Vielleicht mag es in einem Wetterbericht etwas unglücklich erscheinen,
ein Fragezeichen gleich in der Überschrift zu platzieren und damit auf
die Unsicherheiten der Prognosen für die kommenden Tage hinzuweisen.
Allerdings sind meteorologische Extremereignisse, gerade im Bereich der
quantitativen - teilweise auch noch bei der qualitativen -
Niederschlagsvorhersage nicht selten selbst wenige Tage oder Stunden
vor dem Eintreffen lokalgenau nur selten korrekt zu erfassen. Jüngstes
Beispiel ist die Hochwasserlage in Sachsen, Polen und Tschechien vom
vergangenen Wochenende. Das Potenzial einer gefährlichen Wetterlage
lässt sich jedoch häufig zuverlässig abschätzen. So sind auch zum Ende
dieser Woche regional in Mitteleuropa wieder unwetterartige Regenmengen
zu erwarten, wobei eine exakte räumliche Zuordnung aber noch nicht
vorgenommen werden kann.
Dreh- und Angelpunkt im wahrsten Sinne des Wortes ist ein umfangreiches
Höhentief, das am Donnerstagabend noch eingebettet in einen
westeuropäischen Langwellentrog mit seinem Zentrum über der westlichen
Nordsee liegt. Quasi senkrecht darunter befindet sich das
korrespondierende Bodentief, dessen Frontensystem bereits am
Mittwochvormittag den Nordwesten Deutschlands erreicht hat und aufgrund
seiner zur südwestlichen Höhenströmung auf der Vorderseite des Troges
nahezu parallelen Lage nur zögernd weiter nach Südosten vorankommt.
Eine weitere Konsequenz dieser Situation sind Wellenbildungen an der
Luftmassengrenze, die an dieser entlang nach Nordosten ablaufen und in
ihrem Umfeld zu einer Intensivierung der Niederschläge beitragen. So
wurden am Donnerstag innerhalb von zwölf Stunden bis 20 Uhr
beispielsweise in Plauen im Vogtland 41 mm und auf dem Stuttgarter
Schnarrenberg 20 mm gemessen. Unter Einbeziehung der präfrontal
lagernden feuchtwarmen Luft fielen die Niederschläge zum Teil
schauerartig verstärkt und gewittrig. Bis Samstag verlagert sich das
Zentrum des Höhentiefs nur unwesentlich nach Südwesten zum Ärmelkanal.
Von maßgeblicher Bedeutung für das Wettergeschehen in Mitteleuropa sind
allerdings kurzwellige Randtröge, die um das Höhentief herum nach Osten
und Nordosten schwenken und dynamische Hebungsantriebe liefern. Ein
solcher Kurzwellentrog erreicht am Freitagabend den Süden und
Samstagfrüh den Norden Deutschlands. Mit ihm einher gehen zum einen
kräftige schauerartige Regenfälle insbesondere in Bayern, Thüringen,
Sachsen-Anhalt und später auch in Schleswig-Holstein. Andererseits
entwickelt sich ein kleinräumiges Tief, das via Tschechien und
Ostdeutschland Richtung Dänemark zieht. So kommen zu den dynamischen
weitere Hebungsprozesse infolge massiver Warmluftadvektion in den
unteren Schichten der Troposphäre hinzu; konkret wird dabei Warmluft
östlich der Luftmassengrenze um den Tiefkern wieder nach Westen über
die dort einfließende kühlere Luft geführt. Dies geschieht aber
regional begrenzt, sodass sich die kräftigsten Niederschläge jeweils
nur auf einen engen Bereich konzentrieren.
Zum Sonntag löst sich das Höhentief vom Langwellentrog ab und wandert
in Eigenregie nach Westfrankreich. An seiner Süd- und Südostflanke
schwenken dann erneut zwei markante Randtröge nordostwärts. Fest steht,
dass damit in Deutschland wiederum zum Teil gewittrige Starkregenfälle
verbunden sind; die Fragen nach dem Wo und mit welcher Intensität
bleiben aber zunächst unbeantwortet. Zu unterschiedlich sind zum
jetzigen Zeitpunkt noch die Lösungen der verschiedenen
Modellrechnungen, auch hinsichtlich der synoptischen Strukturen. So
lassen einige Simulationen ein kräftiges Tief genau über der Mitte
Deutschlands entstehen, was speziell in der Südwesthälfte
unwetterartige Regenfälle zur Folge hätte. Die Unsicherheiten bleiben
auch zu Beginn der neuen Woche bestehen; tendenziell aber wandert das
Höhentief langsam nordostwärts und verleiht dem deutschen Wetter
weiterhin einen unbeständigen Charakter.
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