Einiges an Regen fiel in der laufenden 46. Kalenderwoche des Jahres
bereits in der gesamten Südosthälfte Deutschlands, besonders in einem
Streifen von Baden-Württemberg über den Norden Bayerns und Thüringen
bis nach Brandenburg. Dabei summierten sich zwischen Montag- und
Donnerstagmorgen verbreitet zwischen 20 und 30 mm, vor allem in
Thüringen örtlich noch mehr (z. B. Gera 43 mm). Im Laufe des
Donnerstags hat in den östlichen Landesteilen neuer, länger anhaltender
Regen eingesetzt, sodass dort tagsüber um 10 mm hinzukamen. An und für
sich sind solche Mengen nichts Ungewöhnliches oder Besorgniserregendes;
in Anbetracht der nassen Vorwitterung allerdings führen viele kleinere
Flüsse leichtes Hochwasser, in Berichten ist zudem von überschwemmten
Wiesen und örtlich auch von gesperrten Straßen die Rede.
Verantwortlich für die wiederholten Regenfälle zeichnet im weiteren
Sinne noch immer die Luftmassengrenze, die am vergangenen Wochenende
schon in Nordrhein-Westfalen und in Belgien für starken Regen und
daraus resultierende Überschwemmungen gesorgt hatte. Sie lässt sich am
Donnerstagabend zwar nicht mehr als durchgängige Linie identifizieren,
trennt grob aber nach wie vor milde bis sehr milde Luft über dem
südöstlichen Europa von deutlich kälterer Meeresluft über Teilen West-
und Mitteleuropas. Dem überlagert zeigt sich in der mittleren und
oberen Troposphäre ein komplexes Trogsystem, das große Teile des
nordatlantischen Raumes und Westeuropa überdeckt. Wirft man einen Blick
zurück auf die vergangenen Tage, lässt sich eine von dem Haupttrog über
dem östlichen Nordatlantik ausgehende und über die Britischen Inseln
und Frankreich zum westlichen Mittelmeer gerichtete Trogachse als
Relikt eines eigenständigen Troges diagnostizieren, der sich am
Dienstag und Mittwoch über die Iberische Halbinsel und Südfrankreich
nach Südosten vorgeschoben hat. Ein unscheinbarerer, für das Wetter in
Deutschland aber umso bedeutsamerer Randtrog schwenkt derzeit über das
östliche Mitteleuropa nach Norden. Unter seiner Vorderseite hat sich
ein Bodentief entwickelt, das via Tschechien und Polen bis Freitagfrüh
zur Ostsee zieht. Einerseits Warmluftadvektion in den unteren
Schichten, zum anderen durch den Randtrog initiierte dynamische
Hebungsprozesse stützen das zugehörige Regengebiet, das sich - der
Bewegung von Trog und Bodentief folgend - allmählich in den Norden
Deutschlands verlagert. Bis Samstagmittag fallen dabei nochmals
verbreitet zwischen 15 und teilweise mehr als 30 mm Regen. In
Verbindung mit der angesprochenen Trogachse ist auch südlich der Alpen
ein Tief entstanden, das in der Nacht und am Freitag über die nördliche
Adria zum Balkan wandert und sich dort auffüllt. Es löst im
Zusammenspiel mit dem Trog, innerhalb dessen sich über
Südwestdeutschland ein kleinräumiges Höhentief herausschält, im Süden
Baden-Württembergs und Bayerns leichte bis mäßige Regenfälle aus. In
höheren Lagen fällt auch Schnee. Ansonsten gestaltet sich das Wetter
ruhig und vielerorts novemberlich-trüb, was weitestgehend auch für den
Samstag gilt. Im Norden fällt im Umfeld des sich allmählich westwärts
in Bewegung setzenden Ostseetiefs weiterer, meist aber nur noch
leichter Regen oder Sprühregen. Ansonsten gerät Mitteleuropa -
großzügig formuliert - auf die Vorderseite eines zur Biskaya ziehenden
Tiefs, an dessen Ostflanke zunächst hauptsächlich in höheren Schichten
mildere Luft herangeführt wird. Ob sich diese auch in den Niederungen
durchsetzen kann, erscheint ob der flachen Luftdruckverteilung und der
feuchten und damit nebel- und hochnebelanfälligen Grundschicht fraglich.
Von Sonntag an stellt sich die Großwetterlage um. Das
südwesteuropäische Tief zieht zum westlichen Mittelmeer beziehungsweise
formiert sich dort neu. Im weiteren Verlauf bis Dienstag schlägt es
einen nordöstlichen Kurs ein und verlagert sich als umfangreiches
System nach Osteuropa. In der Höhe entsteht ein riesiger Trogkomplex,
der später nahezu ganz West-, Mittel- und Nordeuropa überspannt. Als
Gegenpart baut sich über dem mittleren Nordatlantik ein mächtiger
Hochdruckrücken auf, der Europa von atlantischen Einflüssen bis auf
Weiteres abschneidet. Das osteuropäische Tiefdrucksystem sorgt zunächst
für Aufgleiten feuchtmilder auf bodennah bereits einströmende kältere
Luft und somit für flächendeckende und länger anhaltende Niederschläge.
Später gelangt auf der Rückseite des Systems von Norden her
schrittweise polare Kaltluft nach Mitteleuropa, die einen ersten
winterlich geprägten Witterungsabschnitt auch in mittleren und tiefen
Lagen wahrscheinlich macht.
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