Anhaltend leichter Regen und Sprühregen, Höchsttemperaturen zwischen
+10 und +15 Grad und ein lebhafter Nordwind sind nicht unbedingt das,
was man sich gemeinhin unter einem Sommertag vorstellt. Und doch trat
gerade diese Kombination ausgerechnet am gestrigen Mittwoch, dem 1.
Juni und damit meteorologischen Sommeranfang, in weiten Teilen
Baden-Württembergs und Bayerns auf. Dass ein solcher Fehlstart dann
auch noch im Anschluss an das sonnigste, zweitwärmste und
zweittrockenste Frühjahr seit Beginn der Messungen "gelingt", darf
getrost unter den bisweilen seltsamen Blüten eingeordnet werden, die
das meteorologische Geschehen in Mitteleuropa von Zeit zu Zeit
hervorbringt. In den Schweizer Alpen fiel gar Schnee bis etwa 1.000
Meter herab, oberhalb 1.500 bis 2.000 Meter zeigten sich die
Landschaften für einige Stunden dick verschneit.
Inzwischen gehören sowohl der Schnee als auch der Kaltlufteinbruch der
Vergangenheit an, und die Großwetterlage stellt sich wieder in Richtung
sommerliches Wetter um. Bereits an Christi Himmelfahrt profitierte der
Großteil Mitteleuropas von einem Hochdruckgebiet, das sich in den
vergangenen Tagen mit seinem Schwerpunkt vom mittleren Nordatlantik zu
den Britischen Inseln verlagert hat. Es bildet sich auch in der
mittleren und oberen Troposphäre in Form relativ hohen Geopotentials
ab, das einen Bereich von den Britischen Inseln über das nördliche
Mittel- bis nach Osteuropa überdeckt. Südlich des darin eingelagerten
und sich ebenfalls über den Britischen Inseln befindlichen Höhenhochs
kann ein kräftiges Höhentief mit Zentrum über dem Löwengolf ausgemacht
werden. Es handelt sich um den am Mittwoch abgetropften südlichen Teil
des Höhentroges, der zusammen mit der Kaltfront für die andauernden
Niederschläge und den markanten Temperaturrückgang verantwortlich
zeichnete. Eine korrespondierende Struktur im Bodendruckfeld lässt sich
nur mit Mühe identifizieren; allerdings reichten die
Luftdruckunterschiede zwischen einem über Norddeutschland nach Osten
vorgeschobenen Keil des Hochs über den Britischen Inseln und einer
flachen Tiefdruckrinne über dem Mittelmeerraum aus, um in der
Südwesthälfte Deutschland am Donnerstag starke Böen, im Hochschwarzwald
sogar schwere Sturmböen zu generieren. Am Freitag wandert das Höhenhoch
über Norddeutschland ostwärts und schwächt sich ebenso ab wie die am
Donnerstag noch so kräftig anmutende Hochdruckzelle über den Britischen
Inseln. Diese geht quasi in einem neuen Hoch auf, das mit seinem
Schwerpunkt allerdings einige hundert Kilometer weiter westlich mitten
über dem Nordatlantik aufwartet. Somit kann sich die flache
Tiefdruckzone über dem Mittelmeerraum nach Norden ausweiten, was
deutschlandweit fallenden Luftdruck um 5 bis 10 hPa bis zum Abend zur
Folge hat. Auf der Rückseite des Höhenhochs dreht die Strömung zunächst
in diesen Höhenniveaus von Nord- auf Südost, womit zum einen allmählich
wärmere, ihrem mediterranen Ursprung entsprechend jedoch auch feuchte
Luft herangeführt wird. Darin entwickeln sich am Freitagnachmittag und
-abend zunächst südlich des Mains Schauer und Gewitter. Am Wochenende
ändert das Höhentief über dem westlichen Mittelmeer seine Lage nur
unwesentlich. Allerdings steigt über Ost- und Südosteuropa das
Geopotential an, sodass für West- und Mitteleuropa auf der Vorderseite
des Höhentiefs zunehmend zyklonale Bedingungen resultieren.
Insbesondere zwar schwache, aber fortwährende Warmluftadvektion führt
zu großräumigen Hebungsvorgängen, die den Luftdruck in Bodennähe weiter
absinken lassen. Unmittelbar spiegelt sich dieser Prozess in der
Formierung einer seichten und west-ost-orientierten Tiefdruckrinne
wider, die am Samstag von Südfrankreich bis nach Südostdeutschland
verläuft und sich am Sonntag und Montag nordwärts verlagert. In ihrem
Bereich, wo die Luft aus unterschiedlichen Richtungen aufeinander
zuströmt und nur nach oben ausweichen kann, ist an den jeweiligen Tagen
mit einem Maximum der Gewitteraktivität zu rechnen.
Anfang der neuen Woche geht das südwesteuropäische Höhentief in einem
neuen Langwellentrog auf, der über Westeuropa nach Süden vorstößt. Auf
dessen Vorderseite verbleibt Deutschland in einer südlichen bis
südwestlichen Strömung in feuchtwarmer Luft. Hinsichtlich des täglichen
Ablaufs mit häufigem Sonnenschein in der ersten Tageshälfte und der
Entwicklung von Schauern und Gewittern vornehmlich am Nachmittag und
Abend ergeben sich damit zunächst keine signifikanten Änderungen.
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