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Das Wetter in Baden-Württemberg
Stand: Donnerstag, 11.11.2010, 21:30 MEZ | Aktualisierung montags und donnerstags


+++ Äußerst mildes Wochenende nach dem Sturm +++


WETTERÜBERSICHT EUROPA
Sämtliche Augen sind am Donnerstagabend auf Sturmtief "Carmen" gerichtet, das mit einem Kerndruck von etwa 955 hPa über den Norden Schottlands hinwegzieht und Freitagfrüh mit seinem Zentrum über dem Skagerrak liegt. An seiner Süd- und Südostflanke hat sich ein veritables Starkwindfeld formiert, das am Nachmittag und Abend von Westen her auch auf deutsches Gebiet übergegriffen hat. Bereits zuvor waren auf den Britischen Inseln und in Nordfrankreich verbreitet Sturm- und schwere Sturmböen registriert worden. In Deutschland verzeichnete bis 21 Uhr MEZ der Brocken im Harz eine Spitzenböe von 148 km/h, der Feldberg im Schwarzwald kam auf 112 km/h. In Rheinstetten bei Karlsruhe konnten zwischen 18 und 19 Uhr MEZ 79 km/h - Windstärke 9, also Sturm - gemessen werden. Die zu "Carmen" gehörende Warmfront hat mitsamt eines imposanten Wolkenschirms und einem breiten Regenband Deutschland am Abend schon weitgehend ostwärts passiert, ihr folgt von Nordwesten her rasch die Kaltfront nach. Postfrontal dringt ein Schwall kalter Meeresluft nach Südosten vor; bis in große Höhen reichende Kaltluft gelangt in Verbindung mit einem kurzwelligen Höhentrog in die Nordhälfte des Landes. Entsprechend sind dort, wo sich durch die Höhenkaltluft die vertikale Schichtung labilisiert und somit eine rege Durchmischung der Luft möglich wird, die größten Böengeschwindigkeiten zu erwarten. In der Südhälfte bleibt die Schichtung aufgrund der hier relativ flach einfließenden Kaltluft vergleichsweise stabil, sodass sich Böen der Stärken 10 bis 12 meist auf die Höhenlagen beschränken. Nichtsdestotrotz muss auch in den Niederungen mit Sturm- und einzelnen schweren Sturmböen gerechnet werden. Die gerade erst am Alpenrand angekommene Kaltfront wird im Zuge einer Wellenentwicklung über dem mittleren und östlichen Nordatlantik bereits am Freitagmittag wieder nach Norden rückläufig. Vorderseitig dieser Welle, die sich mit ihrem Scheitel im Laufe des Samstags über den Norden Deutschlands ostwärts verlagert, sorgt massive Warmluftadvektion für großräumige Hebungsprozesse und daraus resultierend für Regen. Die ursprüngliche Kaltfront von "Carmen" tritt auf ihrem Weg nach Nordosten dabei als die Warmfront der Welle in Erscheinung. Die stabile, sich also nicht vertiefende Welle führt auf ihrer Südseite ein weiteres Starkwindfeld mit sich, sodass der Wind in der Mitte und im Süden Deutschlands nach kurzer Beruhigung am Abend und in der Nacht zum Samstag wieder an Stärke zulegt. Aufgrund der stabilen Schichtung sind dabei in erster Linie aber erneut die höheren Lagen von schweren Sturm- und Orkanböen betroffen.

Anders als bei "Carmen" gelingt es der Kaltluft auf der Rückseite der Welle nicht, nach Süden vorzustoßen. Der Grund ist in einem sich nach Süden ausweitenden Höhentrog über dem Ostatlantik zu suchen, auf dessen Vorderseite die Höhenströmung über West- und Mitteleuropa auf Südwest rückdreht. Die Frontalzone nimmt eine südwest-nordost-orientierte Lage an und verläuft am Sonntag von der Iberischen Halbinsel über Frankreich und Deutschland hinweg zum Baltikum und in den Nordwesten Russlands. Im Umfeld der darin eingebetteten und schleifenden - sich also kaum nach Norden oder Süden bewegenden - Luftmassengrenze fällt vor allem im Westen und Nordwesten Deutschlands weiterer Regen, wobei durch orografische Effekte verstärkt speziell in den westlichen Mittelgebirgen größere Mengen zwischen 30 und 50 mm innerhalb von 24 Stunden zusammenkommen können. Südlich davon bestimmt Warmluft subtropischen Ursprungs das Geschehen, die sich auch in den Niederungen durchsetzen kann und im Zusammenspiel mit zeitweiligem Sonnenschein ein äußerst mildes Novemberwochenende kreiert. Dabei können regional durchaus Temperaturen deutlich oberhalb der +15-Grad-Marke erreicht werden und einzelne Rekorde für die zweite Novemberdekade in Gefahr geraten. Erst zu Beginn der neuen Woche schwenkt der ostatlantische Langwellentrog unter Verkürzung seiner Wellenlänge allmählich nordostwärts, und auch die Luftmassengrenze kommt auf der Rückseite eines neuen, über die Britischen Inseln und die Nord- zur Ostsee ziehenden Tiefs nach Südosten voran. Daran anschließend deutet sich unter zumindest vorübergehendem Hochdruckeinfluss ruhigeres und kälteres Wetter an.


VORHERSAGE BADEN-WÜRTTEMBERG FÜR FREITAG, 12.11.2010
Regnerisch und stürmisch verläuft die Nacht zum Freitag in Baden-Württemberg. Der Höhepunkt der Windentwicklung wird in der ersten Nachthälfte erreicht; dann muss verbreitet mit Sturm- und einzelnen schweren Sturmböen, in den Hochlagen von Schwarzwald und Schwäbischer Alb mit Orkanböen um 120 km/h gerechnet werden. In freien Hochlagen - etwa auf dem Feldberg - sind Böen bis 150 km/h möglich. Gegen Morgen lassen Regen und Böen allmählich nach. Die Temperaturen gehen kaum zurück - im Gegenteil, gegenüber den Abendstunden wird es im Laufe der Nacht eher milder. Am Morgen liegen die Werte meist zwischen +11 und +7 Grad.

Tagsüber wechseln sich zunächst Wolken mit sonnigen Abschnitten ab, hier und da gibt es kurze Regenschauer. Am Nachmittag werden die Wolken allgemein wieder dichter und nachfolgend kommt von Südwesten her erneut meist leichter Regen auf. Die Temperaturen steigen auf Höchstwerte zwischen +10 und +13 Grad, am Rhein werden örtlich bis +15 Grad erreicht. Der Wind weht weiterhin frisch bis stark mit stürmischen Böen aus Süd bis Südwest und legt am Abend wieder an Stärke zu. Dann sind auch in tiefen Lagen erneut Sturm-, in den Hochlagen Orkanböen zu erwarten.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Vormittag Nachmittag
+8 °C +14 °C


DIE WEITEREN AUSSICHTEN
Am Samstag fällt im Norden Baden-Württembergs zunächst stellenweise noch etwas Regen, im Tagesverlauf lockern aber auch dort wie zuvor bereits im Süden die Wolken auf und gewähren der Sonne längere Abschnitte. Es bleibt stark windig, besonders am Morgen und Vormittag treten noch einzelne stürmische Böen, in den Hochlagen auch Sturm- und schwere Sturmböen aus Südwest auf. Später lässt der Wind allgemein nach.

Sonnig und für Mitte November ungewöhnlich mild wird der Sonntag. Die Temperaturen erreichen verbreitet Höchstwerte um +15, am Rhein mancherorts sogar nahe +20 Grad.

Die neue Woche startet unbeständig und deutlich kälter.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Samstag
13.11.2010
Sonntag
14.11.2010
Montag
15.11.2010
Dienstag
16.11.2010
+13 °C | +16 °C
+8 °C | +17 °C
+10 °C | +12 °C
+5 °C | +9 °C

Text: CE, http://www.che-wetter.de

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