Bereits recht früh wiederholen sich in diesem Jahr in Artikeln über das
mitteleuropäische Wetter und in den Vorhersagen für eben jenen Raum
Schlagwörter wie "sonnig", "trocken" oder "frühsommerlich" - doch
angesichts des vergleichsweise wenig abwechslungsreichen Geschehens am
Himmel lassen sich schwerlich andere Formulierungen finden. Und auch in
der bereits begonnenen Karwoche tut sich nur wenig; abgesehen von
einzelnen Gewittern bemühen sich vor allem die Temperaturen, der
Bezeichnung "sommerlich" von Tag zu Tag mehr gerecht zu werden.
Etwas zynisch könnte man sagen, die größten Unterschiede auf den
Wetterkarten treten derzeit in den wechselnden Namen der Mitteleuropa
beglückenden Hochdruckgebiete hervor. Im aktuellen Fall wird diese Ehre
"Stephanie" zuteil, die am Montagabend zwei Schwerpunkte über dem
südlichen Norwegen und dem östlichen Deutschland aufweist. Die
Hochdruckzone als solche überdeckt einen großen Bereich vom Nordmeer
über Mitteleuropa bis zum zentralen Mittelmeerraum; um die nächsten
Tiefs zu erspähen, muss man nach Island, Richtung Kanaren oder zum
Schwarzen Meer blicken. Entsprechend findet sich in höheren Schichten
ein breiter Hochdruckrücken, der sich über das westliche Mittelmeer
nordwärts erstreckt und über der südlichen Ostsee ein abgeschlossenes
Höhenhoch beinhaltet. In seinem Mittelteil weist er eine Art
Schwachstelle auf, wobei ausgehend von den Britischen Inseln
südostwärts gerichtet und am Rande eines südosteuropäischen Höhentiefs
nach Nordwesten orientiert zwei kurzwellige Höhentröge eine
Geopotentialrinne andeuten. Da Ersterer nach Nordosten gesteuert wird
und sich das Höhentief weiter nach Südosten verlagert, wird diese Rinne
rasch aufgefüllt; übrig bleibt über dem Südwesten Deutschlands jedoch
ein Gebiet mit etwas kälterer Luft in der Höhe. Dieses zunächst
unscheinbare Detail gewinnt zum Mittwoch an Bedeutung, wenn "Stephanie"
zur Ukraine wandert und sich im Übergangsbereich zu einem dann neuen
Tief vor der portugiesischen Küste die Advektion warmer Luft nach
Mitteleuropa geringfügig verstärkt. Hinzu kommt die durch die
ungehinderte Sonneneinstrahlung erbrachte Erwärmung, sodass sich im
Zusammenwirken mit der relativ kalten Luft in der Höhe tagsüber eine
schwach labile Schichtung aufbauen kann. Diese äußert sich nachmittags
in Form vereinzelter Schauer und Gewitter, die zunächst bevorzugt über
den südwestdeutschen Mittelgebirgen entstehen und am Donnerstag und
Freitag voraussichtlich auch auf die mittel- und norddeutschen Regionen
ausgreifen.
Gleichzeitig beginnt zum einen die über den nördlichen Nordatlantik und
Nordeuropa hinweg verlaufende Frontalzone über Nordwesteuropa erneut zu
mäandrieren und wölbt einen steilen, sich nach Skandinavien
verschiebenden Rücken auf. Dieser initiiert den Aufbau eines neuen
Bodenhochs über dem nordosteuropäischen Raum, das aber ebenso Einfluss
auf das Wetter in Mitteleuropa nimmt und dessen sonnig-warmen Charakter
konserviert. Dazu bei trägt andererseits auch großräumiges Absinken vor
einem weiteren Rücken, der sich quasi parallel zu seinem Pendant im
Norden auf der Vorderseite des zur Iberischen Halbinsel ziehenden
Höhentiefs ausbildet. Ob sich im weiteren Verlauf speziell im Norden
Deutschlands deutlich kühlere Luft durchsetzen kann, bleibt abzuwarten.
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