Gewisse atmosphärische Strömungsmuster weisen in Form und zeitlicher
Ausprägung eine erstaunlich hohe Erhaltungs- und Wiederholungsneigung
auf, die in einer bestimmten Region ganze Witterungsphasen prägen
können. Europäische Beispiele wären das mächtige, sich ständig
regenerierende und kalte Festlandshoch über dem russischen Raum im
vergangenen Winter, wiederholt auftauchende Südwestlagen mit großer
Hitze von Ende Juni bis Mitte Juli und seit Ende Juli von Nordwesten
nach Mitteleuropa gerichtete Trogvorstöße, die zum einen hier
Sommerliches nur in Ansätzen zulassen, andererseits aber - quasi im
Gegenzug - mitverantwortlich für die anhaltende extreme Hitze im
osteuropäischen Raum zeichnen. An den gegenwärtigen Strukturen ändert
sich in den kommenden Tagen zunächst einmal nichts Wesentliches.
Kaum hatte der Höhentrog vom Wochenanfang Mitteleuropa respektive
Deutschland am Mittwoch auf der einen Seite verlassen, näherte sich von
Nordwesten her bereits sein Nachfolger an. Dabei handelt es sich bei
genauerer Betrachtung um ein komplexes Gebilde aus mehreren Anteilen
und eingelagerten kleinen Höhentiefs, das sich als Gesamtkonstrukt vom
Nordmeer über das westliche Mitteleuropa bis zum zentralen
Mittelmeerraum erstreckt. Das ursprünglich zu dem jungen Trog
korrespondierende Bodentief hat es im Laufe der Woche von der Südspitze
Grönlands bis in das Seegebiet zwischen Island und Schottland
geschafft, löst sich dort nun aber auf. Seine Okklusion verläuft am
Donnerstagabend etwa entlang der ostdeutschen Grenze zu den Alpen und
weiter zum Golf von Genua. Ihr folgt unmittelbar ein zweiter, zu einem
Teiltief über der Nordsee gehörender Ausläufer nach. Anhand der
ausgedehnten Wolkenfelder lassen sich die beiden Fronten im
Satellitenbild nicht klar voneinander abgrenzen; im
Niederschlagsradarbild und auf Blitzkarten kann man jedoch eine
konvektive Linie mit Schauern und Gewittern von der Ostsee bis nach
Südostbayern und ein Gebiet mit eher skaligen - sprich länger
andauernden und gleichmäßigen - Regenfällen westlich davon ausmachen.
Noch weiter nach Westen gehend steigt der Luftdruck rasch an; auf diese
Weise macht sich ein nach Osten gerichteter Keil des Azorenhochs in
West- und zunehmend auch im mittleren Europa bemerkbar. Zusammen mit
der die beiden Fronten beherbergenden Tiefdruckrinne induziert dieser
allerdings eine nördliche Strömung in den unteren Schichten, mit der
recht kühle Luft einfließt. Die Kaltluftadvektion wiederum trug und
trägt zur Ausweitung eines Randtroges nach Süden bei, der über
Frankreich zum Mittelmeer vorgestoßen ist und mittlerweile den Südteil
des gesamten Trogsystems darstellt. Für Deutschland gewinnt dieser
insofern an Bedeutung, als dass zum einen auf seiner Vorderseite eine
südliche Höhenströmung in Gang kommt, mit der in größeren Höhen warme
und feuchte Luft auf die bodennah kühlere Luft nördlich der Alpen
aufgleiten kann und andererseits die weitere Verlagerung der beiden
Frontenzüge an sich verzögert wird. Im Zuge einer ebenfalls durch den
aktiven südlichen Part des Troges ausgelösten Tiefdruckentwicklung
fällt im Nordosten Italiens, im östlichen Alpenraum, im südöstlichen
Mitteleuropa und bis nach Bayern und Sachsen ausgreifend verstärkt
Regen, wahrscheinlich jedoch ohne die in diesem Sommer schon
beobachteten ganz großen Mengen. Am Freitag geht aus eben diesem
südlichen Teil ein eigenständiges Höhentief über der Adria hervor, die
nördliche Trogkomponente schwenkt über Südskandinavien nordostwärts.
Dazwischen steigt das Geopotential über Mitteleuropa an, was den
Bodenhochkeil vorübergehend noch etwas kräftigt.
Derweil bringt sich über den Britischen Inseln das nächste Tief in
Stellung. Im Groben wiederholen sich dann die seit etwa zwei Wochen
bekannten und im einleitenden Absatz beschriebenen Abläufe mit einem
auf Mitteleuropa übergreifenden Höhentrog und dem diesen vorgelagerten,
mit dem Bodentief in Verbindung stehenden Frontensystem. Dessen Passage
erfolgt denn auch im Laufe des Wochenendes von Nordwest nach Südost.
Der Höhentrog aber bewegt sich in diesem Fall etwas rascher nach
Nordosten als seine Vorgänger und macht so bereits zu Beginn der neuen
Woche Platz für neuerlichen Zwischenhocheinfluss. Mit einem kurzen
Blick auf den weiteren Verlauf sollen damit aber keine zu großen
Hoffnungen auf einen beständig warmen Abschnitt geweckt werden.
|