Zum wiederholten Male in den letzten Jahren garantiert das
mitteleuropäische Wettergeschehen reichlich Spannung in der späten
Adventszeit und bietet ereignisreiche Stunden und Tage. Teilweise
unglaubliche Schneehöhen in weiten Teilen Deutschlands,
Temperaturunterschiede von knapp 30 Kelvin quer durch die
Bundesrepublik, sprunghafte Temperaturanstiege und massives Tauwetter -
alleine über den gestrigen Sonntag ließen sich mehrere Seiten
schreibend füllen. Da dies den Rahmen dieser Übersicht sprengen würde,
seien an dieser Stelle lediglich ein paar Zahlen genannt. So meldete
der Flughafen Köln/Bonn eine Schneehöhe von 24 cm und blieb nur 1 cm
unter seinem historischen Rekord vom Januar 1985. Während die
Temperaturen mit einem stürmisch auffrischenden Südwestwind am Abend in
Freiburg bis auf +9,7 Grad anstiegen, zeigte das Thermometer im
mecklenburgischen Ueckermünde gleichzeitig -16,6 Grad an. Dem folgte
ein Tiefstwert von -19,1 Grad - Rekord für die ersten beiden
Dezemberdekaden. Und in Rheinstetten setzte sich die milde Luft mit
einem Temperatursprung von +1,4 auf +7,0 Grad innerhalb von einer
Stunde durch.
Dort waren die maximal 11 cm Schnee vom Wochenende bis Montagmorgen
denn auch so gut wie Geschichte, ehe ein kleines, in dieser Form nicht
modelliertes Tiefdruckgebiet ab dem Vormittag wieder für starken
Schneefall und eine bis zum Abend immerhin erneut 8 cm mächtige
Schneedecke sorgte. Es formierte sich, wie bereits seine beiden
Vorgänger in der Nacht zum Sonntag und am Sonntag, im Bereich einer
Luftmassengrenze, welche die Ende vergangener Woche eingeströmte
Polarluft von deutlich milderer Luft im Süden trennt. Die großen
Temperaturunterschiede auf engem Raum - am frühen Nachmittag wurden am
Flughafen Basel-Mühlhausen +11,0 Grad gemessen und in Freudenstadt
Regen beobachtet - trugen einen nicht unerheblichen Teil zu den
intensiven Hebungsprozessen und den daraus resultierenden
Niederschlägen bei. Die entscheidende Frage lautet nun natürlich, wie
sich die Luftmassengrenze im weiteren Verlauf verhält. Am Montagabend
hat sie ihre südlichste Lage erreicht und verlagert sich auf der
Vorderseite weiterer Tiefdruckgebiete über dem Norden Frankreichs und
vor der Iberischen Halbinsel allmählich nordwärts. Dabei wird die
Kaltluft am Dienstag auch in der Mitte Deutschlands weitgehend
verdrängt, Dauerfrost ist dann nur noch im Norden zu erwarten. Die
Warmluftadvektion löst weitere Niederschläge im Umfeld der
Luftmassengrenze aus, die in Teilen Nordrhein-Westfalens, in Nordhessen
und Thüringen bis nach Sachsen noch als Schnee, in der Südhälfte bis in
höchste Lagen als Regen fallen. Von Mittwoch an gewinnt dann das
südwesteuropäische Tief - genauer handelt es sich um ein
Tiefdrucksystem - in Mitteleuropa an Einfluss. Während das Hauptzentrum
über Portugal und Spanien zu den Balearen zieht, fällt der Luftdruck
auch über Frankreich und später Deutschland. Somit formiert sich eine
rinnenartige Struktur, die große Gebiete West- und Mitteleuropas
überspannt und sich bis Heiligabend allmählich ostwärts verschiebt. An
der Ostflanke des Systems jedoch wird am Mittwoch zunächst nochmals
wärmere - man muss schon sagen sehr warme - Luft über die Alpen
nordwärts verfrachtet. Dies schließt eine Föhnsituation in den
Nordalpen und im nördlichen Alpenvorland ein, wo die Temperaturen
örtlich an der +15-Grad-Marke kratzen dürften. Auf seiner Rückseite
strömt ab Donnerstag von Westen und Norden her wieder deutlich kältere
Luft ein - im Prinzip und auf Umwegen dieselbe Kaltluftmasse, die zwei
Tage zuvor bis nach Südskandinavien zurückgedrängt worden war.
Die Unsicherheiten in der Prognose bestehen sodann in der genauen
Niederschlagsverteilung und wie rasch der Regen wieder bis in tiefe
Lagen in Schnee übergeht. Für die schneearmen Gebiete in der
Südwesthälfte Deutschlands entscheidet sich damit auch die Frage nach
der "Weißen Weihnacht", denn die Kaltluft gerät pünktlich zu den
Feiertagen unter den Einfluss eines nachrückenden Hochs. Somit beruhigt
sich das Wetter, nennenswerte Niederschläge treten zumindest hier dann
nicht mehr auf.
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