann definitiv nicht mehr.

Freitag und Samstag muss insgesamt wieder häufiger mit Schauern, Gewittern und teilweise kräftigen Regenfällen gerechnet werden. Bei längerem Sonnenschein steigen die Temperaturen am Rhein auf annähernd sommerliche Werte, bei anhaltendem Regen wird hingegen die +20-Grad-Marke nicht überschritten. Detailliertere Aussagen sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Mittwoch
08.06.2011
Donnerstag
09.06.2011
Freitag
10.06.2011
Samstag
11.06.2011
+16 °C | +19 °C
+9 °C | +22 °C
+8 °C | +24 °C
+11 °C | +18 °C

Text: CE, http://www.che-wetter.de

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