Statistisch belegt stellt sich überdurchschnittlich häufig im September
und Oktober, im jungen Herbst also, in Mitteleuropa eine stabile
Hochdruckwetterlage ein. Warme Luft sorgt dabei tagsüber für ein von
vielen als angenehm empfundenes Temperaturniveau; in den zu dieser
Jahreszeit ob des rapide sinkenden Sonnenstandes rasch länger werdenden
Nächten kühlt die Luft unter klarem Himmel dagegen stark aus. Wenn die
durch den Abkühlungsprozess überschüssige Feuchtigkeit zu Tau
kondensiert, werden im morgendlichen Licht des Sonnenaufgangs benetzte
Spinnweben auf Wiesen und an Wäldern besonders gut sichtbar. Der
Begriff "Altweibersommer" leitet sich vom altdeutschen "Weiben" für das
Knüpfen von Spinnweben ab, wobei sich das vorangestellte "Alt" auf den
Herbst bezieht. Als "Junger Weibersommer" wurde bereits zu Beginn des
19. Jahrhunderts der Frühling bezeichnet, in dem bei entsprechender
Wetterlage ähnliche Bedingungen wie im Herbst auftreten.
Nachdem der Süden Deutschlands schon seit Ende der vergangenen Woche in
den Genuss sonniger, wenngleich etwas unterdurchschnittlich
temperierter Tage kommt, setzt sich kurz vor dem kalendarischen
Herbstanfang im ganzen Land sonnenscheinreiches und zunehmend warmes
Wetter durch. In der Nacht zum Dienstag fällt im Norden letzter Regen,
der einem mit seinem Zentrum über Südschweden und die Ostsee nach
Südfinnland ziehenden Tiefdruckgebiet geschuldet ist. Dessen Kaltfront
dringt bis zum Morgen ins norddeutsche Tiefland vor, wird dann aber als
Warmfront eines Tiefdrucksystems bei den Britischen Inseln rasch wieder
nach Nordosten rückläufig. Zu dem sich in den Süden Finnlands
aufmachenden Tief korrespondiert ein markanter kurzwelliger Höhentrog,
der mit seiner Achse rasch nordostwärts schwenkt und das Tief am Boden
überläuft. Entsprechend hat dieses den Höhepunkt seiner Entwicklung
bereits überschritten und schwächt sich im weiteren Verlauf ab. Dem
Kurzwellentrog folgt ein breiter Hochdruckrücken nach, der sich im Zuge
massiver Warmluftadvektion vor einem ostatlantischen Langwellentrog
weit nach Norden aufwölbt und am Mittwoch unmittelbar über Mitteleuropa
zum Liegen kommt. Großräumige Absinkbewegungen der Luft auf seiner
Vorderseite lassen den Druck am Boden steigen, ein Schwerpunkt des
Hochs kristallisiert sich dabei bis Mittwoch über dem östlichen
Mitteleuropa heraus. Mit einer südlichen Strömung an der Westflanke
dieses Hochs addiert sich zu der Erwärmung durch Absinken ein
advektiver Beitrag, sodass die Temperaturen bis Donnerstag in nahezu
ganz Deutschland tatsächlich nochmals auf über +20, am Rhein sogar bis
+25 Grad ansteigen. Da die herangeführte Luft insgesamt aber auch recht
feucht ist, muss in den Frühstunden - Stichwort starkes Auskühlen unter
klarem Himmel in länger werdenden Nächten - neben Tau- zunehmend mit
Nebel- und Hochnebelbildung gerechnet werden.
Durch mehrere Abtropfungsprozesse modifiziert nähert sich zum Freitag
der ehemals ostatlantische Langwellentrog dem europäischen Kontinent
an. Der Rücken wird nach Osten abgedrängt und somit können auf der
Vorderseite des Troges erste kurzwellige Anteile in der südwestlichen
Höhenströmung nach Nordosten ablaufen. Aufgrund der nicht sonderlich
großen Strömungsgeschwindigkeiten halten sich die durch sie initiierten
Hebungsantriebe in Grenzen, können am Donnerstagnachmittag aber dennoch
örtliche Schauer auslösen. Am Freitag selbst passiert dann die
Kaltfront des voraussichtlich über Norddeutschland ostwärts ziehenden
Tiefdrucksystems Deutschland von West nach Ost und leitet einen
unbeständigen und deutlich kühleren Witterungsabschnitt ein.
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