Ein leiser Hauch von Spätwinter lag diese Woche über Deutschland in
klarer, kalter Luft. Morgendliche Tiefsttemperaturen im Frostbereich,
immerhin 11 von 118 Wetterstationen mit neuen Rekorden für die erste
Maidekade und sogar ein wenig Schnee im östlichen Mittelgebirgsraum
zeigten wie schon zur selben Zeit im vergangenen Jahr, was
meteorologisch Anfang Mai in Mitteleuropa eben auch noch möglich ist.
Im nur 240 Meter hoch gelegenen Görlitz in der Oberlausitz bildete sich
am Dienstagvormittag - nicht etwa während der Nacht - vorübergehend
eine 3 cm hohe Schneedecke aus. Ein Kontrastprogramm zu diesem
frühlingshaften Kälterückfall, den man bereits den "Eisheiligen"
zuordnen kann, bieten bei sommerlichen Verhältnissen die nun folgenden
Tage.
Dass die Talsohle in Sachen Temperatur durchschritten ist, zeigen die
Höchsttemperaturen vom Donnerstag. Im Südwesten der Bundesrepublik
wurden vielfach schon wieder Werte um +20 Grad gemessen, etwa vier
Kelvin mehr als noch am Mittwoch. Der mit polarer Kaltluft angefüllte
Höhentrog findet sich am Abend bereits über Osteuropa und hat
hierzulande einem breiten Hochdruckrücken Platz gemacht, dessen Achse
etwa von Tunesien über das westliche Mittelmeer und Frankreich zur
Nordsee und weiter zum Nordmeer verläuft. Diesem vorgelagert hat sich
ein Bodenhoch mit seinem Schwerpunkt über Nord- und Ostdeutschland
etabliert. Es wandert am Freitag noch etwas weiter nach Osten, sodass
Mitteleuropa an seiner Westflanke im Übergangsbereich zu einem
umfangreichen Tief mit Zentrum westlich der Britischen Inseln in eine
breit angelegte Südströmung gerät. Die damit verbundene Zufuhr warmer
Luft wurde bereits durch die Warmfront jenes Tiefs eingeleitet, die im
Laufe des Donnerstags über England und Nordfrankreich hinweg nordwärts
zog. Die Warmluftadvektion selbst wiederum führt zu einer Kräftigung
des Rückens, der von Westen her regeneriert wird und über Mitteleuropa
weiter aufsteilt. Großräumiges Absinken sorgt dabei für verbreitet
sonniges Wetter und lässt gleichzeitig über der Ostsee ein neues Hoch
entstehen. Während sich sein südosteuropäisches Pendant zum Samstag
abschwächt, gewinnt diese neue Antizyklone an Bedeutung für das hiesige
Geschehen. An ihrem Rand wird von Osten her vor allem am Sonntag
vorübergehend kühlere Luft nach Deutschland geführt, sodass der rasche
Temperaturanstieg zwar gedämpft wird. Eine nachhaltige Abkühlung ist
damit aber nicht verbunden. Ohnehin sommerlich bleibt es im Südwesten
und Westen, wenngleich hier ein Kurzwellentrog respektive die
dazugehörigen Wolkenfelder den sonntäglichen Sonnenschein trüben
könnten. Dabei handelt es sich um einen Randtrog des dem angesprochenen
Tief westlich der Britischen Inseln obliegenden Langwellentroges, der
von Nordwesten her durch einen weiteren Langwellentrog ersetzt wird.
Die kurzwellige Struktur schwenkt auf der Vorderseite des neuen Troges
über Spanien und Frankreich nordostwärts und erreicht unter
Abschwächung auch den Westen Deutschlands.
Nichtsdestotrotz bleibt der mitteleuropäische Rücken auch zu Beginn der
kommenden Woche standhaft und setzt die frühsommerliche Witterungsphase
fort. Position und Ausdehnung des Hochs über der Ostsee entscheiden
schließlich darüber, ob und inwieweit von Südwesten her etwas feuchtere
Luft einsickern und zu möglichen Schauern und Gewittern Anlass geben
kann. Nach derzeitigem Stand wären diese nur vereinzelt in der
Westhälfte Deutschlands zu erwarten.
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