Der heutige Donnerstag bildete in weiten Teilen Deutschlands den
Auftakt zu einem viertägigen frühsommerlichen Gewitterabschnitt. Die im
Tagesverlauf beobachteten Gewitter gehörten dabei örtlich der
"gehobenen" Kategorie mit Starkregen und Hagel an. Bereits am frühen
Nachmittag, zwischen 13 und 14 Uhr, wurden im an der
baden-württembergisch-bayerischen Grenze gelegenen
Dinkelsbühl-Oberwinstetten 21 mm Niederschlag gemessen; auf die selbe
Menge - abgesehen von der Nachkommastelle - kam zwischen 19 und 20 Uhr
das thüringische Zeutsch. Insgesamt konzentrierte sich die Schauer- und
Gewitteraktivität auf einen breiten Streifen zwischen Rheinland-Pfalz,
dem Saarland und Baden-Württemberg über die Mitte bis nach
Ostdeutschland. Am Abend breiteten sich zudem von den Alpen her
kräftige Gewitter auf das Allgäu und nach Oberbayern aus.
Die konvektiven Geschehnisse spielen sich in einer schwülwarmen,
allerdings nicht übermäßig feuchten Luftmasse ab, die am Mittwoch und
Donnerstag von Süden her nach Mitteleuropa gelangt ist. Dabei lassen
sich sowohl am Boden als auch in den höheren Schichten der Troposphäre
zunächst einmal nur geringe Luftdruck- respektive
Geopotentialgegensätze erkennen. Die nordatlantische Frontalzone
verläuft, recht ordentlich ausgeprägt, von Neufundland auf kürzestem
Wege über den Nordatlantik hinweg auf die Britischen Inseln zu und
biegt dort nordostwärts Richtung Skandinavien ab. Gealterte Höhentröge
lassen sich über Südwest- und Südosteuropa ausmachen, West- und
Mitteleuropa liegen im "Niemandsland" dazwischen. Im Bodendruckfeld
verdient ein nordwesteuropäisches Tiefdrucktandem mit Zentren südlich
von Island und vor der norwegischen Küste Beachtung, Hochdruckgebiete
finden sich - wie gewohnt - bei den Azoren und über Osteuropa.
Dazwischen hat sich eine seichte Tiefdruckrinne ausgebildet, die im
weitesten Sinne das nordwesteuropäische Tiefdrucksystem mit einer
Zyklone über Nordafrika verbindet. Für Deutschland von Bedeutung ist
die lang gezogene Kaltfront des Tiefs vor Norwegen, die sich über die
Ostsee und die nördlichen Landesteile nach Benelux und entlang der
nordfranzösischen Küste zur Bretagne erstreckt. Sie markiert die
nördliche Grenze der feuchtwarmen Luft, nordwestlich davon ist kühlere
und trockenere Luft bestimmend. Im Umfeld der Front gab es am
Donnerstag im Nordwesten zwar etwas Regen, jedoch keinerlei Gewitter.
Die kühlere Luft ließ im Zusammenwirken mit der Bewölkung und dem
leichten Regen dort nur Höchsttemperaturen um +15 Grad zu. Innerhalb
der Frontalzone läuft in der Nacht zum Freitag ein kurzwelliger
Höhentrog über den Westen und Norden Deutschlands nach Nordosten ab.
Die durch ihn ausgelösten dynamischen Hebungsantriebe erhalten die
Schaueraktivität in der Mitte voraussichtlich noch längere Zeit
aufrecht. Ansonsten beruhigt sich das Geschehen über Nacht, ehe
tagsüber unter kaum veränderten synoptischen Rahmenbedingungen in der
Südosthälfte erneut zum Teil kräftige Schauer und Gewitter auftreten.
Zum Samstag schwenkt ein markanter Kurzwellentrog zu den Britischen
Inseln. Er modifiziert die Höhenströmung dahin gehend, als dass sich in
seinem Vorfeld eine antizyklonale Krümmung der Isohypsen im
Geopotentialfeld einstellt. Selbst in Bodennähe steigt der Luftdruck
an; eine eigenständige, aber wenig ausgeprägte Hochdruckzelle wandert
im Tagesverlauf über Deutschland hinweg nordostwärts. Zwar stehen am
Nachmittag in der Südhälfte erneut Schauer und Gewitter in Aussicht,
sie werden allerdings voraussichtlich allgemein etwas weniger
verbreitet und kräftig ausfallen.
Dies ändert sich alsbald wieder am Sonntag, wenn die Kaltfront des mit
dem Kurzwellentrog in Verbindung stehenden Bodentiefs von Nordwesten
her nach Deutschland vordringt und das Bundesgebiet bis zum Abend
weitestgehend überquert. In ihrem Vor- und Umfeld entwickeln sich zum
vorläufigen Ende des gewitterträchtigen Witterungsabschnittes noch
einmal großflächig Gewitter, die durch den dann zusätzlich wirkenden
dynamischen Hebungsantrieb vermehrt unwetterartige Ausmaße annehmen
können. Mit entscheidend wird dabei wie immer aber der genaue zeitliche
Ablauf sein; dort, wo sich die Luft am Tage noch kräftig erwärmen kann,
ist mit den kräftigsten Entwicklungen zu rechnen. Die neue Woche
startet dann erst einmal ruhiger und kühler.
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