Zum ersten Mal in diesem noch vergleichsweise jungen Jahr wurde am
Dienstag in Deutschland die +20-Grad-Marke erreicht und überschritten,
und dies gleich an mehreren Stationen in Baden-Württemberg und Bayern.
Die wärmste Region war das Oberrheintal, in dessen Mitte in Ohlsbach
mit +21,3 sowie in Rheinau-Memprechtshofen und - inoffiziell - in der
Karlsruher Hertzstraße an der ehemaligen Station des Deutschen
Wetterdienstes mit jeweils +21,2 Grad die bundesweiten Spitzenwerte
gemessen werden konnten. In Rheinstetten blieb das Quecksilber
respektive die Digitalanzeige bei genau +20,0 Grad stehen.
Mittlerweile hat sich kältere Luft durchgesetzt, und mit Hilfe von
Niederschlagsabkühlung und ohne die Hilfe der Sonneneinstrahlung waren
am Donnerstag vielfach nur noch einstellige Höchstwerte möglich. Fiel
der März bis dato flächendeckend deutlich zu trocken aus - vor allem im
Süden hatte es an manchen Orten noch überhaupt nicht geregnet - wird
dieses Defizit im Süden und Osten nun behoben. Dafür verantwortlich
zeichnet ein Tiefdrucksystem über dem Süden Europas, das am
Donnerstagabend Zentren über Tschechien und dem Golf von Genua
aufweist. Das Geopotentialfeld in der Höhe lässt korrespondierend dazu
einen ausgedehnten Höhentrog über dem mittel- und südeuropäischen Raum
mit einem darin eingelagerten, zur Slowakei ziehenden Höhentief
erkennen. Dynamische Hebungsprozesse, initiiert durch einen von diesem
ausgehenden Randtrog sowie unterstützend wirksame Warmluftadvektion
haben ein ausgedehntes Regengebiet entstehen lassen, das nahezu die
gesamte Osthälfte Deutschlands überdeckt. Eine nördliche Strömung in
den unteren Schichten auf der Rückseite des tschechischen Tiefkerns
bewirkt zudem eine ausgeprägte Staukomponente am östlichen Alpenrand,
sodass hier besonders kräftige Regenfälle niedergehen. So summierten
sich am Donnerstag zwischen 13 und 19 Uhr im Süden Bayerns bereits
häufig zwischen 10 und 15, lokal über 20 mm Regen; bis Freitagfrüh
kommt ungefähr die gleiche Menge hinzu. Dann lösen sich Boden- und
Höhentief rasch auf, nachfolgend setzt sich von Südwesten her
Zwischenhocheinfluss durch. Dieser bleibt jedoch eine kurze Episode,
denn bereits am Freitagabend nähert sich von Westen her eine
Frontalwelle an. Dabei handelt es sich um den eher seltenen Fall einer
Warmfrontwelle, die sich an dem west-ost-orientierten Ausläufer eines
Tiefs bei den Azoren entwickelt und, vorderseitig eines kurzwelligen
Höhentroges platziert, über den Ärmelkanal bis zum Abend nach
Nordostfrankreich wandert. Stromauf dieses Troges steigt das
Geopotential an, der sich aufwölbende Rücken führt zu großräumigem
Absinken und begünstigt Ausweitung und Intensivierung eines Hochs mit
Schwerpunkt bei den Britischen Inseln. An dessen Ostflanke wird mit
einer nördlichen Strömung der gesamte Frontenzug inklusive
Warmfrontwelle nach Süden gedrückt, wobei postfrontal Kaltluft polaren
Ursprungs einfließt. Damit gehen die Niederschläge in den
Mittelgebirgen teilweise in Schnee über. Zum Sonntag verlagert sich das
Hoch Richtung Deutschland; östlich des über Westeuropa verbleibenden
Rückens läuft ein weiterer Kurzwellentrog über Mitteleuropa südwärts
ab, vermag aber wohl nur im Osten der Bundesrepublik einzelne Schauer
auszulösen. Sonst setzt sich mitunter nebliges, häufig aber wieder
sonniges Wetter durch.
Daran ändert sich zu Beginn der kommenden Woche nur wenig. Der ehedem
westeuropäische Rücken nimmt eine mehr zonale Lage ein, südlich davon
stößt voraussichtlich ein Höhentrogkomplex über dem Mittelmeerraum weit
nach Westen bis zur Iberischen Halbinsel vor. Das Bodenhoch kräftigt
sich weiter, seine genaue Position wird von den verschiedenen
Vorhersagemodellen allerdings noch unterschiedlich simuliert. Für das
Geschehen in Deutschland folgt daraus zwar überwiegend ruhiges und
sonniges, durch eine nördliche bis östliche Strömungskomponente im
Vergleich zu den vergangenen Tagen jedoch nicht sonderliches mildes
Wetter.
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