Herbstlich ruhig und dazu sogar recht warm präsentiert sich das Wetter
dieser Tage in Mitteleuropa. Dabei herrschen über dem
atlantisch-europäischen Raum derzeit riesige Luftdruckunterschiede, die
aber zunächst nur einen unmittelbaren Einfluss auf das hiesige
Geschehen ausüben. Maßgeblichen Anteil am Zustandekommen dieser
Gegensätze hat eine explosive Tiefdruckentwicklung über dem mittleren
Nordatlantik nördlich der Azoren, etwa auf Höhe der Britischen Inseln.
Innerhalb der letzten 18 Stunden entstand dort aus einer unscheinbaren
Frontalwelle ein Orkantief mit einem Kerndruck von unter 950 hPa; ein
Werdegang, der selbst winterlichen Zyklonen nur selten gelingt. Doch
ehe "Paula", wie das Tief getauft wurde, europäisches Land erreicht,
wird sie sich deutlich abschwächt haben und keine Gefahr mehr
darstellen.
Dem Tief gegenüber steht ein umfangreiches Hoch mit Schwerpunkt über
dem Westen Russlands, das nach wie vor weite Teile Deutschlands mit
sonnigem und warmem Herbstwetter beglückt. Dichtere Wolken - abgesehen
vom Hochnebel in der Mitte und im Süden - finden sich über dem Norden
im Bereich einer von einem Tief über Nordeuropa ausgehenden und über
Skandinavien nach Südwesteuropa verlaufenden Luftmassengrenze. Sie
trennt warme, in erster Linie aber feuchte Luft im Süden von kühlerer
und vor allem trockenerer Luft im Norden. Die warme Luft wird mit einer
südlichen Strömung zwischen den beiden Druckgebilden nach Norden
transportiert - entsprechend verschiebt sich die Luftmassengrenze als
Warmfront nordwärts - und stützt zunächst noch einen Hochdruckrücken,
der vom westlichen Mittelmeer über Mittel- und Osteuropa weit nach
Nordosten reicht. Der durch "Paula" neu initiierte Warmluftvorstoß hat
die Ausbildung eines zweiten Rückens zur Folge, der gemäß der Position
des Tiefs jedoch weiter westlich ansetzt und Freitagabend nahezu ganz
Westeuropas überdeckt. Während das hohe Geopotenzial über Nordosteuropa
abgebaut wird, geht aus dem westlichen Rücken in der Nacht zum Samstag
ein Höhenhoch über dem Nordmeer hervor. Die scheinbare Verlagerung des
hohen Luftdrucks findet auch in Bodennähe statt; tatsächlich handelt es
sich aber eher um den Neuaufbau eines Hochs über der Nordwestecke
Europas und die allmähliche Auflösung der nordosteuropäischen
Antizyklone als um eine kontinuierliche Bewegung nach Westen. Für
Mitteleuropa ist dieser Umbau insofern von Bedeutung, als dass an der
Süd-, später Südostflanke des Hochs in den unteren Schichten zunehmend
kalte Luft aus Osten einfließt. Dies zieht zunächst einmal von Ost nach
West fortschreitend einen spürbaren Temperaturrückgang nach sich;
aufgrund ihres kontinentalen Ursprungs weist die neue Luftmasse
zugleich jedoch einen wesentlich geringeren Feuchtegehalt als die
vorerst noch anwesende Warmluft auf und dämmt im Zusammenspiel mit
einem zunehmend böigen Wind am Rande des Hochs die Nebel- und
Hochnebelgefahr sukzessive ein.
Ein Ausblick auf den Beginn der kommenden Woche sieht Tief "Paula" in
dann deutlich abgeschwächter Form samt eines ausgeprägten Höhentiefs
über der Iberischen Halbinsel. In den äußersten Südwesten könnte so
wieder etwas wärmere und feuchtere Luft einsickern, ansonsten bleibt
diese Änderung ebenso ohne Auswirkung auf das signifikante Wetter
hierzulande wie der nach Süden gerichtete Vorstoß eines Höhentroges
über Nordosteuropa.
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