Angesichts der kritischen Lage um das japanische Atomkraftwerk in
Fukushima spielen die meteorologischen Bedingungen, insbesondere die
Wind- und Niederschlagsentwicklung, eine entscheidende Rolle im
Hinblick auf die Ausbreitung einer möglichen radioaktiven Wolke. Mit
Hilfe von Modellen lassen sich Trajektorien berechnen, die den Weg
eines Luftpakets von einem ausgewählten Ort unter Berücksichtigung von
Windstärke und -richtung sowie Hebungs- und Absinkprozessen aufzeigen.
Diese Trajektorien können für unterschiedliche Ausgangshöhen - hier
sind etwa die untersten zwei Kilometer von Interesse - simuliert
werden. Bei den derzeit in diesem Gebiet vorherrschenden westlichen
Windrichtungen zeigen die Berechnungen von Montagmittag, dass die
Luftpakete in sämtlichen Schichten bis zwei Kilometer Höhe zunächst
mehr oder weniger weit auf den Pazifik hinausgetragen werden. Die in
Höhen zwischen 200 und 1.500 Meter gestarteten Luftpartikel biegen
später nach Norden ab und erreichen über die Beringstraße nach etwa
einer Woche das Nordpolarmeer. Eine Gefährdung für Europa ist zum einen
aufgrund der großen Entfernung und zum anderen durch weitere wirksame
Prozesse, wie etwa Verdünnung und Auswaschen infolge von Niederschlag,
auszuschließen. Weitere Informationen sowie sechsstündlich
aktualisierte Prognosen finden sich unter
http://www.wettergefahren-fruehwarnung.de/Artikel/20110314_fuk.html.
In Mitteleuropa ist unterdessen ein sonnentechnisch zwar nicht restlos
überzeugendes, dafür aber frühlingshaft mildes Wochenende zu Ende
gegangen. Die höchste Temperatur im Messnetz des Deutschen
Wetterdienstes verzeichnete am Samstag das oberbayerische
Kiefersfelden-Gach im Landkreis Rosenheim mit +18,7 Grad, dicht gefolgt
von Garmisch-Partenkirchen mit +18,3 Grad. Dafür verantwortlich
zeichnete eine kräftige südliche Strömung inklusive Föhn auf der
Vorderseite einer ausgedehnten westeuropäischen Tiefdruckzone, die in
modifizierter Form auch am Montagabend noch vorhanden ist. Dabei lassen
sich in Bodennähe Zentren über Galicien und den Balearen ausmachen,
während ein abgeschlossenes Höhentief noch etwas westlich der
Iberischen Halbinsel liegt. Ein weiteres, kleines Höhentief über den
Britischen Inseln wird in die relativ weit im Norden verlaufende
Frontalzone integriert und nach Nordosten geführt. Dem Höhentief auf
der einen Seite steht hohes Geopotential über dem östlichen
Mittelmeerraum gegenüber, wobei sich zum Dienstag ein neuer
Hochdruckrücken Richtung Italien und am Mittwoch zum Balkan aufzuwölben
beginnt. Für Mitteleuropa bedeutet dies eine südwestliche
Höhenströmung, in der kurzwellige Strukturen nordostwärts gesteuert
werden. Anders stellt sich die Situation dagegen in Bodennähe dar,
derweil über Skandinavien am Montag ein kräftiges Hoch entstanden ist.
An seiner Südflanke etabliert sich über Deutschland eine östliche
Strömung, die im Norden eine nördliche und im Süden eine südliche
Komponente aufweist. Damit gelangt in den Norden recht kalte, in den
Süden am Dienstag allerdings nochmals sehr milde Luft. Am Mittwoch und
Donnerstag verlagert sich das Höhentiefgebilde zusammen mit dem
Tiefdrucksystem am Boden, das immer wieder neue Zentren hervorbringt,
über das nördliche Mittelmeer und Italien ostwärts. Vorübergehend
bildet sich auch über dem Süden Deutschlands ein Tiefkern aus. Auf der
Vorderseite von Höhen- und Bodentief wird sehr feuchte Mittelmeerluft
über und um die Alpen herum in die Südosthälfte der Bundesrepublik
gelenkt und dort zusätzlich Hebungsprozessen unterworfen. Daraus
resultieren hier kräftigere Niederschläge, während es nach Nordwesten
hin überwiegend trocken bleibt. Zum Wochenende setzt sich von
Nordwesten her kältere Luft durch, die aber voraussichtlich bald unter
Hochdruckeinfluss gerät.
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