Teilweise kräftige Gewitter prägten das vergangene Wochenende und
insbesondere den gestrigen Sonntag in weiten Teilen Deutschlands, nur
wenige Regionen - darunter zum Beispiel der Großraum Karlsruhe -
blieben verschont und gänzlich trocken. Wie im Sommerhalbjahr bei
solchen Wetterlagen üblich, kamen eng begrenzt hohe Regensummen
zustande. Spitzenreiter im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes war am
Sonntag die Station Markt Erlbach-Mosbach in Mittelfranken, wo
insgesamt 57 mm aus den Wolken prasselten - davon 43 mm innerhalb von
einer Stunde. Hinzu gesellten sich lokal Sturmböen, in Bremervörde
wurde mit 94 km/h gar eine Böe der Stärke 10 gemessen.
Die Gewitter standen in Verbindung mit der Kaltfront samt vorlaufender
Konvergenzlinie von Tiefdruckgebiet "Tronje", das sich am Montag
deutlich abgeschwächt und mit seinem Zentrum nördlich der Britischen
Inseln platziert hat. Mit ihr wurde die seit Donnerstag vergangener
Woche über Mitteleuropa lagernde gewitterträchtige Luftmasse nach Osten
abgedrängt. Postfrontal gelangte ein Schwall frischer Meeresluft vor
allem in die Nordhälfte, was sich dort am Montag in Höchsttemperaturen
von nur um +20 Grad widerspiegelte. Im Süden konnte sich die Kaltluft
nicht so recht durchsetzen, drehte die Strömung hinter einer rasch nach
Osten wandernden Hochdruckzelle und vor einem neuen, recht intensiven
Tief über Schottland doch bereits wieder auf Südwest zurück. Dieses
neue Tief, das den geläufigeren Namen "Udo" trägt,
entwickelte sich über dem Nordatlantik sogar zum Orkantief und brachte
den schottischen Highlands am Montag Böen bis 183 km/h. Auch in den
Niederungen im Norden der Britischen Inseln traten verbreitet Böen der
Stärke 11 und 12 auf, die Flughäfen in Aberdeen und Edinburgh
verzeichneten 115 und 109 km/h. Am Dienstag nimmt "Udo" auf das
Geschehen in Deutschland Einfluss, wenngleich mit deutlich harmloseren
Auswirkungen. Während das Tief selbst sich zunächst "Tronje"
einverleibt und zusammen mit diesem als Tiefdrucksystem unter
allmählicher Abschwächung zur norwegischen Küste zieht, überquert seine
Kaltfront im Tagesverlauf die Bundesrepublik von Nordwest nach Südost.
Da die Luftmasse vor der Front zum einen wesentlich kühler temperiert
und zum anderen trockener ist als diejenige vom Sonntag, beschränken
sich markante Wettererscheinungen in Form kräftigerer Gewitter auf
Teile Bayerns, wo der Luftmassenwechsel am Sonntag nicht in letzter
Konsequenz glückte und noch Reste feuchter Luft zugegen sind. Ansonsten
geht der Frontdurchgang für Ende Mai vergleichsweise unspektakulär und
teilweise sogar trocken über die Bühne. Ganz im Norden, der mit dem
nachfolgend durchschwenkenden Höhentrog von hochreichend kalter Luft
gestreift wird, können sich am Nachmittag und gegen Abend ebenfalls
noch einige kräftigere Schauer entwickeln. Nach Durchzug der Front
steigt der Luftdruck rasch wieder an, in der vielfach klaren Nacht zum
Mittwoch droht bei windschwachen Verhältnissen besonders in der Mitte
des Landes Bodenfrost. Im Tagesverlauf verlagert sich - ähnlich wie am
Montag - eine eigenständige Hochdruckzelle über Deutschland hinweg nach
Osten, auf ihrer Rückseite setzt bereits wieder die Zufuhr deutlich
wärmerer Luft ein. Anders als am Montag und Dienstag wird diese vor
einem weiteren Tief über den Britischen Inseln und einem dazu
korrespondierenden Höhentrog jedoch aus dem Mittelmeerraum advehiert
und weist daher neben höheren Temperaturen auch wieder einen wesentlich
höheren Feuchtegehalt auf.
Je nach Timing der von Westen nahenden Kaltfront des Tiefs sind am
Donnerstag so gebietsweise Höchsttemperaturen um +30 Grad zu erwarten,
nachfolgend am Nachmittag und Abend jedoch auch wieder zum Teil heftige
Gewitter. Eine zeitlich und räumlich genauere Prognose ist drei Tage
vor dem Ereignis allerdings noch nicht möglich. Zum Wochenende sorgt
dann deutlich kühlere Luft für Beruhigung.
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