Wenig übrig blieb in den vergangenen Tagen beim mitteleuropäischen
Wettergeschehen vom goldenen Oktoberausklang und dessen Nachhall an den
ersten beiden Novembertagen. Stattdessen scheint der laufende Monat in
punkto Niederschlag noch vor Halbzeit die Versäumnisse seines
Vorgängers wettmachen zu wollen. Alleine zwischen Freitag- und
Montagfrüh fielen in den meisten Regionen Deutschlands zwischen 15 und
30 mm Regen, in den Mittelgebirgen zum Teil noch deutlich mehr und dort
teilweise auch Schnee. Der Fichtelberg im Erzgebirge verzeichnete
zwischen Sonntag- und Montagmorgen 20 cm Neuschnee; generell schneite
es im Osten des Landes zum ersten Mal in diesem Spätjahr vorübergehend
bis in die Niederungen. Dünne geschlossene Schneedecken von 1 cm
Mächtigkeit meldeten am Morgen der Flughafen Dresden und Cottbus.
Auch die gerade angebrochene Woche setzt das insgesamt nasse Wetter
fort, zum Ende drohen gebietsweise ergiebige Regenfälle und Sturm. Am
Montagabend überdeckt ein mächtiger und breiter Langwellentrog ganz
West- bzw. Nordwest- und Teile Mitteleuropas. Bemerkenswerter als
dieser Trog jedoch ist das ihm unterlegene Zentraltief am Boden, das
ungewöhnlich weit südlich mit einem Luftdruck von weniger als 965 hPa
in seinem Innern am Westausgang des Ärmelkanals aufwartet. In ganz
Deutschland liegt der Druck am Montagabend in Meeresniveau unter 990
hPa, was auch nur selten beobachtet werden kann. Dass tiefer Luftdruck
alleine aber nicht automatisch regnerisches Wetter bedeuten muss,
zeigte einmal mehr der Montag. Im Westen - ausgerechnet in nächster
Entfernung zum Tiefkern also - schien sogar recht häufig die Sonne.
Doch noch im Laufe des Abends und in der Nacht zum Dienstag greift von
Frankreich her die Okklusion des Tiefs auf diese Regionen über. Daran
geknüpft ist ein Band mit leichten, allenfalls mäßigen Regenfällen, das
bis zum Morgen und Vormittag weiter nordostwärts vorankommt und sich
mehr und mehr abschwächt. Andauernde Warmluftadvektion auf der
Vorderseite des in den Langwellentrog eingelagerten und nach
Nordfrankreich ziehenden Höhentiefs jedoch sorgt für weitere
Hebungsprozesse und entsprechend Wolken und Regen, zumindest in der
Westhälfte der Bundesrepublik. Im äußersten Osten macht sich ein über
Polen nordwärts wanderndes Randtief bemerkbar; dazwischen, etwa von der
Ostsee bis in den Norden Bayerns, fällt nur wenig bis gar kein Regen.
Mit einer leichten Föhnkomponente wird es auch in Alpennähe recht
freundlich. So imposant das westeuropäische Tief am Montag und Dienstag
auch noch in Erscheinung tritt, erlebt es am Mittwoch ein rasches -
beinahe ist man geneigt zu sagen "unrühmliches" - Ende. Es verlagert
sich im Tagesverlauf, dann bereits ohne eigenen Kern, als Bodentrog
über die Mitte Deutschlands hinweg nach Nordosten und folgt damit der
Bewegung des Langwellentroges, der unter Verkürzung seiner Wellenlänge
ebenfalls nordostwärts schwenkt. Im Bereich der Trogachse allerdings
kommt es mancherorts noch zu etwas Regen oder Regenschauern.
Unmittelbar hinter dem Trog passiert am Donnerstag ein sich infolge
massiver Warmluftadvektion noch kräftigender Hochdruckrücken
Mitteleuropa. Dieser stützt im Bodendruckfeld einen sich allerdings
ebenso zügig ostwärts bewegenden Keil des Azorenhochs. Die
entscheidende Entwicklung spielt sich über dem Nordatlantik ab, wo sich
beinahe lehrbuchhaft das nächste, intensive Tief formiert und am
Donnerstagmittag als Orkanzyklone knapp nordwestlich der Britischen
Inseln erwartet wird. Ihre Warmfront erreicht mit großflächigem Regen
voraussichtlich am Abend den Westen Deutschlands. Richtung Wochenende
deuten die verschiedenen Wettervorhersagemodelle eine Verlagerung des
Tiefs nach Südskandinavien an, wobei sich über West- und Mitteleuropa
eine stramme Westströmung etabliert. Dieses Szenario würde ein erhöhtes
Potenzial für regional anhaltende und ergiebige Regenfälle zum einen
und Sturm auf der anderen Seite bedeuten.
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