Erste kalte Nächte bei gleichzeitig noch sonnigen und recht warmen
Tagen sind ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Sommer nicht nur
rein meteorologisch betrachtet allmählich zu Ende geht. Bereits die
Nacht zum vergangenen Freitag brachte Quickborn nördlich von Hamburg
den ersten Frost in einer Messhöhe von 5 cm über dem Erdboden.
Verbreitet einstellige Werte wurden in der Nacht zum Montag
registriert, vor allem nordöstlich von Weser und Elbe gingen die
Temperaturen vielerorts unter die +5-Grad-Marke zurück. Marnitz in
Mecklenburg-Vorpommern unterbot mit einem Tiefstwert von +4,0 Grad gar
seinen mehr als 50 Jahre alten Rekord für die erste Septemberdekade.
Die herbstlich kalten Nächte sind nun bis auf Weiteres erstmal passé -
ebenso allerdings die sonnigen und warmen Tage. Dabei hat sich das
Strömungsmuster in der mittleren und höheren Troposphäre über dem
atlantisch-europäischen Raum gegenüber dem Wochenende auf den ersten
Blick nur wenig verändert. Die am Donnerstag an dieser Stelle erwähnte
Omega-Struktur mit einem umfangreichen und bis in große Höhen
reichenden Hochdruckgebiet über Nordeuropa sowie zwei flankierenden
Trögen zu dessen Linken im Westen und zu seiner Rechten im Osten hat
nach wie vor Bestand. Eben diese beiden Tröge - im enger gefassten
Sinne handelt es sich zumindest bei dem Gebilde im Osten um ein
eigenständiges Höhentief - jedoch zeichnen nun für eine Umstellung der
Lage verantwortlich. Zum einen schwenken um das Höhentief mit Zentrum
über Polen kurzwellige Randtröge über Mitteleuropa nach Süden und
Südwesten, andererseits stößt der atlantische Höhentrog südostwärts
Richtung Frankreich und südwestliches Mittelmeer vor. Auf diese Weise
ist bereits am Montagabend über Südskandinavien und dem äußersten
Norden Deutschlands eine Rinne im Geopotenzialfeld der oberen
Troposphäre entstanden. Weiter im Süden lässt sich noch ein Rücken
ausmachen, der teils ein Relikt des ehemals mit dem Höhenhoch in
Verbindung stehenden hohen Geopotenzials darstellt und teils sich
resultierend aus Warmluftadvektion auf der Vorderseite des nahenden
atlantischen Höhentroges neu nach Norden aufwölbt. Er wird allerdings
durch das okkludierende Frontensystem des zu dem Höhentrog
korrespondierenden Bodentiefkomplexes über dem Nordatlantik und den
Britischen Inseln überlaufen. Die in erster Linie der Warmluftadvektion
geschuldeten Hebungsvorgänge überwiegen die Absinkvorgänge auf der
Vorderseite des Rückens bei Weitem, sodass ausgedehnte Wolken- und
Niederschlagsfelder noch in den Abendstunden des Montags von Südwesten
her auf Deutschland übergreifen. Am Dienstag erreicht das Frontensystem
im Tagesverlauf etwa die Mitte Deutschlands; ein weiteres Vorankommen
nach Nordosten wird dann durch das sich mit seinem Schwerpunkt Richtung
Baltikum und Nordwestrussland verlagernde Hoch verhindert. Die
intensivsten Niederschläge sind jedoch nicht in der Umgebung des
Frontensystems, sondern unter der äußerst hebungsaktiven Vorderseite
des sich weiter annähernden Höhentroges in potenziell labil
geschichteter Luft von Südfrankreich bis zu den Südwestalpen zu
erwarten. Besonders mit orografischer Unterstützung können dort bis
Mittwochmittag örtlich um 150 mm Regen fallen und Überschwemmungen und
Erdrutsche auslösen.
In der zweiten Wochenhälfte schafft es das Frontensystem mühsam und
eingebettet in eine quasi von Südgrönland über die Britischen Inseln
bis nach Südosteuropa verlaufenden Tiefdruckrinne bis in den Nordosten
Deutschlands. Während in dessen Umfeld häufig länger anhaltende
Regenfälle niedergehen, gelangt die Westhälfte allmählich in den
Bereich der Trogachse und mithin unter die höhenkälteste Luft. Dies
bedeutet bei einem kaum geänderten Temperaturniveau in der unteren
Troposphäre nichts anderes als eine Labilisierung der vertikalen
Luftschichtung, sodass hier vermehrt Schauer und einzelne Gewitter
auftreten. Erst zum Wochenende macht sich von Südwesten her wieder
Hochdruckeinfluss bemerkbar.
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