Ein wettermäßig denkwürdiges Weihnachtsfest erlebten dieses Jahr weite
Teile Deutschlands und Europas. Nie zuvor lag Deutschland über die
Feiertage flächendeckend unter einer solch mächtigen Schneedecke.
Vielerorts wurden zweistellige Schneehöhen gemessen, selbst in den
sonst wenig schneeverwöhnten Regionen entlang des Rheins und im
norddeutschen Tiefland verbreitet um oder mehr als 20 cm. Rheinstetten
meldete am Morgen des zweiten Feiertages 23 cm - nimmt man die
Karlsruher Zeitreihe zum Vergleich hinzu, so viel wie seit Januar 1985
nicht mehr. Der maximale Wert am Samstagmittag betrug sogar 24 cm, da
konnten vorübergehend selbst einige Orte im Allgäu nicht mithalten. Am
wenigsten Schnee bescherte Weihnachten den bayerischen Regionen
zwischen Donau und dem Alpenrand, München zum Beispiel konnte lediglich
mit 5 cm aufwarten.
Zum Schnee kam besonders in der Nacht zum Sonntag eisige Kälte - in
Mannheim mit einem Tiefstwert von -18,3 Grad und in Lahr mit einem
Minimum von -17,9 Grad wurden neue Dezemberrekorde in den immerhin 1936
bzw. 1950 begonnenen Messreihen aufgestellt. In Rheinstetten sank das
Quecksilber auf -19,3 Grad, die kälteste Station in Baden-Württemberg
war Pforzheim-Ispringen mit -22,1 Grad. Zumindest die hochreichend
kalte Polarluft, die am Wochenende von Norden her nach Mitteleuropa
eingeströmt war, wird nun jedoch etwas nach Nordosten abgedrängt. Am
Rande eines mit dieser Kaltluft angefüllten Höhentiefs treten am
Montagabend in der Nordosthälfte Deutschlands leichte bis mäßige
Schneefälle auf. Derweil arbeitet sich auf der Vorderseite eines
Tiefdrucksystems westlich der Britischen Inseln von Südwesten her
mildere Luft nach Mitteleuropa vor. Diese Milderung macht sich jedoch
vor allem in höheren Schichten bemerkbar, in den Niederungen bleibt
mangels solarer Einstrahlung - die mit der Wintersonnenwende dieser
Tage auf dem Tiefpunkt angelangt ist - und turbulenter Durchmischung
meist eine Kaltluftschicht erhalten. Das Vordringen der milderen Luft
wird durch eine Warmfront markiert, die am Dienstag den Westen
Deutschlands erreicht. Damit verbunden sind Niederschläge leichter,
mitunter auch mäßiger Intensität, die aufgrund des angesprochenen
Kaltluftpolsters oftmals als Schnee fallen. Örtlich jedoch kann auch
gefrierender Regen oder Sprühregen nicht ausgeschlossen werden. Am
Mittwoch und Donnerstag dringt die mildere Luft noch etwas weiter nach
Nordosten vor, in der Südwesthälfte des Landes sind dann vor allem
tagsüber auch Temperaturen knapp oberhalb des Gefrierpunktes zu
erwarten. Insgesamt tut sie sich aber schwer, gegen das nach Westen zu
flache, mit jedem Kilometer Richtung Nordosten mächtiger werdende
Kaltluftreservoir anzukommen. Zudem schwächt sich das ostatlantische
Tiefdrucksystem ab und wird durch ein zwischen Island und den
Britischen Inseln entstehendes Hoch ersetzt. Dieses nimmt im Verlauf
Kontakt zu einer südosteuropäischen Zelle auf, sodass sich zu Silvester
eine von Island über den Süden Deutschlands hinweg bis zum Balkan
reichende Hochdruckzone ausbildet. An deren Nordostflanke stellt sich
im Norden Deutschlands eine Nordwestströmung ein, die das Frostwetter
dort in den Tieflagen zumindest unterbricht.
Dabei wird innerhalb der durchaus lebhaften Strömung bereits ab dem
späten Donnerstag ein erster Tiefausläufer nach Südosten gesteuert, der
verbreitet etwas Schnee und Regen bringt. Dem folgen zum Jahreswechsel
weitere nach, die abwechselnd mildere Meeres- und dann wieder kältere
Polarluft heranführen. Deutlich ruhiger - aber auch kälter - geht es
dagegen im Süden zu, wo nach wie vor ein Keil des nahezu ortsfesten
Hochs bei den Britischen Inseln seinen Einfluss ausübt.
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