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Das Wetter in Baden-Württemberg
Stand: Donnerstag, 04.11.2010, 21:45 MEZ | Aktualisierung montags und donnerstags


+++ Wechsel am Wochenende +++


WETTERÜBERSICHT EUROPA
Einen äußerst milden Start in den November erlebten weite Teile Europas - abgesehen vom Norden - in dieser Woche. In Deutschland wurden örtlich Höchsttemperaturen von nahe +20 Grad erreicht, vor allem im Osten wackelte der ein oder andere Monatsrekord. Letztendlich reichte es aber auch am Donnerstag nirgendwo zu einem neuen Spitzenwert. Damit sich derart warme Luft zu dieser bereits weit fortgeschrittenen Jahreszeit auch im Flachland durchsetzen kann, bedarf es einer turbulenten Durchmischung in Form von Wind. Und Wind gab es reichlich, insbesondere in den Mittelgebirgen kamen die Böen in Sturmstärke daher. Auf dem Brocken wurden am Donnerstagmittag gar Orkanböen bis 137 km/h gemessen, auf dem Fichtelberg waren es 112 km/h.

Um solche Windgeschwindigkeiten zu erzeugen braucht es ausgeprägte Luftdruckgegensätze, die sich zur Zeit zwischen einer ausgedehnten und von den Azoren über die Südhälfte Europas nach Osten reichenden Hochdruckzone und einem umfangreichen Tiefdrucksystem über Skandinavien aufgebaut haben. Der stärkste Gradient - also die größten Luftdruckunterschiede auf engem Raum - findet sich im Bereich der Frontalzone, die vom nahen Nordatlantik über die Britischen Inseln und Norddeutschland nach Osteuropa und Westrussland verläuft. Somit zeigt sich auch in den höheren Schichten der Troposphäre eine stramme Westströmung, mit der zunächst noch weiterhin sehr milde Luft nach Mitteleuropa geführt wird. Den recht scharfen Übergang zu kälterer Luft im Norden markiert eine lang gestreckte Luftmassengrenze, an der in rascher Folge von West nach Ost Wellen ablaufen und sie auf diese Weise jeweils etwas nach Norden - auf der Vorderseite - und nach Süden - auf der Rückseite - verschieben. Je nach Bewegungsrichtung tritt die Luftmassengrenze dann als Warm- oder Kaltfront in Erscheinung. Am Donnerstag zog eine solche Welle über den äußersten Norden Deutschlands nach Osten und kann am späten Abend bereits über der polnischen Ostseeküste analysiert werden. Ihr folgen in der Nacht zum Freitag - auf etwas nördlicherer Bahn - und in der Nacht zum Samstag - dann auf deutlich südlicherem Kurs - zwei weitere Wellen nach. Jeweils im Umfeld dieser Wellen leben zum einen die Niederschlagsaktivität und zum anderen der Wind markant auf. So muss nach kurzen Unterbrechungen vor allem in der Mitte des Landes erneut mit starken bis stürmischen Böen, im Harz weiterhin mit Orkanböen gerechnet werden. Der im Titel bereits angesprochene Wetterwechsel wird mit Durchzug der Welle in der Nacht zum Samstag eingeleitet. Auf deren Rückseite bahnt sich die kalte Luft endgültig ihren Weg nach Süden und erreicht bereits in der Nacht zum Sonntag den Alpenrand. Die massive Kaltluftadvektion hat über Westeuropa die Ausweitung eines vom Nordatlantik heranschwenkenden Höhentroges nach Süden zur Folge; in der einfließenden Höhenkaltluft sind am Sonntag vor allem im Nordwesten Deutschlands schauerartige Niederschläge zu erwarten. Auf der Vorderseite des Höhentroges und im Lee der Alpen entsteht über Norditalien ein neues Tief, eine klassische Vb-Entwicklung erscheint allerdings unwahrscheinlich. Dennoch generiert die südwestliche Höhenströmung im Zusammenspiel mit der nordwestlichen Strömung in den unteren Schichten einen Antrieb für großräumige Hebung durch Aufgleiten im Bereich der im Alpenraum verweilenden Kaltfront. Dadurch werden länger andauernde und zunehmend bis in mittlere Höhenlagen in Schnee übergehende Niederschläge ausgelöst, die für längere Zeit auch noch das bayerische Alpenvorland beschäftigen.

Parallel zu all diesen Vorgängen werden weit stromauf im Nordwesten schon die Weichen für die weitere Entwicklung in der kommenden Woche gestellt. Dort, über dem Süden Grönlands und später bei Island, formiert sich ein mit dem Attribut "kräftig" fast noch untertrieben beschriebenes Tief, dessen Kerndruck nach aktuellen Modellrechnungen innerhalb von 24 Stunden um rund 50 hPa fallen soll. Es wird am Montag - dann mit einem Luftdruck von etwa 955 hPa in seinem Zentrum - über den Britischen Inseln erwartet und verlagert sich zur Wochenmitte unter Abschwächung nach Frankreich. An seiner Ostflanke gelangt von Süden her zumindest in höheren Luftschichten erneut milde Luft nach Mitteleuropa.


VORHERSAGE BADEN-WÜRTTEMBERG FÜR FREITAG, 05.11.2010
In der kommenden Nacht lockert die Wolkendecke über Baden-Württemberg nur hier und da auf, meist bleibt es stark bewölkt bis bedeckt. Örtlich fallen ein paar Regentropfen oder etwas Sprühregen, richtig nass wird es aber nirgendwo. Die Tiefsttemperaturen liegen zwischen für Anfang November außerordentlich milden +14 Grad am Rhein und auch nicht wirklich kalten +8 Grad im Allgäu.

Der Freitag unterscheidet sich in seinem Wettercharakter nur unwesentlich vom Donnerstag. Meist herrscht starke Bewölkung vor, am ehesten im Süden scheint für einige Momente auch mal die Sonne. Selten kann es etwas regnen. Die Temperaturen verbleiben auf äußerst hohem Niveau, die Maxima vom Donnerstag werden aber wohl nicht mehr ganz erreicht. Meist zeigen die Thermometer am Nachmittag Werte zwischen +13 und +17 Grad an. Der Wind weht weiterhin mäßig bis frisch mit starken Böen aus Südwest bis West, in höheren Lagen drohen Sturmböen.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Vormittag Nachmittag
+14 °C +17 °C


DIE WEITEREN AUSSICHTEN
Am Samstag kommt im Tagesverlauf von Nordwesten her verbreitet Regen auf. Zum Teil regnet es kräftig; bis zum Abend trocken und sehr mild bleibt es im Allgäu. Der anfangs aus Südwest, später auf Nordwest drehende Wind legt gegenüber Freitag noch zu und kann vorübergehend auch in tiefen Lagen stürmische Böen hervorbringen. In den Hochlagen von Schwarzwald und Schwäbischer Alb sind Sturm- und schwere Sturmböen möglich.

Deutlich kälter präsentiert sich dann der Sonntag. In Oberschwaben und im Allgäu fällt noch anhaltend Regen, doch auch in den übrigen Regionen Baden-Württembergs regnet es immer wieder und zum Teil schauerartig verstärkt. Die Schneefallgrenze sinkt auf unter 1000 Meter. Die Temperaturen erreichen vielfach nur noch einstellige Höchstwerte.

Zu Beginn der neuen Woche bleibt es leicht unbeständig, teilweise trüb und mäßig kalt.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Samstag
06.11.2010
Sonntag
07.11.2010
Montag
08.11.2010
Dienstag
09.11.2010
+12 °C | +15 °C
+6 °C | +10 °C
+3 °C | +8 °C
+4 °C | +7 °C

Text: CE, http://www.che-wetter.de

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