Zweistellige Höchsttemperaturen - im positiven Bereich natürlich -
waren in den vergangenen Tagen im Süden und Westen Deutschlands eher
Regel denn Ausnahme. So wurden am Dienstag etwa im südbadischen
Rheinfelden, unweit von Lörrach und Basel, +14,0 Grad gemessen. Am
Mittwoch gewann in vielen Niederungen Baden-Württembergs und Bayerns
der Nebel die Oberhand, sodass die höchsten Temperaturen dann in
Nordrhein-Westfalen (Aachen +12,4 Grad) und in Rheinland-Pfalz (Bad
Neuenahr-Ahrweiler +11,9 Grad) verzeichnet werden konnten. Die größten
positiven Temperaturabweichungen gegenüber dem langjährigen
Februarmittel treten derzeit aber im Nordosten auf. Doch dort wird es
in den kommenden Tagen deutlich kälter.
Das in den vergangenen 48 Stunden für Mitteleuropa wetterbestimmende
Hochdruckgebiet liegt mit seinem Schwerpunkt am Donnerstagabend über
Rumänien und verlagert sich weiter nach Südosten. Derweil hat bereits
die Warmfront eines Tiefs über Südschweden den Norden Deutschlands
weitgehend ostwärts passiert; das zugehörige Regengebiet reicht bis in
den Südwesten. Das Tief befindet sich entwicklungsgünstig auf der
Vorderseite eines von Westen nahenden Kurzwellentroges, gerät in der
Nacht zum Freitag aber unter die wesentlich hebungsaktivere Vorderseite
eines zweiten, über die Mitte Skandinaviens südostwärts schwenkenden
Kurzwellentroges. Somit intensiviert es sich vorübergehend noch und
zieht als kleinräumiges Sturmtief bis zum Nachmittag zum Baltikum.
Seine Kaltfront dringt über Deutschland südwärts vor; im Osten zügiger
als im Westen, wo sie mit einer auf Südwest drehenden Strömung vor
einem kräftigen nordatlantischen Tief tendenziell wieder als Warmfront
nach Nordosten rückläufig wird. Zusammen mit einem ihr vorgelagerten
Niederschlagsgebiet erreicht sie am Nachmittag und Abend den
Ostalpenraum, während die Südwesthälfte der Bundesrepublik in deutlich
milderer Luft verbleibt. Die entscheidenden Vorgänge spielen sich aber
im Norden Europas ab. Dort baut sich über der Mitte Skandinaviens ein
Hochdruckgebiet auf, an dessen Südostflanke sich die
Luftdruckgegensätze im Übergangsbereich zu dem Tief deutlich
verschärfen. Mit der daraus resultierenden nordöstlichen Strömung wird
zum Samstag hin, eingeleitet durch die rückwärtig um den Tiefkern
gewundene Okklusion, polare Kaltluft in den Nordosten gelenkt. Im
Prinzip handelt es sich dabei lediglich um einen "Streifschuss", denn
mit der weiteren Ostverlagerung des Tief zielt der Hauptvorstoß der
Kaltluft nach Osteuropa. Dennoch kommen die Tageshöchstwerte in der
auch bodennah sehr kalten, da nicht durch Meerwasser erwärmten
Luftmasse in den Regionen nordöstlich der Elbe am Samstag kaum noch
über den Gefrierpunkt hinaus. Die Kaltluftadvektion hat hier bodennahen
Luftdruckanstieg zur Folge, entsprechend wandert das skandinavische
Hoch mit seinem Schwerpunkt nach Nordostdeutschland und am Sonntag
weiter nach Südosteuropa. Deutlich - mehr als 10 Kelvin - milder bleibt
es im Südwesten, wo die Kaltluft nie ankommt. Im Gegenteil, hier wird
mit einer schwachen südwestlichen Strömung vor dem angesprochenen
intensiven Tief bei Island, in dem der Kerndruck auf weniger als 930
(!) hPa absinken soll, sogar noch etwas mildere Luft herangeführt. Dies
bedeutet eine Verschärfung der Temperaturgegensätze quer über
Deutschland und den Aufbau einer markanten Luftmassengrenze, die quasi
aus der nach Nordosten rückläufigen Kaltfront des nordosteuropäischen
Tiefs hervorgeht. Entlang dieser Luftmassengrenze sind hauptsächlich am
Samstag Schnee- und Regen-, örtlich auch gefrierende Regenfälle zu
erwarten. Am Sonntag verschiebt sie sich in den äußersten Nordosten und
drängt die Kaltluft wieder zurück.
Zu Beginn der neuen Woche bleibt die Zweiteilung bestehen. Erneut
steigender Luftdruck über Nordeuropa - diesmal aber weiter nördlich
über dem Norden Skandinaviens und der Barentssee - bedingt über dem
Norden und Osten Deutschlands eine schwache östliche
Strömungskomponente, mit der die polare Kaltluft zumindest nicht weiter
zurückweicht und über der südlichen Ostsee verharrt. Ob sie gar wieder
etwas nach Südwesten vordringen kann, ist noch ungewiss. In den großen
Rest des Landes wird dagegen weiterhin recht milde, mitunter aber auch
feuchte Luft advehiert.
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