Rekordregenmengen im Münsterland und in Niedersachsen, Tornados an der
Ostsee, der erste Schnee auf den Mittelgebirgsgipfeln und neue
Rekordtiefsttemperaturen für August - dieser Tage lässt sich beim
mitteleuropäischen Wettergeschehen leicht der Überblick verlieren. Doch
der Reihe nach. Schon fast in Vergessenheit geraten sind die ergiebigen
Regenfälle vom vergangenen Donnerstag/Freitag, die bis Freitagfrüh in
einem schmalen Streifen von der niederländischen Grenze bis in den Raum
Hannover 24-stündige Niederschlagsmengen im dreistelligen
Millimeterbereich brachten. Die höchste Summe wurde an der Station
Steinfurt-Burgsteinfurt, etwa 30 Kilometer nordwestlich von Münster
gemessen. 162 mm bedeuteten fast das Zweieinhalbfache der sonst
üblichen Menge im August. Auf den Plätzen folgten Ahaus mit 151 mm und
der Flughafen Münster/Osnabrück mit 140 mm.
Das für die Wassermassen verantwortliche Tief leitete nach dem
zumindest südlich der Mainlinie hochsommerlich warmen, angesichts der
aktuellen Temperaturen aber wahrscheinlich noch viel mehr in
Vergessenheit geratenen Donnerstag eine nachhaltige Abkühlung ein, die
ihren vorläufigen Tiefpunkt am heutigen Montag erreicht hat. Die ersten
Schneeflocken der deutschen Mittelgebirge in der neuen Wintersaison
gebührten um 5 Uhr am Morgen dem Feldberg im Schwarzwald, später zogen
Fichtelberg und Großer Arber nach. Für eine Schneedecke reichte es
allerdings noch nirgendwo. Die kräftigen Niederschläge bewirkten eine
nicht zu vernachlässigende Verdunstungsabkühlung der ohnehin kalten
Luft, sodass an drei Stationen in Deutschland neue
Rekordtiefsttemperaturen für August ermöglicht wurden. In Oldenburg
(+5,2 Grad), auf dem Brocken (+0,9 Grad) und auf der Wasserkuppe (+1,8
Grad) war es im achten Monat des Jahres seit Beginn der Messungen nie
so kalt gewesen.
Das für Regen und Schnee am Montag zuständige Tief initiierte den
zweiten Kaltluftvorstoß und entstand am Sonntag über der Nordsee. Wenig
Trost bei herbstlichem Temperaturgefühl dürften Vielen die
zwischenzeitlich schön anzuschauenden Strukturen auf Satelliten- und
Niederschlagsradarbildern gespendet haben mit beeindruckend
verwirbelten Wolken- und Regenbändern mitten über Deutschland. Diese
markierten die um den mittlerweile über dem polnisch-tschechischen
Grenzgebiet angekommenen Tiefkern gewundene Okklusion, an der die
Niederschläge aufgrund von relativ gesehen etwas wärmerer Luft in
niederen Troposphärenschichten und gleichzeitig anwesender
Höhenkaltluft in labiler Schichtung zum Teil konvektiv verstärkt
fielen. Noch in der Nacht zum Dienstag löst sich das Tief auf, dafür
bildet sich auf der Vorderseite des zugehörigen und ganz Mitteleuropa
überdeckenden Höhentroges über Ungarn und der Slowakei ein neues,
kräftiges Tief. Es zieht bis Mittwoch mit seinem Zentrum allmählich in
nordöstliche Richtung und bringt vor allem dem Südosten Polens, dem
Westen der Ukraine und Teilen Weißrusslands starke Regenfälle. Für
Deutschland gewinnt dagegen ein Hoch mit Schwerpunkt über den
Britischen Inseln an Bedeutung, das - gestützt durch einen
westeuropäischen Hochdruckrücken - seinen Einfluss am Dienstag bis zu
den Alpen ausdehnt. Während dort aus einer nördlichen Anströmung jedoch
noch länger andauernde Regen-, oberhalb 1.500 bis 2.000 Meter
Schneefälle resultieren, lockern besonders in der Westhälfte
Deutschlands die Wolken allmählich auf. Nahe dem Trogzentrum,
repräsentiert durch ein kleines eingelagertes Höhentief über der
Slowakei, bleibt der Osten noch zyklonal beeinflusst mit weiterem Regen
und Regenschauern. Der Rücken macht auf den ersten Blick einen stabilen
Eindruck, wird zum Donnerstag aber von einem Kurzwellentrog überlaufen
und rasch abgebaut. Gleichzeitig wirksame Kaltluftadvektion dämpft
allerdings größere Vertikalbewegungen, sodass sich markantere
Wettererscheinungen auf einige Schauer, vielleicht auch mal ein kurzes
Gewitter in der Nähe der höhenkältesten Luft im Nordosten Deutschlands
beschränken.
Der Kurzwellentrog regeneriert zusammen mit einem weiteren, von Norden
heranschwenkenden kurzwelligen Anteil gewissermaßen den bis dahin über
Osteuropa liegenden Höhentrog vom Wochenanfang, der samt des
eingelagerten Höhentiefs zum Wochenende dann aber doch beschleunigt
nach Nordosten abwandert. Als hartnäckiger dürfte sich das an seine
Stelle getretene Trogsystem erweisen, das in Verbindung mit einem neuen
Rücken über Westeuropa die nördliche Höhenströmung zunächst
aufrechterhält. Auch bodennah sind am Rande des korrespondierenden
Hochs, das sich über Südskandinavien positioniert, vorerst keine
massiven Warmlufttransporte nach Mitteleuropa zu erwarten. Dies ändert
sich frühestens zum Beginn der nächsten Woche.
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