Starke, in dieser Intensität allerdings räumlich auf ein mehr oder
weniger kleines Gebiet im Dreiländereck Tschechien - Polen -
Deutschland beschränkte Regenfälle führten am vergangenen Wochenende
entlang der Neiße zu einem verheerenden Hochwasser. Insgesamt kamen
mindestens zehn Menschen ums Leben. Die größte Regenmenge auf deutschem
Boden innerhalb von 48 Stunden verzeichnete das sächsische
Bertsdorf-Hörnitz mit 160 mm zwischen Freitag- und Sonntagfrüh; in
Tschechien wurden örtlich sogar 200 mm binnen 24 Stunden gemessen.
Diese fielen in recht gebirgigem Gelände, sodass eine hohe
Reliefenergie zum einen große Abflussmengen begünstigte. Andererseits
trug nicht unwesentlich der Bruch einer Staumauer am Witka-Stausee im
Süden Polens dazu bei, dass sich enorme Wassermassen über den Fluss
Witka in die Lausitzer Neiße ergießen konnten und zu einer mehrere
Meter hohen Flutwelle führten.
Ursache für solch ergiebige Regenfälle im östlichen Mitteleuropa sind
nicht selten Tiefdruckgebiete, die auf einer Vb-Bahn von Norditalien
oder vom nördlichen Balkan über Osteuropa nordwärts ziehen. Dabei wird
meist warme und sehr feuchte Mittelmeerluft nach Norden und dann in
einem Bogen um das Tiefzentrum herum nach Westen geführt. Am
Montagabend liegt das Tiefdrucksystem "Viola", von dem ein Teiltief am
Samstag und Sonntag dem beschriebenen Weg gefolgt ist, über Schweden
und Finnland. Ein weiteres kleines Tief hat am Sonntag und Montag den
Norden Deutschlands überquert, befindet sich nun aber nur noch als
Bodentrog erkennbar über dem Norden Polens. Dahinter hat sich über
Mitteleuropa Hochdruckeinfluss durchgesetzt, wobei ein zentrales
Hochdruckgebiet fehlt. Vielmehr weist von einer umfangreichen
Hochdruckzone über dem mittleren Nordatlantik ein ausgeprägter Keil
über Frankreich und Deutschland nach Osteuropa. Passend dazu ist in
höheren Schichten ein flacher Hochdruckrücken zugegen, der Mitteleuropa
aber bereits ostwärts passiert hat und bis Dienstagfrüh weitgehend
abgebaut wird. Ihm folgt unmittelbar ein kurzwelliger Trog nach, der im
Osten Deutschlands im Tagesverlauf einige Schauer initiiert.
Unterdessen verlagert sich ein hochreichendes Tief mit seinem Zentrum
von den Britischen Inseln zur Nordsee. Sein okkludierendes
Frontensystem greift mit schauerartigen Regenfällen in den Nachmittags-
und Abendstunden auf den Nordwesten Deutschlands über, kommt aufgrund
einer sich in seinem Westteil formierenden Welle zunächst aber kaum
weiter nach Südosten voran. Die recht flache Welle läuft am Mittwoch
über Benelux und die südliche Nordsee nach Nordosten ab; eine zweite,
voraussichtlich aktivere Welle zieht in der Nacht zum Donnerstag über
den Westen und Norden Deutschlands hinweg. Bereits zuvor sorgen
dynamische Hebungsprozesse sowie Warmluftadvektion auf der Vorderseite
des Höhentiefs auch im Süden des Landes für Regen und Regenschauer. In
den Süden Bayerns gelangt zudem feuchte und labil geschichtete
Warmluft, in der sich am Mittwochnachmittag kräftige Schauer und
Gewitter entwickeln können.
Auf der Rückseite der zweiten Welle setzt sich nach der Wochenmitte in
ganz Westeuropa und in den westlichen Teilen Deutschlands wieder
kühlere Luft durch. Aus dem Kaltluftvorstoß resultiert eine Ausweitung
des Höhentiefs nach Süden, zwischenzeitlich spaltet sich über
Ostfrankreich gar ein kleines, eigenständiges Höhentief ab. Auf dessen
Vorderseite wiederum könnte zum Wochenende über Norditalien ein neues
Tief entstehen, das dann einen ähnlichen Kurs wie am Samstag und
Sonntag "Viola" - respektive ein Teiltief davon - einzuschlagen droht.
Die genaue Entwicklung ist naturgemäß noch unsicher, sollte aber gerade
in den Hochwassergebieten mit größerer Aufmerksamkeit verfolgt werden.
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