Innerhalb von 72 Stunden zogen am letzten Donnerstag und am Sonntag
zwei kleinräumige, aber recht kräftige Tiefdruckgebiete über das
nördliche Mitteleuropa und Norddeutschland hinweg. In der Fläche
brachte "Ursula" - das Tief vom Sonntag - im Norden Deutschlands etwas
größere Windgeschwindigkeiten hervor als drei Tage zuvor "Tina". Dabei
wurden auch abseits der unmittelbaren Küstenregionen einzelne Sturmböen
gemessen, beispielsweise meldete Ummendorf in Sachsen-Anhalt eine
Spitzenböe von 83 km/h. Größere Neuschneemengen gab es von Sonntag auf
Montag im Alpenraum; in Obergurgl (Tirol), auf 1.930 Meter Höhe
gelegen, fielen 33 cm.
Die für die Schneefälle im Alpenraum verantwortliche Entwicklung lief
klassisch ab. Durch die Lage im Lee der Alpen einerseits, zum anderen
dynamisch durch den nachfolgenden Höhentrog angetrieben bildete sich
über dem Golf von Genua an der Kaltfront von "Ursula" ein neues Tief
aus. Es lenkte und lenkt noch immer auf seiner Vorderseite vor allem in
höheren Schichten feuchtwarme Luft aus dem Mittelmeerraum gegen die
Alpen, die dort - durch orografische Effekte verstärkt - abregnet und
-schneit. Mittlerweile hat sich das Niederschlagsgebiet über die Alpen
nordwärts bis nach Süd- und Südostbayern sowie nach Tschechien
ausgeweitet. Aus dem Südteil des Höhentroges ging am Montag ein
eigenständiges Höhentief hervor, der Nordteil beeinflusst in der Nacht
zum Dienstag noch den Nordosten Deutschlands. Als interessantes Detail
fungiert dabei ein markanter Kurzwellentrog, der im Tagesverlauf von
der Nordsee her ostwärts schwenkte und augenblicklich Norddeutschland
quert. Zusammen mit einem auch im Bodendruckfeld erkennbaren Randtief
löst er landeinwärts vordringende und teilweise kräftige Schauer aus,
örtlich wurden auch Blitzentladungen registriert. Zwischen den beiden
Aktivitätszentren im Norden und im Süden dominiert über der Mitte des
Landes großräumiges Absinken. Infolgedessen steigt der Luftdruck von
Frankreich her an, das resultierende Hoch verlagert sich am Dienstag
über den Süden Deutschlands hinweg ostwärts. Gelegen auf der
Vorderseite eines mächtigen, von Südwesteuropa über Frankreich und die
Nordsee bis zum Nordmeer reichenden Hochdruckrückens kann es sich dabei
vorübergehend noch etwas kräftigen. Der Rücken wird gestützt durch
massive Warmluftadvektion, die an der Südwestflanke eines umfangreichen
Tiefdrucksystems über dem isländischen Raum wirkt. Dieses System bringt
zum Mittwoch über Schottland ein Randtief hervor, das im weiteren
Verlauf einen nördlichen bis nordöstlichen Kurs einschlägt. Seine
Warmfront markiert die bodennahe Vordergrenze der auf die Vorderseite
des Rückens übergreifenden warmen Luft und sorgt von Dienstagabend an
im Nordwesten und Norden Deutschlands für flächendeckenden Regen.
Ungleich schwerer als die Warmfront - und das ist auch nicht alltäglich
- lässt sich die nachfolgende Kaltfront analysieren, die Deutschland im
Laufe des Donnerstags passiert. Die im Vergleich zu den vergangenen
Tagen ohnehin nicht sonderlich kalte Luft fließt in mehreren Schritten
ein, wobei im Umfeld eines markanten Kurzwellentroges im Norden
nochmals kräftigere Regenfälle auftreten können.
Unterdessen stößt über dem Ostatlantik ein neuer Trog Richtung
Südwesteuropa und Nordafrika vor. Auf seiner Vorderseite dreht die
Strömung über Mitteleuropa zurück auf Südwest bis Süd, womit zum
Freitag und Samstag für die Jahreszeit sehr warme Luft herangeführt
wird. Inwieweit sich diese überall in den Niederungen gegen eine sich
nachts ausbildende feuchtkalte Grundschicht durchsetzen kann, muss
abgewartet werden. In jedem Fall erwartet die höheren Lagen am Freitag
und Samstag, vielleicht auch noch am Sonntag bestes Wander- und
Ausflugswetter.
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