Endgültig abgeschlossen wurde am Sonntag die bereits am vergangenen
Mittwoch begonnene Umstellung der Großwetterlage in Mitteleuropa von
wiederkehrenden hochsommerlichen Mustern hin zu einer unbeständigen und
doch recht kühlen Phase. Besonders im Osten und Süden Deutschlands fiel
dabei über drei Tage verteilt so viel Regen, dass die wochenlange
Trockenheit deutlich gelindert werden konnte und viele Orte ihr
Niederschlagssoll für Juli nun er- oder sogar übererfüllt haben. Für
große Niederschlagsmengen bei solchen Lagen bekannt seien als Beispiele
die drei oberbayerischen Stationen Kreuth-Glashütte, Obere
Firstalm/Schlierseer Berge und Aschau-Stein genannt, wo sich von
Donnerstag bis Sonntag jeweils zwischen 170 und 200 mm summierten. Auch
im sächsischen Plauen zählte der Messbecher mit 114 mm einen
dreistelligen Wert - und dies binnen 24 Stunden bis Samstagfrüh.
Das dafür verantwortliche Tiefdruckgebiet hat inzwischen einen Weg über
die Ostsee und Südskandinavien genommen, sich dabei abgeschwächt und
liegt am Montagabend mit seinem Zentrum vor der norwegischen Küste. Für
Mitteleuropa bleibt ein umfangreicher Höhentrog wetterwirksam, der sich
vom Nordmeer über Deutschland und die Alpen hinweg bis zum Mittelmeer
und im weiter gefassten Sinne bis nach Nordafrika erstreckt. Er wurde
am Sonntag durch ein von Nordwesten einlaufendes Höhentief regeneriert.
Dieses Höhentief führt einen Schwall hochreichend kalter Luft mit sich
und zieht bis Dienstagfrüh längs über die Mitte und den Süden
Deutschlands hinweg zu den Alpen. Dynamische Hebungsprozesse auf seiner
Vorderseite in Kombination mit schwacher Warmluftadvektion vor allem in
den unteren Schichten der Troposphäre ließen verbreitet konvektiv
durchsetzte Niederschlagsgebiete entstehen, wobei sich im Bereich der
stärksten Antriebe über dem Südwesten des Landes am Nachmittag und
Abend ein breit angelegtes Schauer- und Gewitterband formiert hat.
Dieses verlagert sich zu den Alpen und sorgt dort infolge von Stau noch
für länger andauernden Regen. In den übrigen Gebieten lassen die
Schauer und Gewitter tagesgangbedingt nach. Am Dienstag bewegt sich das
Höhentief zum Balkan und geht in dem gesamten Trog auf, der sich dann -
einem Abtropfungsvorgang über der Nordsee unterworfen - lediglich noch
als ein einziges ausgeprägtes Höhentief über Südosteuropa darstellt.
Nach Nordwesten hin steigt das Geopotential an, was sich auf den
Wetterkarten in Form eines von Nordfrankreich nach Südskandinavien
gerichteten und im Tagesverlauf allmählich nach Südosten vorankommenden
Rückens abbildet. In Gemeinschaftsproduktion mit einem schwachen
Bodenhochkeil beruhigt dieser das Wetter in der Westhälfte; nach Osten
hin entwickeln sich in der noch labil geschichteten Luftmasse im
Tagesverlauf erneut Schauer und Gewitter. Das freundliche Geschehen
bleibt jedoch ein kurzes Zwischenspiel, denn bereits zum Mittwoch
greift von Nordwesten her ein neuer Höhentrog auf Mitteleuropa über. Zu
diesem korrespondiert ein Tief mit Zentrum südöstlich von Island, das
sich im weiteren Verlauf zwar abschwächt und sogar auflöst, dessen
weitgehend okkludiertes Frontensystem aber bereits in der Nacht den
Westen Deutschlands erfasst. Dahinter fließt ein neuer Schwung recht
frischer Meeresluft ein.
Während das Tief bei Island in Auflösung begriffen ist, forciert das
alte, nach Osteuropa wandernde Höhentief eine neue kräftige
Tiefdruckentwicklung über dem Baltikum. Dieses zieht, von intensiven
Regenfällen und Gewittern begleitet, bis Freitag langsam über die
Ostsee hinweg Richtung Schweden. Unsicher erscheint derzeit noch, ob
die Niederschläge auch auf den Nordosten Deutschlands übergreifen.
Indes schnürt sich auch aus dem nordwesteuropäischen Trog ein Höhentief
ab und nimmt Kurs auf den Norden der Bundesrepublik. Somit setzt sich
das unbeständige und kühle Wetter zunächst fort, ehe sich zum
Wochenende ein sonniger und warmer Einschub andeutet.
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