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Das Wetter in Baden-Württemberg
Stand: Donnerstag, 29.07.2010, 22:45 MESZ | Aktualisierung meist montags und donnerstags


+++ Wochenendsommer +++


Wetterübersicht Europa
Als buchstäblich fortgeschrittenes Aprilwetter könnte man das derzeitige Geschehen in Mitteleuropa titulieren, das insbesondere am heutigen Donnerstag mit dem Tagesgang folgenden Schauer- und Gewitterentwicklungen zur Ausprägung kam. Sehr kalte Luft in größeren Höhen und durch die Sonne erwärmte bodennahe Schichten schaffen dabei vertikal labile Verhältnisse, die in kräftigen konvektiven Ereignissen münden. Aufgrund ungleich höherer Einstrahlung und Temperaturen fallen diese entsprechend intensiver aus als im Frühjahr; örtlich gab es sogar unwetterartige Regenmengen. So fielen am Dienstag - allerdings während der Nacht - in Sigmarszell am Ostufer des Bodensees 91 mm binnen sechs Stunden, am gestrigen Mittwochabend kam es in einigen Heidelberger Stadtteilen nach Gewittern zu Überschwemmungen.

Ganz andere Sorgen haben derweil die nordosteuropäischen Regionen, wo seit geraumer Zeit außergewöhnliche Hitze herrscht. Seit dem 14. Juli stiegen die Temperaturen in Moskau an jedem Tag über +30, seit dem 22. sogar über +35 Grad. Bereits am Montag und Mittwoch mit jeweils +37,5 und erneut am heutigen Donnerstag mit +38,2 Grad wurden dort neue absolute Rekorde der Höchsttemperatur aufgestellt. Und nach zwei etwas weniger heißen Tagen sind ab Sonntag bis weit in den August hinein erneut tägliche Spitzenwerte jenseits der +35-Grad-Marke zu erwarten. Doch nicht nur im russischen Raum, auch bis in den Osten Finnlands hinein kann seit Wochen ein großes Gebiet mit markant positiven Temperaturabweichungen beobachtet werden. In Joensuu, etwa 80 Kilometer von der russischen Grenze entfernt, wurde am Donnerstag mit +37,2 Grad ein neuer Allzeitrekord für Finnland registriert. Der bisherige Rekord datierte aus dem Jahre 1914 (Turku, +35,9 Grad).

Die Großwetterlage weist am Donnerstagabend einen umfangreichen Höhentrog aus, der weite Teile Europas überdeckt und über Norddeutschland ein abgeschlossenes Höhentief beinhaltet. Die niedrigsten Temperaturen in etwa fünf Kilometern Höhe sind über dem Westen und Süden des Landes auszumachen, wo zeitweilig weniger als -20 Grad analysiert werden konnten. Beinahe zwangsläufig kam es dann hier auch am häufigsten zu Schauern und Gewittern. Der Trogkomplex wird flankiert von zwei Hochdruckrücken vor Westeuropa und über Russland. Im Bodendruckfeld findet sich als bestimmendes Gebilde ein kräftiges Tief mit Zentrum über dem Kattegat, auf dessen Südwestseite die hochreichend kalte Meeresluft nach Mitteleuropa einfließt und das im Zusammenspiel mit einem Hoch über dem Westen Russlands die angesprochene extrem heiße Luft in den europäisch-russischen Bereich lenkt. Am Freitag wird der Trog bildlich gesprochen in die Länge gezogen, wobei sich sowohl in seinem Nordteil über dem Westen Finnlands als auch im südlichen Part über der Adria zwei neue Höhentiefs ausbilden. Gleichzeitig verschiebt sich das gesamte System etwas nach Osten und macht dem westeuropäischen Rücken Platz, der ebenfalls ostwärts wandert und sich zum Tagesende Deutschland annähert. Großräumiges Absinken zum einen, andererseits das sich nach Norden entfernende und abschwächende Tief über Südskandinavien lassen auch am Boden den Luftdruck allmählich steigen. Dennoch entwickeln sich im Bereich der nach wie vor vorhandenen Höhenkaltluft vor allem im Süden und Osten Deutschlands nochmals Schauer und einzelne Gewitter, deren Intensität jedoch nicht mehr an die der vergangenen Tage heranreichen wird. Auch den Norden erwarten auf der Rückseite des Tiefs noch einige Schauer und etwas Regen.

Am Samstag schwächt sich der Trog weiter ab, der Rücken verlagert sich über Deutschland hinweg gen Osten. Von Nordwesten her schwenkt ein weiterer Trog heran, zu dem ein vom isländischen Raum zur nördlichen Nordsee ziehendes Tief korrespondiert. Mit einer auf Südwest drehenden Strömung wird vorübergehend warme Luft herangeführt, die im Südwesten und im Osten Deutschlands Höchsttemperaturen um +30 Grad ermöglicht. Das okkludierende Frontensystem des Tiefs greift derweil bereits am Samstagabend auf den Nordwesten mit ersten Schauern und Gewittern über. Es kommt im weiteren Verlauf zögernd südostwärts voran und erreicht voraussichtlich erst zu Beginn der neuen Woche die Alpen. Damit wird die Warmluft abgedrängt und erneut durch deutlich kühlere Meeresluft ersetzt.


Vorhersage Baden-Württemberg für Freitag, 30.07.2010
In der kommenden Nacht ziehen anfangs einige kräftige Schauer von Nordwest nach Südost über Baden-Württemberg hinweg, die aber nur noch in den seltensten Fällen mit Blitz und Donner einhergehen. Später werden die Schauer insgesamt schwächer und weniger; gegen Morgen bilden sich insbesondere dort, wo es zuvor geregnet hat, örtlich flache Nebelfelder aus. Die Frühtemperaturen bewegen sich zwischen +13 und +9 Grad.

Der Freitag verläuft nach einem ähnlichen Muster wie der Donnerstag: Zunächst wechseln sich Sonne und Wolken ab, wobei die Wolken allmählich die Oberhand gewinnen und teilweise gewittrige Schauer produzieren. Diese fallen alles in allem weniger kräftig aus als am Donnerstag, dennoch kann es während eines Schauers lokal zu starkem Regen kommen. Die Temperaturen steigen auf Höchstwerte zwischen +20 Grad in Oberschwaben und immerhin schon wieder +25 Grad am Rhein; inmitten eines Schauers kühlt es kurzzeitig ab. Der Wind weht schwach, in Schauernähe böig auffrischend aus meist nordwestlicher Richtung.

Temperatur-Vorhersage für den Raum Karlsruhe:

Min: +12 °C | Max: +24 °C


Die weiteren Aussichten
Der Samstag hält für ganz Baden-Württemberg sonniges und in großen Teilen auch sommerlich warmes Wetter bereit. Bevorzugt über dem Schwarzwald entwickeln sich am Nachmittag einige Quellwolken, für Schauer oder Gewitter reicht es aber nicht. Am Rhein können Höchstwerte bis +28 Grad gemessen werden.

Noch etwas wärmer mit Spitzen bis +30 Grad wird es am Sonntag, allerdings kommen zum Nachmittag und Abend von Nordwesten her schauerartige Regenfälle und Gewitter auf.

Die neue Woche startet wechselhaft und deutlich kühler.

Temperatur-Vorhersage für den Raum Karlsruhe:

Samstag, 31.07.2010:
Min: +11 °C | Max: +27 °C

Sonntag, 01.08.2010:
Min: +14 °C | Max: +30 °C

Montag, 02.08.2010:
Min: +16 °C | Max: +25 °C

Dienstag, 03.08.2010:
Min: +13 °C | Max: +24 °C



Text: CE, http://www.che-wetter.de

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