Mit einer über die gesamte Fläche Deutschlands gemittelten Temperatur
von -3,5 Grad setzte der letzte Monat des zu Ende gegangenen Jahres
2010 Maßstäbe. Die Abweichung gegenüber dem klimatologischen
Durchschnitt betrug -4,3 K; der Dezember war somit in Deutschland der
kälteste seiner Art seit 1969. Dabei war es im Norden und Osten
generell kälter als im Süden und Westen, aber auch im Raum Karlsruhe
muss man bis in eben jenes Jahr 1969 zurückgehen, um einen noch
kälteren Dezember zu finden. Dazu kam erst im Norden, zu Weihnachten
dann auch im Süden viel Schnee, an einigen Stationen so viel wie in
einem Dezember zuvor noch nie. Und obwohl das neue Jahr vielfach mit
Dauerfrost startete, wird der Januar diese Werte nicht erreichen oder
gar toppen können - dies steht ob der zu erwartenden Entwicklung
bereits am dritten Tag des Monats fest.
Zunächst jedoch dominiert noch einmal polare Kaltluft das
Wettergeschehen; sie floss am Sonntag hinter der Kaltfront eines zum
Baltikum ziehenden Tiefdruckgebietes nach Mitteleuropa ein und geriet
im Laufe des Montags unter den Einfluss eines sich von den Britischen
Inseln her südostwärts ausdehnenden Hochs. Am Montagabend liegt dieses
mit seinem Schwerpunkt bereits über den Ostalpen. Derweil bringen sich
über dem Nordatlantik nordwestlich der Azoren und südöstlich von Island
die beiden Tiefs in Stellung, die für die nachhaltige Umstellung der
Großwetterlage verantwortlich zeichnen. Noch durch eine schmale Brücke
zwischen dem europäischen Hoch und einem weiteren Hoch über Grönland
getrennt, bilden diese beiden Tiefs von Mittwoch an eine gemeinsame
Vorderseite aus, auf der dann in breitem Strome massiv Warmluft
subtropischen Ursprungs Richtung Europa geführt wird. Am Dienstag
allerdings herrscht nochmals winterlich geprägtes Wetter vor;
zeitweilige leichte Schneefälle und Schneeschauer, gestützt durch
schwache Warmluftadvektion und in der nordwestlichen Höhenströmung auf
der Rückseite eines osteuropäischen Langwellentroges ablaufende
Randtröge konzentrieren sich dabei auf die Nordhälfte Deutschlands. Der
Langwellentrog verlagert sich am Mittwoch ostwärts und wird durch einen
mit dem Tief bei Island in Verbindung stehenden neuen Trog ersetzt.
Dieser platziert sich entsprechend der Lage des Bodentiefs aber um
einiges weiter westlich als der alte Langwellentrog, sodass an seiner
Südflanke die Höhenströmung über West- und Mitteleuropa auf West bis
Südwest dreht. Damit wird zuerst in der mittleren und oberen
Troposphäre deutlich wärmere Luft herantransportiert, in Bodennähe
macht sich diese noch nicht bemerkbar. Zum einen fehlt hier die
turbulente Durchmischung um die vorhandene zähe Kaltluftschicht
auszuräumen, andererseits liegt im Norden und in der Mitte Frankreichs
noch Schnee, der die Luft auf ihrem Weg von unten her merklich abkühlt.
Dies ändert sich zum Donnerstag, wenn das nordwesteuropäische Tief zur
nördlichen Nordsee wandert und das Frontensystem eines zu ihm
gehörenden Randtiefs Deutschland von Westen her überquert. Während die
Warmfront kaum Wetterwirksamkeit zeigt, setzt im Bereich der Kaltfront
verbreitet Regen ein, der nur ganz zu Beginn auf den anfänglich an der
Oberfläche gefrorenen Böden eine Gefahr hinsichtlich Glatteis
darstellt. Die Kaltfront geht rasch über in die Warmfront des
südwestlichen der beiden Tiefs und passiert Deutschland bis Samstag
nach Nordosten hin. Sie leitet den eigentlichen Warmluftvorstoß ein,
mit dem dann auch in den nördlichen Mittelgebirgen bis in höchste Lagen
Tauwetter einsetzt.
Zu diesem tragen nicht nur die vergleichsweise hohen Temperaturen,
sondern insbesondere auch die teilweise länger andauernden Regenfälle
sowie ein mitunter stark bis stürmisch auflebender, in den
Mittelgebirgen schwere Sturm- bis orkanartige Stärke erreichender Wind
bei. Durch das Abtauen der noch verbreitet üppigen Schneedecke in
Kombination mit den zu erwartenden Niederschlagsmengen muss ein
stärkeres Hochwasserereignis an kleineren und größeren Flüssen in
Betracht gezogen werden.
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