Wieder einmal konnte am Montag in Deutschland der "bislang wärmste Tag
des Jahres" ausgerufen werden, und tatsächlich stiegen die Temperaturen
zum ersten Mal im späten Frühjahr überregional auf Werte über +30 Grad.
Ungewohnt weit vorne in der Rangliste der Maxima landete dabei auch
Rheinstetten, wo +32,3 Grad gemessen und damit offiziell der erste
"heiße Tag" des Jahres gefeiert werden konnten. Ein Spitzenwert von gar
+34,0 Grad wurde in der Hertzstraße am ehemaligen Standort der
Wetterwarte Karlsruhe verzeichnet; lediglich vier Zehntel Kelvin
fehlten hier zum absoluten Mairekord aus dem Jahre 1922. Was Karlsruhe
nicht gelangt, schaffte Bendorf in der Nähe von Koblenz: +33,7 Grad
bedeuteten hier einen neuen Monatsrekord in der seit 1951 bestehenden
Messreihe.
Dabei war die eingeströmte Luftmasse nicht unbedingt so extrem warm,
wie man es angesichts der gemessenen Höchstwerte vielleicht vermutet
hätte. Durch die in vielen Regionen des Landes andauernde
Trockenperiode jedoch konnte das Wärmepotential optimal umgesetzt
werden, nur wenig Energie wurde für die Verdunstung von - kaum
vorhandener - Feuchtigkeit oder Wasser benötigt. Auch die Luftmasse
selbst weist recht tiefe Taupunkte und gleichbedeutend damit einen
niedrigen Feuchtegehalt auf. Großräumig betrachtet hat sich am Montag
eine klassische Situation mit einem ausgeprägten Höhentrog über dem
nahen Atlantik und hohem Geopotential über Osteuropa eingestellt.
Relativ geringe Luftdruckgegensätze finden sich in Bodennähe, wobei
eine meridional über Westeuropa verlaufende Tiefdruckrinne mit einem
eingelagerten Tiefkern über der niederländischen Küste ins Auge fällt.
Somit waren die Bedingungen gegeben für den Zustrom warmer, zunächst
aber - wie bereits geschildert - noch trockener Luft aus Südwest. Im
weiteren Verlauf spielt das über die Nordsee bis Dienstagmittag in
Richtung Skagerrak ziehende Tief eine gewichtige Rolle. Mit Annäherung
der zu ihm gehörenden Kaltfront, die bereits in der Nacht den äußersten
Westen Deutschlands erreicht, wird die Luft zunehmend feuchter. Im
Bereich vor der Kaltfront bildet sich typischerweise eine bodennahe
Konvergenzlinie aus, an der in Teilen des Saarlands, von
Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen erste Gewitter auftreten
dürften. Dabei erscheint es wahrscheinlich, dass sich von Frankreich
her ein größeres Gebiet mit schauerartigen und gewittrigen Regenfällen
nordostwärts verlagert. Die dafür notwendigen dynamischen
Hebungsimpulse liefert ein auf der Vorderseite des Troges ablaufender
kurzwelliger Anteil. Im Tagesverlauf verschiebt sich die gesamte
Anordnung mit Kaltfront und vorlaufender Konvergenzlinie sowie
Höhentrog nach Osten. Im Westen erfolgt die Kaltfrontpassage schon am
Vormittag oder spätestens bis Mittag, sodass unwetterartige
Entwicklungen - sofern sie überhaupt auftreten - dort die Ausnahme
bleiben. Eine erhöhte Gefahr dafür besteht wie so oft bei
vergleichbaren Lagen in der Osthälfte, wo die zunehmend parallel zur
Höhenströmung ausgerichtete und daher immer zögerlicher vorankommende
Front erst in den Nachmittags- und Abendstunden eintrifft. In diesen
Gebieten kann die Sonne die Luft zuvor noch einmal kräftig erwärmen;
Höchsttemperaturen um +30 Grad sind in Sachsen, Brandenburg und Berlin
zu erwarten. Im Westen dagegen macht sich die postfrontal einfließende
Kaltluft - bei genauer Betrachtung handelt es sich um zwei dicht
aufeinanderfolgende frontale Strukturen, die bis zum Abend zu einer
gemeinsamen Kaltfront verschmelzen - durch einen wahren Temperatursturz
bemerkbar. Teilweise wird noch nicht einmal mehr die +15-Grad-Marke
erreicht. Zum Mittwoch schnürt sich aus dem Höhentrog über
Ostfrankreich ein eigenständiges Höhentief ab und driftet Richtung
Löwengolf. Auf dessen Vorderseite bleibt in höheren Schichten eine
südliche Strömung bestehen, während in Bodennähe hinter der
Tiefdruckrinne und vor einem von Westen her nachrückenden Hoch der Wind
auf Nordwest bis Nord dreht. Die markante Scherung schafft ideale
Voraussetzungen für das Aufgleiten feucht-warmer Luft auf die frisch
einfließende Kaltluftmasse, sodass hinter der dann über dem Alpenraum
verweilenden Kaltfront ein umfangreiches Regengebiet entsteht. Die
Regenfälle können in manchen Regionen vor allem Baden-Württembergs und
Bayerns durchaus ergiebig ausfallen und bis Mittwochabend zu
Niederschlagsmengen um 50 mm führen. Dort, wo es auch tagsüber noch
längere Zeit am Stück regnet, bleibt es mit Höchstwerten unter +10 Grad
sehr kühl.
Doch wie in der Überschrift vorweggenommen ist die Rückkehr zu
sommerlichem Wetter bereits abzusehen. Zwischen dem Höhentief und dem
nach Nordosten schwenkenden Resttrog steigt das Geopotential rasch an,
in der zweiten Wochenhälfte etablieren sich ein Höhenhoch mit
Schwerpunkt über Nordwesteuropa und sein Pendant am Boden über den
Britischen Inseln. Zusammen mit relativ tiefem Luftdruck über dem
Mittelmeerraum stellt sich über Mitteleuropa eine nordöstliche bis
östliche Strömung ein. Nennenswerte Advektionsprozesse sind damit nicht
verbunden, allerdings erwärmt sich die Luftmasse einerseits durch
großräumiges Absinken und andererseits durch die kräftige solare
Einstrahlung. Besonders im Süden, wo später von Südosten her feuchtere
Luft einbezogen wird, muss mit nachmittäglichen Schauern und Gewittern
gerechnet werden.
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