Mit Spitzenwerten bis +25,9 Grad im badischen Waghäusel-Kirrlach gab
der Spätsommer am letzten Ferienwochenende vielleicht auch sein letztes
Stelldichein in Deutschland. Neben dem Süden und der Mitte kam am
Sonntag auch der Nordosten auf sonnige Kosten, so fehlte selbst in
Greifswald mit einem Maximum von +23,9 Grad nicht viel zu einem
nochmaligen Sommertag. Standesgemäß endete die kurze warme Episode mit
einem markanten Kaltfrontdurchgang, der vor Augen führte, dass - eine
entsprechende Luftmasse vorausgesetzt - auch Mitte September noch
kräftige Gewitterentwicklungen bis in den Unwetterbereich hinein
möglich sind. In der Nähe von Hannover standen nach intensiven
Regengüssen Straßen unter Wasser; im Raum Karlsruhe fielen bis zu 25 mm
Regen, etwa am meteorologischen Messmast im Forschungszentrum nördlich
der Stadt.
Am Montagabend erstreckt sich die Kaltfront - sie gehört zu einem
mittlerweile arg abgeschwächten Tief mit Zentrum über der Barentssee -
über das östliche und südöstliche Mitteleuropa hinweg nach
Mittelitalien. Dahinter floss ein Schwall kühler Meeresluft ein, die
unter den Einfluss einer von den Azoren über die Biskaya und Frankreich
bis nach Osteuropa vorgestoßenen Hochdruckzone geraten ist. Sämtliche
Blicke sind aber bereits wieder nach Westen und Nordwesten gerichtet,
wo sich bei Island ein umfangreiches und kräftiges Tiefdrucksystem in
Stellung gebracht hat. Es unterliegt einem ausgeprägten und an seiner
Südflanke im Übergangsbereich zu hohem Geopotenzial über dem östlichen
Nordatlantik einen großen Gradienten aufweisenden Höhentrog, der sich
zusammen mit dem System am Boden bis Mittwoch nach Osten verlagert und
über dem nordeuropäischen Raum manifestiert. Entsprechend der -
zunächst in höheren Luftschichten wirkenden - großen
Windgeschwindigkeiten greift in der Nacht zum Dienstag massive
Warmluftadvektion auf Nordwest- und Norddeutschland über; durch die
damit verbundenen großräumigen Hebungsvorgänge ist in ihrem Bereich
über Nordwesteuropa bereits ein ausgedehntes Wolken- und
Niederschlagsgebiet entstanden. In Bodennähe zieht die den vorderen
Bereich der Warmluft markierende Warmfront bis Mittag über den Norden
und die Mitte Deutschlands ostwärts. Ihr folgt von Norden her die
Kaltfront des imposante Ausmaße annehmenden Tiefdrucksystems nach, die
im Laufe des Abends die Nordseeküste und bis Mittwochfrüh etwa den
Mittelgebirgsraum erreicht. Unter zunehmend höhenströmungsparalleler
Lage kommt sie dann aber nur noch zögernd weiter nach Süden und erst in
der Nacht zum Donnerstag bis zu den Alpen voran. Mit ihr frischt der im
Norden ohnehin schon kräftig wehende Wind weiter auf, wobei mit Passage
der Front durch vertikales Durchmischen der Luft zunehmend Sturm-, im
Umfeld eines zusätzlich ostwärts schwenkenden Randtroges vor allem
Richtung Nordosten auch einzelne schwere Sturmböen wahrscheinlich
werden. Die größere Aufmerksamkeit sollte aber einem weiteren, am
Mittwochabend und in der Nacht zum Donnerstag Dänemark und den Norden
Deutschlands querenden Randtrog geschenkt werden, der bereits 24
Stunden zuvor über dem Seegebiet zwischen Island und den Britischen
Inseln eine markante Randtiefentwicklung initiiert haben wird. Dieses
Tief zieht mit einem je nach Modell erwarteten Kerndruck zwischen 990
und 980 Pa voraussichtlich über die Nordsee und Dänemark zur Ostsee und
beschert dem Norden Deutschlands den ersten frühherbstlichen Sturm.
Auch in der zweiten Wochenhälfte bleibt der mächtige, ganz Nordeuropa
überspannende Höhentrog erhalten. An seiner Südflanke mit der kräftigen
Oberströmung nach Osten gesteuerte Randtröge beeinflussen vor allem den
Norden Deutschlands und lösen in hochreichend kalter und labil
geschichteter Luft zahlreiche Schauer aus. Nach Süden hin ist die Luft
zum einen wärmer, andererseits macht sich hier schwacher
Hochdruckeinfluss bemerkbar, der für einen insgesamt freundlicheren
Wettercharakter sorgt.
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