Genau eine Woche zu früh machte sich am Mittwochabend und in der Nacht
zum Donnerstag ein kleines, aber intensives Randtief eines
nordeuropäischen Tiefdruckkomplexes auf den Weg über die Nordsee und
Dänemark nach Osten, um offiziell zum ersten Herbststurm der Saison
gekürt zu werden. "Imogen", so der vor allem auf den Britischen Inseln
beliebte Name des Tiefs, brachte speziell dem Küstenumfeld der Nordsee
schwere Sturm- und einzelne orkanartige Böen bis 115 km/h in Büsum. In
den nächsten Tagen bleibt dem Norden Deutschlands das windige - am
Freitag auch nochmals stürmische - und wechselhafte Wetter erhalten,
Böen in diesem Größenordnungsbereich sind aber nicht mehr zu erwarten.
Deutlich ruhiger geht es im Süden zu.
Wesentlich vertrauter als "Imogen" klingt der Name des zugehörigen
Zentraltiefs - "Hiltrud" -, das gemäß Analyse am späten Donnerstagabend
mit seinem Zentrum an der westnorwegischen Küste zu finden ist. Es
unterliegt einem imposanten und breiten, ganz Nord- und Teile
Mitteleuropas überdeckenden Langwellentrog, der sich aufgrund seiner
Wellenlänge nur äußerst langsam verlagert und darüber hinaus ständig
von Nordwesten her regeneriert wird. Dies geschieht in Form von
kurzwelligen Troganteilen, die den Langwellentrog an seiner Südflanke
umrunden. Unweigerlich passieren sie dabei Deutschland von West nach
Ost und tragen somit maßgeblich zu einem vor allem im Norden
unbeständigen Witterungscharakter bei. Nicht immer sind diese Randtröge
- wie häufig zu beobachten - als einheitliche Linie oder in gebogener
Form von Nord nach Süd ausgerichtet, sondern weisen einen gewissen
Versatz respektive einen Nord- und Südteil auf, was die Identifizierung
teilweise erschwert. Auf der Vorderseite eines solchen, in seinem
Südteil zurückhängenden Randtrog lösen großräumige Hebungsvorgänge
aktuell linienartig angeordnete, schauerartige Regenfälle über Benelux
und dem Westen Deutschlands aus. Während den äußersten Norden in der
Nacht zum Freitag und am Freitagvormittag - dann in Verbindung mit
einem zum Oslofjord ziehenden Randtief - weitere Troganteile tangieren,
schwenkt der beschriebene Südteil erst in der zweiten Tageshälfte
zusammen mit einem dritten, den Norden überquerenden Kurzwellentrog
ostwärts. Dabei weitet sich die Schauertätigkeit vorübergehend auch auf
den Süden Deutschlands aus. Abgesetzt von all den Randtrögen und
Teiltiefs beschäftigt eine über den Alpenraum verlaufende
Luftmassengrenze den äußersten Süden des Landes. Eine an dieser
entstehende Welle schiebt den Frontenzug auf ihrer Vorderseite etwas
nach Norden, wodurch im Allgäu und im bayerischen Alpenvorland
Regenfälle aufkommen. Im Laufe des Wochenendes verlagert sich der
gesamte nordeuropäische Tiefdruckkomplex samt Langwellentrog in der
Höhe in Richtung Nordosten. Dabei dominiert am Samstag im Norden noch
wechselhaftes Schauerwetter, zum späten Sonntag bezieht ein von Westen
nahendes Randtief mildere Atlantikluft in die Zirkulation ein. Sein
Frontensystem sorgt dann voraussichtlich für flächendeckenderen Regen.
Die Südhälfte Deutschlands profitiert dagegen von einem weit nach Osten
vorgeschobenen Keil des Azorenhochs, der hier für weitgehend ruhiges
und unter dem Strich sogar recht sonniges Wetter verantwortlich
zeichnet. Die bereits eingeflossene und weiter zuströmende polare
Kaltluft kann sich bei überwiegend klarem Himmel allerdings in für
Mitte September äußerst kalten Nächten offenbaren; gebietsweise sind
leichter Frost und örtlich Tiefstwerte in Nähe der Dekadenrekordmarken
möglich.
Zu Beginn der kommenden Woche wird der Trogkomplex endgültig nach
Nordosten abgedrängt. Von Westen her rückt ein Hochdruckrücken nach,
der auch dem Norden allmählich freundlicheres und besonders dem
Südwesten deutlich wärmeres Wetter beschert.
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