Über weiten Teilen Deutschlands entluden sich in dieser Woche teilweise
kräftige Schauer und Gewitter - wie bei solchen Wetterlagen üblich
jedoch mit regional äußerst unterschiedlich gesetzten Schwerpunkten. So
bekamen zwischen Montag- und Donnerstagabend die Randgebiete des Landes
im Westen und Osten mitunter recht viel, der Nordwesten sowie große
Gebiete Baden-Württembergs und Bayerns noch wenig bis mäßig viel und
ein Streifen von der Ostsee über die Mitte bis nach Nordbaden und
Rheinland-Pfalz kaum Niederschlag ab. Am Donnerstag selbst
konzentrierte sich die Schauer- und Gewittertätigkeit in erster Linie
auf den Osten und Südosten; in Waging am See im oberbayerischen
Landkreis Traunstein fielen am Nachmittag in nur einer Stunde 32 mm, in
Weimar-Schöndorf (Thüringen) am frühen Abend ebenfalls binnen 60
Minuten 23 mm. In der Region Karlsruhe summierten sich dagegen am
Vormittag nur einige Zehntel bis wenige Millimeter.
Angesichts dieser heterogenen Niederschlagsverteilung kann allenfalls
gebietsweise von einer Linderung der seit geraumer Zeit angespannten
Trockenheitsproblematik gesprochen werden; allerdings sind weitere
Regenfälle bereits in Sicht. So ist die zu Beginn der Woche noch
dominierende Hochdruckwetterlage mittlerweile einer zyklonal geprägten
Westströmung gewichen, innerhalb derer eingestreute Kurzwellentröge
rasch nach Osten ablaufen und für einen wechselhaften Charakter sorgen.
Auch die Gewitter am Donnerstag gingen auf das Konto eines solch
ziemlich scharfen Randtroges, der in den Frühstunden den Westen
Deutschlands erreichte und am Abend bereits über Polen angelangt ist.
Gleichzeitig machte die seit Dienstag mehr oder weniger stark verwellte
Grenze zwischen feuchtwarmer Luft im Südosten und kühlerer und
trockenerer Luft im Nordwesten einen großen Schritt Richtung Alpenrand
und verhalf der kühleren Luft über der Bundesrepublik zu mehr Raum. Am
deutlichsten tritt der Unterschied der beiden Luftmassen in den
Taupunkten zu Tage, die im Westen bereits tief im einstelligen, im
Osten dagegen noch im nicht ganz so tiefen zweistelligen Bereich
liegen. Bis Freitagfrüh hat sich die kühlere Luft dann überall
durchgesetzt. Indirekt gewinnt dann schon einer neuer Kurzwellentrog
für Mitteleuropa an Bedeutung, der unter parallel erfolgender
Ausweitung nach Süden bis zum Tagesende von Nordwesten her die
Britischen Inseln erreicht. Stromab lässt großflächig wirksame
Warmluftadvektion einen nicht sonderlich kräftigen, dafür umso breiter
angelegten Rücken entstehen, der über dem mittleren Europa für
großräumiges Absinken ergo freundliches und trockenes Wetter
verantwortlich zeichnet. Einzig im Norden Deutschlands können sich im
Tagesverlauf in der noch schwach labil geschichteten Kaltluftmasse
einzelne Schauer entwickeln. Unmittelbaren Einfluss nimmt der weiter
nach Süden und Südosten zum westlichen Mittelmeer vorstoßende Trog am
Samstag auf das hiesige Geschehen, wenn sich der Rücken nach Osten
verlagert hat und Mitteleuropa unter seine stark hebungsaktive
Vorderseite gerät. Dabei bildet sich voraussichtlich über der Mitte
Deutschlands ein flaches Tief aus, das bis zum Abend in Richtung
südliche Ostsee zieht. Kräftige Regenfälle sind zum einen im Umfeld
dieses Tiefs, andererseits an der im Zuge der rückdrehenden Strömung
zuvor wieder in den Süden Deutschlands vorgedrungen "alten"
Luftmassengrenze zu erwarten. Besonders im südlichen Baden-Württemberg
und Bayern stehen Niederschlagsmengen zwischen 30 und 50 mm innerhalb
von 24 Stunden zur Diskussion, die der Trockenheit in diesen Gebieten
vorerst ein Ende setzen. Passend zum Eurovisions-Contest geht die volle
Punktzahl zur Freude der ansässigen Land- und Forstwirtschaft in dieser
Hinsicht also in den Süden der Republik.
Hinter dem Tief dringt zum Sonntag nahezu phasengleich mit dem
Höhentrog hochreichend kalte Luft nach Deutschland vor, in der sich mit
der tagesgangbedingten Erwärmung der unteren Luftschichten vor allem am
Nachmittag zahlreiche Schauer und Gewitter bilden. Diese bergen zwar
keine Unwettergefahr in sich, fallen örtlich aber durchaus kräftig aus.
Längere Zeit regnen kann es mit der abziehenden Front noch am
Alpenrand, wo mit der einfließenden Kaltluft die Schneefallgrenze zudem
gen 1.500 Meter sinkt. Trotz Zwischenhocheinfluss zu Beginn der
kommenden Woche bleibt es im Verlauf insgesamt unbeständig und kühl mit
der Aussicht auf weitere kräftige Regenfälle auch in den übrigen
Regionen Deutschlands.
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