Ruhiges Herbstwetter birgt den großen Vorteil in sich, großräumige
Wetterverhältnisse über einen Zeitraum von mehreren Tagen mit wenigen
Worten beschreiben zu können. So brachte das zu Ende gegangene
Wochenende nahezu ganz Deutschland um 20 Sonnenstunden und lieferte
einen nicht unerheblichen Beitrag zur monatlichen Gesamtbilanz, die
vielerorts bereits zur Hälfte erfüllt ist. Die Ausnahme bildeten - und
hier wäre quasi im gleichen Atemzug zum großen Vor- ein mindestens
ebenso großer Nachteil zu nennen - Teile Süddeutschlands, wo sich am
Samstag ganztägig Hochnebel hielt. Wenige Kilometer können dabei über
Dauergrau oder -blau entscheiden, was eine detaillierte Vorhersage
naturgemäß schwierig macht. Die Frage nach Sonne oder (Hoch-)Nebel gilt
es auch in den nächsten Tagen zu diskutieren.
Wesentlich unruhiger geht der Herbst zur Zeit rund um den westlichen
Mittelmeerraum zu Werke, wo ein hochreichendes Tiefdruckgebiet - in
abgeschwächter Form: das ehemals mittelatlantische Orkantief "Paula" -
regional für ergiebige Regenfälle sorgt. Im tarragonischen Reus fielen
bis Sonntagfrüh 100 mm, im südfranzösischen Perpignan bis Montagfrüh
138 mm jeweils innerhalb von 24 Stunden. Im Laufe der Woche verlagern
sich Boden- und Höhentief mit einigen Modifikationen ostwärts, sodass
dann auch im Süden Italiens und in Griechenland gebietsweise
Unwettergefahr herrscht. Für Mitteleuropa bleibt dagegen ein
umfangreiches Hoch mit Schwerpunkt zwischen den Britischen Inseln und
Island wetterbestimmend. Es unterliegt einem ausgeprägten
Hochdruckrücken, der ausgehend von den Azoren nach Südgrönland einer-
und andererseits über die Britischen Inseln und Norddeutschland hinweg
ostwärts weist. Eine nordöstliche bis östliche Strömung am Rande des
Hochs drängte in den letzten Tagen die ursprünglich milde und feuchte Luft
mitsamt dem Nebel und Hochnebel nach Südwesten zurück und ersetzte sie
durch kühlere und trockenere Luft. Das Plus an Sonnenstunden wurde
entsprechend mit einem markanten Temperaturrückgang erkauft, in der
Nacht zum Montag trat im Nordosten zum ersten Mal in diesem Herbst
verbreitet leichter Frost auf. Derweil erfolgt über Nordosteuropa ein
erster winterlicher Kaltluftvorstoß nach Süden, der sich als mächtiger
Höhentrog auf den Wetterkarten abbildet. Das Zentrum des steuernden
Tiefs liegt über dem Weißen Meer; Druckfall über Südskandinavien und
dem Norden Deutschlands führt dazu, dass die Strömung an der Ostflanke
des Hochs in diesem Bereich eine nördliche Komponente erhält und von
Nord- und Ostsee her in tiefen Schichten feuchtere Luft einsickern
kann. Am Mittwoch wird der atlantische Rücken abgebaut, das Bodenhoch
wandert ins Seegebiet westlich der Britischen Inseln. In den
Langwellentrog über Nordosteuropa laufen von Nordwesten her kurzwellige
Anteile ein, die diesen peu à peu weiter nach Süden und Südwesten
ausweiten. Als erstes wird davon der Norden Deutschlands tangiert, wo
aus tiefer Bewölkung vereinzelt bereits am Mittwoch, vor allem aber am
Donnerstag Sprühregen und leichter Regen fällt. In der Südhälfte
dominiert vorerst weiterhin das Hoch mit einem nach Osten
vorgeschobenen Keil. Mischungsprozesse im Übergangsbereich zur
feuchteren Luft im Norden sowie die alternde Luftmasse lassen jedoch
auch hier das Nebel- und Hochnebelrisiko allmählich wieder ansteigen.
Zum Ende der Woche deutet sich dann auch im Süden das Ende der
hochdruckgeprägten Witterungsphase an, wenn ein kleines Tief vom
Nordmeer her kommend Kurs auf Mitteleuropa nimmt. Die genaue Zugbahn
ist noch mit mehr oder minder großen Fragezeichen bestückt, tendenziell
jedoch lässt sich für ganz Deutschland unbeständigeres Wetter mit Regen
und Regenschauern ableiten.
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