Warme Luft, viel Regen und Wind - selten zuvor erlebten weite Teile
Deutschlands ein solch effektives Tauwetter wie Ende vergangener Woche.
Die noch vor wenigen Tagen nahezu flächendeckend vorhandene und
mancherorts mehrere Dekazentimeter dicke Schneedecke ist inzwischen
beinahe überall komplett verschwunden; Ausnahmen bilden neben den
Hochlagen das untere Donautal, wo sich eine flache Kaltluftschicht
behaupten konnte, sowie manche Regionen im Osten und Nordosten
Deutschlands. Der vorläufige Höhepunkt dieser hochwinterlichen
Wärmeperiode wurde am Samstag erreicht, als in Müllheim und Freiburg
jeweils Höchsttemperaturen von +16,2 Grad gemessen wurden. Den ersten
Dekadenrekord im neuen Jahr sicherte sich Trier; +14,0 Grad bedeuteten
Einstellung der Bestmarke von 1999.
Derweil gehen die Pegelstände an den meisten Hochwasser führenden
Flüssen wieder zurück. Vielerorts konnten 2- bis 5-, in einigen
Gebieten Nordbayerns auch 10- bis 20-jährige Hochwasserereignisse
verzeichnet werden. Mit nachlassenden Regenfällen und sinkenden
Temperaturen hat sich die Situation zum Montag vorübergehend entspannt.
Meteorologisch betrachtet ist dies auf die Passage der Kaltfront eines
umfangreichen Tiefdruckgebietes über dem nördlichen Skandinavien
zurückzuführen, hinter der ein Schwall erwärmter Meereskaltluft nach
Mitteleuropa eingeflossen ist. Dabei sank die Schneefallgrenze am
Montagmorgen südlich der Donau teilweise bis in die Niederungen ab;
weiter nördlich bildete sich in der feuchten und dank postfrontalem
Aufreißen der Wolkendecke stark auskühlenden Luft verbreitet Nebel aus.
Dieser löste sich im Tagesverlauf nur langsam oder gar nicht auf,
sodass die Höchsttemperaturen stellenweise rund 10 K niedriger als am
gestrigen Sonntag lagen - in einem Streifen von Rheinland-Pfalz bis ins
südliche Niedersachsen sogar im leichten Dauerfrostbereich. Für das
ruhige atmosphärische Geschehen zeichnet ein Hoch verantwortlich, das
mit seinem Schwerpunkt am Montagabend aber bereits östlich von
Deutschland über Ostpolen liegt. Mit einer auf Süd drehenden Strömung
an seiner Westflanke sowie auf der Vorderseite eines Tiefs mit Zentrum
über den Britischen Inseln wird zumindest in höheren Schichten wieder
wärmere Luft nach Norden gelenkt. Diese vermag sich in tiefen Lagen
zunächst noch nicht durchzusetzen, erst mit Annäherung des okkludierten
Frontensystems des am Dienstag nach Südnorwegen ziehenden Tiefs und den
damit verbundenen Niederschlägen wird es dann auch in den Tälern wieder
milder. Die angesprochene Okklusion quert Deutschland bis
Mittwochvormittag mit zumeist leichten, gebietsweise auch mäßigen
Regenfällen ostwärts, Schnee fällt nur anfänglich in den höchsten Lagen
der Mittelgebirge. Dahinter setzt sich kurzzeitig und lediglich im
Süden Deutschlands wirklich bemerkbar Zwischenhocheinfluss durch, ehe
bereits zum Mittwochnachmittag ein neuerlich sehr milder
Witterungsabschnitt seinen Anfang nimmt. Massive Warmluftadvektion vor
einem ausgeprägten Tiefdrucksystem über dem nördlichen Atlantik führt
zu großräumigen Hebungsprozessen und zur Ausbildung großflächiger
Niederschlagsgebiete. Einhergehend mit der Warmfront eines sich über
dem Norden Schottlands abspaltenden und sich über die Nord- zur Ostsee
verlagernden Teiltiefs kommen zuerst im Westen Deutschlands zum Teil
kräftige Regenfälle auf, die sich bis zum Abend über das gesamte Land
ausbreiten. Die Kaltfront dringt in der Nacht zum Donnerstag etwa bis
in die Gebiete zwischen Main und Donau südwärts vor, wird dann aber
vorübergehend quasistationär und geht in die Warmfront des zentralen
nordatlantischen Tiefdrucksystems über. Dadurch ergibt sich eine Phase
mit länger andauerndem Regen besonders in den Hochwasserregionen, was
zu einer erneuten Verschärfung der Lage führen könnte.
Die Warmluftadvektion hat außerdem die Aufwölbung eines
Hochdruckrückens zur Folge, der am Donnerstag Südwest- und West-, mit
fortschreitender Ostverlagerung am Freitag Mitteleuropa überdeckt. In
der milden Luft sind dann oftmals wieder zweistellige Plusgrade zu
erwarten. Auch am Wochenende setzt sich das milde, wenngleich nicht
immer und überall beständige Wetter fort.
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