Rückblicke sind allgemein und besonders beim Wetter immer wieder
beliebt, und an dieser Stelle bietet sich heute ein solcher an. Vor
fast genau einem Jahr, am 6. März 2010, zog das kleine Tief "Yve" mit
seinem Zentrum einmal von Nord nach Süd über Deutschland hinweg und
hinterließ an jenem Samstag eine für Anfang März beeindruckende
Winterlandschaft. Bis ins Flachland fielen damals verbreitet um 10 cm
Schnee, in Hamburg waren es sogar 17 cm. Ein solches Beispiel zeigt,
dass auch zu dieser Jahreszeit durchaus noch winterliches Wetter in
Mitteleuropa herrschen kann - genauso aber sind bereits auch richtig
frühlingshafte Tage möglich. Am 2. März 1997 beispielsweise wurden in
Karlsruhe +20,3 Grad gemessen.
Von beiden Extremen ist man derzeit ein gutes Stück entfernt,
wenngleich in der Nacht zum Montag im Osten Deutschlands gebietsweise
strenger Frost mit Tiefsttemperaturen unter -10 Grad auftrat. Solch
tiefe Minima wurden in der am Sonntag eingeströmten kalten und vor
allem sehr trockenen Luftmasse polaren Ursprungs ermöglicht, in der die
relative Luftfeuchtigkeit teilweise unter 20 Prozent betrug - ein für
mitteleuropäische Verhältnisse sehr niedriger Wert. So mussten am
Morgen trotz der frostigen Temperaturen auch nirgendwo Autoscheiben
freigekratzt werden. Die Kaltluft floss am Rande eines
Hochdruckgebietes ein, das am Montagabend mit seinem Schwerpunkt
bereits östlich von Deutschland liegt. Im Übergangsbereich zu tiefem
Luftdruck über Südwesteuropa wehte tagsüber vor allem in
Baden-Württemberg ein frischer Ostwind mit starken Böen, im Schwarzwald
wurden schwere Sturmböen registriert. Der das Bodenhoch stützende
Hochdruckrücken, der selbst eine abgeschlossene Antizyklone über
Benelux beinhaltet, schwächt sich am Dienstag zwar deutlich ab,
verlagert sich im Gegensatz zum weiter nach Osten wandernden Hoch
zunächst aber kaum. Somit scheint auch zum Ende der Fasnacht nochmals
ausgiebig die Sonne, und die Zufuhr milder Luft auf der Westseite des
Hochs sorgt zudem für deutlich ansteigende Temperaturen. Am Mittwoch
jedoch wird dann auch der Rücken nach Osten abgedrängt, an seine Stelle
tritt ein über die Britischen Inseln hinweg nach Skandinavien
schwenkender Trog. Zusammen mit dem Trog greift die Kaltfront eines
umfangreichen Tiefdrucksystems, dessen Hauptzentrum über dem Eismeer zu
finden sein wird, von Nordwesten her auf Deutschland über. Die
hauptsächlichen Hebungsantriebe sind dynamischer Natur; überlagerte
Kaltluftadvektion wirkt allerdings kompensatorisch, sodass insgesamt
nur wenig Regen fällt. Anders stellt sich die Situation in den
kommenden Tagen im östlichen Mittelmeerraum dar, der unmittelbar von
dem Deutschland nur streifenden polaren Kaltluftvorstoß getroffen wird.
Im Zusammenspiel mit dem dazu vergleichsweise warmen Meerwasser kommen
konvektive Prozesse in Gang, die kräftige Regen- und Schneefälle
erwarten lassen - selbst für Athen werden einige Zentimeter Neuschnee
prognostiziert.
Die Kaltfront erreicht erst in der Nacht zum Donnerstag unter
Abschwächung die Alpen. Derweil nähert sich bereits das nächste
Frontensystem dem Nordwesten Deutschlands; es gehört zu einem kräftigen
Randtief des nordeuropäischen Komplexes, das von den Britischen Inseln
her kommend Kurs auf Skandinavien nimmt. Dabei drohen an den Küsten
sowie generell in Dänemark Sturmböen. Die Okklusion bringt vor allem
dem Norden und der Mitte der Bundesrepublik Regen, im Süden bleibt
schwacher Hochdruckeinfluss wirksam. Dieser weitet sich zum Wochenende
voraussichtlich auf das ganze Land aus.
|