Um zwölf Minuten nach Mitternacht begann am Montag 21 Tage nach dem
meteorologischen auch der kalendarische Frühling auf der Nordhalbkugel,
und in weiten Teilen West- und Mitteleuropas verdiente dessen Einstand
das Prädikat "standesgemäß". So schien nach dem bereits fast wieder
vergessenen nass-kühlen Intermezzo vom Ende der vergangenen Woche -
immerhin gab es auf den Bergen nochmals einige Zentimeter Neuschnee -
auch in Deutschland verbreitet die Sonne. Nicht selten wurde dabei die
astronomisch maximal mögliche Dauer von zwölf Stunden voll
ausgeschöpft. Grau blieb es einzig im Norden.
Als Quell des Sonnenscheins entpuppt sich beim Blick auf die
Wetterkarten das umfangreiche Hochdruckgebiet "Marieluise". Es
überdeckt am Montagabend einen Bereich von den Britischen Inseln über
den Norden Frankreichs, Benelux und Deutschland bis zum östlichen und
südöstlichen Europa, sein Schwerpunkt lässt sich über dem
tschechisch-slowakischen Gebiet identifizieren. In der mittleren und
oberen Troposphäre findet sich korrespondierend dazu ein weiträumiges
Gebiet hohen Geopotentials mit einem eingelagerten Höhenhoch über
Westeuropa. Durch großräumiges Absinken in seinem Umfeld erwärmt sich
die am Wochenende eingeflossene Kaltluft allmählich. Die dichte
Bewölkung im Norden war der an der Nordflanke von Höhen- und Bodenhoch
auf die Küstenregionen übergreifenden Warmfront eines nach Nordnorwegen
ziehenden Tiefs geschuldet. Am Dienstag bereits schwächelt "Marieluise"
- respektive der Ostteil der Hochdruckzone, denn in ihrem Westteil
steigt gleichzeitig über den Britischen Inseln der Luftdruck. Daraus
hervor geht ein neues Hoch, "Nicole". Schließlich sorgen vorübergehend
beide Antizyklonen gemeinsam für eine Fortdauer des sonnenscheinreichen
und allmählich immer milderen Frühlingswetters in Deutschland. Zum
Mittwoch nimmt das Höhenhoch, das sich bis dahin schwerpunktmäßig
Richtung Benelux verlagert hat, eine mehr nordwest-südost-exponierte
Lage ein. Tiefausläufer, die in der über Skandinavien und Nordosteuropa
hinweg verlaufenden und zum Schwarzen Meer ausgerichteten Frontalzone
südostwärts gesteuert werden, streifen dann den Nordosten Deutschlands.
Sie machen sich hauptsächlich durch Wolkenfelder bemerkbar, selten
fällt auch etwas Regen. In der Südwesthälfte bleibt es dagegen durchweg
sonnig und sehr mild bis warm.
In der zweiten Wochenhälfte zieht sich "Nicole" nach Nordwesten zurück,
behält aber vorläufig ihren Einfluss auf das Geschehen in Mitteleuropa.
Derweil sammelt sich über Nordeuropa hochreichend kalte Polarluft, die
an der Nordostflanke des Hochs bereit ist nach Süden vorzustoßen. In
welcher Form und Ausprägung dies zum Wochenende auch den
mitteleuropäischen Raum betrifft, lässt sich noch nicht mit letzter
Konsequenz prognostizieren. Ein markanter Temperaturrückgang von Norden
her scheint ab Freitag jedoch wahrscheinlich.
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