Sturm, Regen, hohe Temperaturen - das vergangene Wochenende hatte vom
meteorologischen Standpunkt aus allein Deutschland wieder eine ganze
Palette interessanter Erscheinungen zu bieten. So musste der Norden mit
Sturm-, teilweise sogar mit Orkanböen kämpfen; am Kieler Leuchtturm
durchbliesen 122 km/h das Schalensternanemometer. Hinzu kam dort
kräftiger Regen, dem unter anderem ein Spiel der Fußball-Bundesliga zum
Opfer fiel - wohl gerechtfertigt, in Anbetracht von 48-stündigen
Niederschlagsmengen bis 53 mm im Hamburger Raum. So viel Regen wird an
der Station Neuwiedenthal, an der dieser Wert gemessen wurde,
normalerweise im gesamten Monat Januar beobachtet. Sonnige Milde durfte
man dagegen südlich von Main und Donau genießen. Höchsttemperaturen von
jeweils +16,6 Grad in der Innenstadt von München und in Hechingen am
Fuße der Schwäbischen Alb stellten zwar keine Rekordwerte dar, luden
aber dennoch zu sonntäglichen Aktivitäten im Freien ein.
Und die in Ansätzen schon durchaus als "vorfrühlingshaft" zu
bezeichnende Witterungsphase setzt sich auch in der laufenden Woche
fort, wenngleich auf einem nicht mehr ganz so hohen Temperaturniveau.
Auf den atlantisch-europäischen Wetterkarten zeigt sich zunächst
weiterhin das Bild einer Westlage, mit Tiefdruckgebieten über dem
mittleren Nordatlantik, dem Skagerrak und südlich der Lofoten. Für
Mitteleuropa am interessantesten ist dabei zweifelsohne das
kleinräumige Tief über dem Süden Norwegens, das sich auf seinem Weg
nach Nordosten in den letzten Stunden kräftig intensiviert hat und am
frühen Montagabend einen Kerndruck um 980 hPa aufweist. Es beschert der
niederländischen und deutschen Nordseeküste erneut Sturm- und schwere
Sturmböen, örtlich konnten auch orkanartige Böen der Stärke 11 gemessen
werden. Seine Kaltfront, in deren Umfeld die stärksten Böen auftreten,
hat den Nordwesten Deutschlands bereits erreicht und zieht in der Nacht
zum Dienstag weiter landeinwärts. An die Front gekoppelt ist ein recht
scharf definiertes Wolken- und Regenband, das bis zum Mittag etwa bis
zum Main südwärts vorankommt. Bis dahin hat sich das Sturmtief mit
seinem Zentrum zum nördlichen Baltikum verlagert und schwächt sich dann
zögernd wieder ab. Der Kaltfront folgt ein Schwall kühler, jedoch nur
im äußersten Norden und Nordosten hochreichend kalter Meeresluft nach,
die von Westen her rasch unter den Einfluss eines Hochs gerät. Dieses
Hoch wird gestützt durch einen sich über Westeuropa aufwölbenden
Rücken, der wiederum das Resultat massiver, nach Norden gerichteter
Warmluftadvektion auf der Vorderseite des eingangs beschriebenen Tiefs
über dem mittleren Nordatlantik ist. Am Mittwoch wandert der
Schwerpunkt des Hochs genau über den Süden Deutschlands hinweg;
Erwärmung durch großräumiges Absinken der Luft sowie durch eine auf der
Rückseite des Hochs in Gang kommende, schwache südliche Strömung lassen
für die über Nacht auskühlenden Niederungen jedoch teilweise Nebel und
Hochnebel erwarten.
In der zweiten Wochenhälfte bleibt das Geschehen im Süden Deutschlands
antizyklonal - also von Hochdruckeinfluss - geprägt. Im Norden dagegen
gestaltet ein über Südskandinavien ostwärts ziehendes Tief den Ablauf
am Donnerstag und Freitag wieder unbeständiger. Die weitere Entwicklung
zum kommenden Wochenende lässt noch einigen Interpretationsspielraum
offen; möglicherweise gelangt in den Nordosten Deutschlands deutlich
kältere Luft, während der Südwesten im milden Bereich verweilt.
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