Passend zum Festtag der Deutschen Einheit stellte sich am Sonntag in
fast ganz Deutschland sonniges und warmes Wetter ein. Lediglich im
Norden waren dichte Wolkenfelder zugegen, die örtlich ein paar
Regentropfen fallen ließen. Bei den Temperaturen konnte ein
Südwest-Nordost-Gefälle beobachtet werden, wobei sich im Südwesten
spätsommerliche Wärme ausbreitete. Auf jeweils +25,9 Grad stieg das
Quecksilber in Elzach im Nordschwarzwald und in Baden-Baden-Geroldsau,
auf +25,5 Grad an der Karlsruher Hertzstraße. Diese Werte freilich
waren noch ein gutes Stück entfernt von den Rekordmarken für Anfang
Oktober, im Jahre 1985 wurden etwa in Karlsruhe +29,5 Grad gemessen. Im
Großen und Ganzen findet das viel zitierte "goldene Oktoberwetter" in
den nächsten Tagen seine Fortsetzung, kleinere Einschränkungen müssen
jedoch in Kauf genommen werden.
Die Warmluftzufuhr ist zwei ausgeprägten Druckgebilden zu verdanken,
zum einen einem Sturmtief mit Kerndruck unter 955 hPa südlich von
Island und auf der anderen - der östlichen - Seite einem Hoch mit
Schwerpunkt über dem Westen Russlands. In seinem Innern beträgt der
Luftdruck mehr als 1035 hPa, und anhand der großen Luftdruckgegensätze
wird deutlich, wie kräftig die daraus resultierende Südströmung und
entsprechend groß der Transport warmer Luft nach Mittel- und Nordeuropa
sein müssen. Selbst im Norden Norwegens, in Narvik, wurden am Montag
+18 Grad verzeichnet. Das Hoch wird gestützt durch einen vom zentralen
Mittelmeerraum über Osteuropa bis zur Barentssee reichenden
Hochdruckrücken, während dem Sturmtief ein Höhentrog mit einer gut
ausgebildeten Frontalzone an seiner Südflanke obliegt. Klare Strukturen
also, wäre da nicht ein sich zu einem Höhentief abspaltender Randtrog
über Frankreich. Es zieht, und mit ihm ein flaches Bodentief, bis
Dienstagabend über Norditalien zur nördlichen Adria. Das zugehörige
Frontensystem, bestehend aus einer Kaltfront und einer um den Tiefkern
gewickelten Okklusion, touchiert dabei auch den Südwesten und Süden
Deutschlands. Unterstützt durch den auf der Vorderseite des Höhentiefs
wirkenden Hebungsantrieb fällt zeit- und gebietsweise etwas Regen.
Trocken und abgesehen von lokalen Nebel- und Hochnebelfeldern sonnig
bleibt es in der Mitte und im Norden des Landes, ehe im Westen später
die zur Warmfront des atlantischen Sturmtiefs gehörenden Wolkenfelder
aufziehen. Am Mittwoch ist diese bereits in der Okklusion aufgegangen,
die sich dann ausgehend vom Tiefzentrum bei Island über das Nordmeer,
die Nordsee und Nordwesteuropa bis vor die portugiesische Küste
erstreckt. Dort, wo sie deutschem Gebiet am nächsten kommt - im
äußersten Nordwesten - kann es etwas regnen, sonst dominiert erneut
sonniges und recht warmes Oktoberwetter. In den Flussniederungen sowie
nahe der tschechischen Grenze, am Rande des Böhmischen Beckens,
erscheinen allerdings zähe Nebel- und Hochnebelfelder wahrscheinlich.
In der zweiten Wochenhälfte regeneriert sich der atlantische Höhentrog
und weitet sich nach Süden aus, wobei am Rande des sich abschwächenden
Tiefs bei Island aus einer zunächst harmlos erscheinenden Wellenstörung
voraussichtlich innerhalb kürzester Zeit ein Orkantief hervorgeht. Dies
geschieht zum Glück über dem mittleren Nordatlantik fernab jeglichen
bewohnten Gebietes, sodass von diesem keine Gefahr ausgeht. Dennoch
beeinflusst es auch das europäische Wetter entscheidend, da auf seiner
Vorderseite erneut massiv Warmluft nach Norden verfrachtet wird. Dies
hat zunächst die Aufwölbung eines Rückens und im Verlauf steigenden
Luftdruck über dem südskandinavischen Raum zur Folge. Im
Zusammenschluss mit dem westwärts wandernden osteuropäischen Hoch
entsteht über Nordeuropa ein neues, umfangreiches Hoch. Die warme Luft
schlägt sich jedoch nur noch im Südwesten Deutschlands auch in hohen
Tagestemperaturen nieder, während in den Nordosten am Rande des Hochs
von Osten her bodennah allmählich kühlere Luft einfließt.
|