Erste winterliche Eindrücke - lässt man die bereits Ende August
gefallenen Flocken außen vor - vermittelte das Wetter am vergangenen
Wochenende auf den höchsten deutschen Mittelgebirgsgipfeln. So durfte
der Beobachter auf dem Feldberg im Schwarzwald in 1.493 Metern Höhe am
Montagmorgen eine 6 cm hohe Schneedecke vermelden, auf dem Brocken im
Harz, 1.142 Meter hoch gelegen, waren es am Sonntagmorgen 5 cm. Für nur
einen Zentimeter reichte es auf dem 1.446 Meter hohen Großen Arber im
Bayerischen Wald. Schneefälle um diese Jahreszeit sind in solchen
Höhenlagen jedoch nichts Ungewöhnliches. Vor genau einem Jahr, am 18.
Oktober 2009, wurden auf dem Brocken 40 cm und auf dem Fichtelberg im
Erzgebirge mehr als ein halber Meter Schnee gemessen. Selbst in den
tiefen Lagen Ost- und Süddeutschlands konnte sich damals zeitweise eine
dünne Schneedecke ausbilden.
In einigen Regionen des Ostens könnte sich dieses Szenario in der
zweiten Wochenhälfte wiederholen, denn der Kaltluft vom Wochenende
folgt von Dienstag an ein weiterer, noch etwas ausgeprägterer Vorstoß
polarer Luftmassen nach. Relikte des in den vergangenen Tagen
wetterbestimmenden Höhentroges lassen sich am Montagabend als
abgeschlossenes Höhentief über Sardinien und dem Tyrrhenischen Meer
identifizieren. Auf dessen Vorderseite hat sich über dem zentralen
Mittelmeer im Tagesverlauf ein kräftiges Bodentief entwickelt, das
Süditalien und dem Balkan teilweise ergiebige Regenfälle und kräftige
Gewitter bringt. Für Zentraleuropa gewinnt dagegen ein neuer Höhentrog
an Bedeutung, der - angefüllt mit hochreichend kalter Luft - bereits
über dem Eis- und Nordmeer parat steht. Am Boden korrespondiert dazu
ein lang gestrecktes Tiefdrucksystem, das am Dienstagmorgen Zentren
über Spitzbergen und dem Oslofjord aufweist. Als nicht ganz einfach
stellt sich die Analyse der zugehörigen Fronten heraus. Zum einen wäre da
das längst okkludierte System des nach Spitzbergen ziehenden Tiefs, das
den Nordwesten Deutschlands bereits am Montagabend mit etwas Regen
erreicht hat. Diesem folgt andererseits schon in der Nacht zum Dienstag
die Kaltfront des über Südnorwegen neu entstehenden Tiefs nach, dessen
Warmfront dazwischen tritt kaum in Erscheinung. Großräumige
Hebungsvorgänge, auf dynamische Weise bereitgestellt durch einen
markanten Kurzwellentrog, sorgen vor allem im Nordwesten für eine
ausgesprochen aktive Frontpassage mit kräftigen Regenfällen und
einzelnen Gewittern an der Nordseeküste. Während der Trog im
Tagesverlauf über den Norden Deutschlands ostwärts schwenkt, büßt die
Front auf ihrem Weg nach Südosten vorübergehend etwas an
Wetterwirksamkeit ein. Am frühen Abend allerdings zieht ein weiterer
Randtrog dann über die Südhälfte hinweg, wodurch sich die Regenfälle in
der Umgebung der dort angelangten Kaltfront nochmals intensivieren. Die
beiden Randtröge sind letztendlich auch dafür verantwortlich, dass sich
der gesamte Höhentrogkomplex bis Mittwoch weit nach Süden bis zur
nördlichen Adria und nach Nordgriechenland ausdehnt. Auf dem Höhepunkt
der Kaltluftzufuhr betragen die Temperaturen in der Nacht zum
Donnerstag in circa 5.500 Metern Höhe über dem Nordosten Deutschland
etwa -35 Grad und in rund 1.500 Metern Höhe noch weniger als -5 Grad -
das sind wintertaugliche Werte. Entsprechend können die auftretenden
Schauer bis in mittlere Höhenlagen mit Schneeflocken und bis in tiefe
Lagen mit Graupel vermischt sein. Im Umfeld eines sich eventuell
formierenden Randtiefs sind am Donnerstagmorgen im Nordosten auch
länger anhaltende Schneeregenfälle möglich.
Für die zweite Wochenhälfte und Richtung Wochenende zeichnet sich eine
allmähliche Milderung ab. Der Höhentrog schwenkt in seinem Südteil
vergleichsweise zügig nach Osten und Nordosten, von Südwesten her
steigen sowohl Geopotenzial als auch Bodenluftdruck an. Für den Süden
Deutschlands bedeutet dies trockenes, ruhiges, teilweise aber
neblig-trübes Herbstwetter, der Norden dagegen wird von Tiefausläufern
mit Regen gestreift.
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