Ein - möglicherweise letztes - hochsommerliches Wochenende liegt hinter
West-, Mittel- und Osteuropäern mit nahezu sämtlichen Facetten, welche
die warme Jahreszeit in hiesigen Breiten kennzeichnen. Da wären zum
einen verbreitet Temperaturen in den Dreißigern, im Süden Frankreichs
bis +37,9 Grad (Albi, Carpentras); andererseits aber auch große Schwüle
und kräftige Gewitter bis hin zu unwetterartigen Erscheinungen. Diese
spielten sich am gestrigen Sonntag auch in Karlsruhe ab, wo zwischen
etwa 17 und 19 Uhr gleich zwei aufeinanderfolgende Zellen für einige
vollgelaufene Keller, überschwemmte Straßen und Stromausfälle sorgten.
An der ehemaligen Station des Deutschen Wetterdienstes in der
Hetzstraße wurden binnen kürzester Zeit 18 mm Regen gemessen; an dessen
neuer Warte in Rheinstetten immerhin noch 13, dort mit 76 km/h auch
Sturmböen. Dass in der zuvor eingeströmten Subtropikluftmasse durchaus
aber Potential für mehr vorhanden war, zeigt die Meldung von Kalkar
(Nordrhein-Westfalen), wo bis Montagfrüh 50 mm binnen sechs Stunden
fielen.
Die subtropische Warmluft ist trotz der zum Teil frontartig
organisierten Gewitter auch am Montagabend noch nicht vollständig aus
Mitteleuropa ausgeräumt. Zwar lagert die wärmste Luft mittlerweile im
äußersten Süden; die Ausrichtung parallel zur Höhenströmung auf der
Vorderseite eines nordatlantischen Langwellentroges sowie eine am
Sonntagabend begonnene Wellenbildung südwestlich der Britischen Inseln
lassen die lang gestreckte Kaltfront eines skandinavischen
Tiefdruckregiments aber nur zögerlich nach Südosten vorankommen. Die
Entwicklungsvoraussetzungen für die Welle hätten vorderseitig eines in
der südwestlichen Höhenströmung ablaufenden, markanten Kurzwellentroges
günstiger kaum sein können, und entsprechend liegt das mittlerweile
fertige Tief als kleiner Sturmwirbel mit einem Kerndruck nahe 980 hPa
über dem Skagerrak. Seine Kaltfront verläuft als ein im Norden
schmales, nach Südwesten hin breiteres Band mit konvektiv durchsetzten
Regenfällen quer über Deutschland und Frankreich hinweg und markiert
die Luftmassengrenze. Auf der Rückseite des Richtung Südskandinavien
ziehenden Tiefs überquert diese nun beschleunigt weite Teile
Deutschlands und erreicht am Dienstagvormittag den Alpenrand. Dahinter
gelangt kühlere und trockenere, mit dem allmählichen Übergreifen des
Höhentroges Richtung Nordwesten jedoch nicht überall stabil
geschichtete Meeresluft nach Mitteleuropa. Da es sich wie angesprochen
um ein Sturmtief handelt, dürfen an dieser Stelle noch ein paar Worte
zu den bereits beobachteten und noch zu erwarteten Spitzenböen verloren
werden. Bis Montagabend wurden in der Deutschen Bucht schon schwere
Sturmböen bis 104 km/h verzeichnet, an der Nordseeküste konnten örtlich
Sturmböen registriert werden (z. B. Bremerhaven). Dieses erste
Starkwindfeld zieht, der Bewegung des Tiefs folgend, in der Nacht zum
Dienstag nach Norden ab; ein weiteres passiert Dänemark und den Norden
Deutschlands in Zusammenhang mit einem durchschwenkenden Bodentrog an
der Südflanke des Tiefkerns am Dienstagabend und in der Nacht zum
Mittwoch. Dann sind vor allem an den Küsten sowie generell in
Schleswig-Holstein erneut Sturmböen zu erwarten.
Am Mittwoch und Donnerstag entfernt sich das Tief Richtung Finnland.
Vorderseitig eines in die zunehmend mäandrierende Frontalzone
eingestreuten Rückens wirkt kurzzeitig Zwischenhocheinfluss, ehe sich
bereits das nächste und mittels massiver Warmluftadvektion für die
Aufwölbung des Rückens verantwortliche Tief ankündigt. Je nach
Vorhersagemodell entwickelt sich dieses noch intensiver als sein
Vorgänger vom Wochenanfang und verfolgt eine ähnliche Zugbahn.
Entsprechend lehrbuchhaft ausgeprägt präsentiert sich voraussichtlich
die zugehörige Warmfront, in deren Bereich wohl insbesondere in Benelux
und im Norden Deutschlands ergiebige Regenfälle möglich erscheinen. Die
massive Warmluftadvektion mündet in der Südhälfte in einer neuerlich
starken Erwärmung der unteren und mittleren Troposphäre, sodass für
einen Tag - dem Donnerstag - trotz der vorherbstlich anmutenden
Zyklogenese einmal mehr hochsommerliche Temperaturen auf dem Plan
stehen. Wie im aktuellen Fall wird auf der Rückseite des rasch
nordostwärts abwandernden Tiefs Richtung Wochenende von Nordwesten her
aber wieder kühlere Luft nach Mitteleuropa gelenkt.
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