Eine brisante und teilweise spektakuläre Wetterlage hat sich zu Beginn
der 49. Kalenderwoche über West- und Mitteleuropa eingestellt. Dabei
steht dem Vorstoß milderer Luft von Südwesten, eingeleitet am gestrigen
Sonntag durch das Frontensystem eines von der Nord- zur Ostsee
ziehenden Tiefdruckgebietes, polare Kaltluft über Nordeuropa gegenüber.
Die schwere, träge Kaltluft lässt sich in tiefen Schichten äußerst
widerwillig verdrängen und weicht nur langsam zurück. Somit ergibt sich
das Bild einer recht scharfen Luftmassengrenze, die - ausgehend von
einem Tiefdrucksystem vor Südwesteuropa - am Montagabend über die
Bretagne, die Mitte Frankreichs und den Süden Deutschlands bis nach
Tschechien und zur Slowakei verläuft. In ihrem Bereich treten
großflächig Niederschläge auf, die auf der kalten Nordseite bis in
tiefe Lagen als Schnee, südlich davon bis in höchste Berglagen als
Regen fallen. In der außerhäuslichen Praxis bedeutete dies um 21 Uhr
Schneefall zum Beispiel in Mannheim und Schneeregen in Rheinstetten,
Regen dagegen in Freudenstadt und auf dem Feldberg im Schwarzwald.
Die Brisanz ergibt sich nun zum einen daraus, dass sich diese
Luftmassengrenze bis Mittwochabend zwar etwas weiter nach Norden, in
größerem Maßstab betrachtet aber nur noch wenig verschiebt.
Andererseits sorgen an ihr ostwärts ablaufende kleine Tiefs und Wellen
sowie in die überlagerte südwestliche Höhenströmung eingestreute
Kurzwellentröge für eine zeitweilige Verstärkung der ohnehin
andauernden Niederschläge. In Kombination mit dem Abschmelzen der
besonders im Schwarzwald recht üppigen Schneedecke resultiert ein nicht
unerheblicher Wasserabfluss, der regional Überschwemmungen und an
Bächen und Flüssen auch Hochwasser auslösen kann. Ein solches Randtief
zieht zusammen mit einem kurzwelligen Höhentrog in der Nacht zum
Dienstag ostwärts. Die beiden Strukturen generieren ein großräumiges
Niederschlagsgebiet, wobei verbreitet Regenmengen zwischen 20 und 30 mm
innerhalb von zwölf Stunden zu erwarten sind. An den Westhängen des
Schwarzwaldes fällt durch orografische Effekte zum Teil noch mehr. Am
Dienstagvormittag lassen die Niederschläge nur vorübergehend nach;
bereits zum Nachmittag nähert sich eine Welle mit weiterem Regen an. Da
sich damit auch wieder die Luftmassengrenze ein Stück weit nach Norden
verlagert, erstreckt sich die Grenze zwischen Schnee und Regen dann
etwa vom nördlichen Rheinland-Pfalz über die Mitte und den Süden
Hessens nach Thüringen und Nordbayern. Ein letztes Randtief, es handelt
sich im Wesentlichen um den zentralen Bestandteil des momentan noch vor
Südwesteuropa liegenden Systems, wandert im Laufe des Mittwochs
ostwärts. Auf dessen Rückseite wird der Weg nach Süden frei für die
polare Kaltluft, die mittels einer kräftigen nordwestlichen Strömung -
induziert durch den nach Osten gerichteten Keil eines Hochs mit
Schwerpunkt über dem mittleren Nordatlantik - rasch bis zu den Alpen
vorstößt und die Tauwetterphase im Bergland abrupt beendet. Nördlich
der Highlife-Zone im Süden und in der Mitte gestaltet sich das Wetter
im Norden Deutschlands bei schwachen Luftdruckgegensätzen bis Mittwoch
ruhig und winterlich kalt, vielfach herrscht leichter Dauerfrost.
Zum Ende der Woche etabliert und kräftigt sich zwischen dem Hoch und
dem sich via Osteuropa zum nordwestlichen Russland bewegenden Tief über
Mitteleuropa die nordwestliche Strömung. Dabei passiert am Donnerstag
eine markante Trogachse Deutschland ostwärts. Sie stellt den
nordöstlichen Teil des bereits am Montagabend vorhandenen und bis zum
dem südwesteuropäischen Tiefdrucksystem reichenden Troges dar, der sich
am Mittwoch über der Biskaya abschnürt. In der hochreichend kalten -
über dem Norden der Bundesrepublik werden am Donnerstag Temperaturen
bis nahe -40 Grad in etwa 5.500 Metern Höhe prognostiziert - und damit
labil geschichteten Luftmasse entwickeln sich verbreitet Schneeschauer,
die an den Nordrändern der Mittelgebirge und an den Alpen länger
andauern und diesen nach dem Tauwetter ordentliche Neuschneezuwächse
bescheren. Verbreitetere Schneefälle stehen dann wieder Richtung
Wochenende an, wenn sich von Nordwesten her die Warmfront eines
Nordmeertiefs nähert. Mit Zufuhr milderer Luft verwandelt sich der
Schnee in tiefen Lagen aber voraussichtlich bald erneut in Regen.
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