Das zweite heißeste Wochenende des Jahres - wohlgemerkt in Folge -
liegt hinter Deutschland, zum zweiten Mal wurden etliche neue Rekorde
der Höchsttemperatur für die erste und zweite Julidekade, aber auch für
den Monat insgesamt gebrochen. Seit vergangenen Freitag war dies an 31
von 118 Stationen des Deutschen Wetterdienstes vor allem im Nordwesten
und Nordosten Deutschlands der Fall, an 13 Stationen bedeuteten die
Dekaden- gleichzeitig neue Monatsrekorde für Juli. Den spektakulärsten
Rekord hatte sicherlich die Station Aachen zu bieten, wo der bisherige
Höchstwert für das erste Monatsdrittel aus dem Jahre 1894 (!) um mehr
als 1 Kelvin überboten wurde. Knapp an einem neuen Rekord vorbei
schrammte mit einem Maximum von +38,4 Grad am Samstag die Karlsruher
Hertzstraße. Immerhin aber war dies hier der höchste Wert seit dem
legendären Hitzesommer 2003 und die zehnthöchste jemals gemessene
Temperatur in der Reihe seit 1876.
Zwar tritt die Rekordhitze mit Ausnahme der neuen Bundesländer, wo auch
am Montag nochmals Spitzenwerte bis nahe +40 Grad erreicht werden, nun
etwas in den Hintergrund; eine nachhaltige Abkühlung ist allerdings
nicht zu erwarten. Im Gegenteil, zwischen einigen weniger heißen Tagen
wird auch in dieser Woche - regional verteilt - immer wieder die
+35-Grad-Marke ins Visier genommen. Daneben muss aber auch vermehrt mit
teilweise unwetterartigen Gewittern gerechnet werden. Ein erster großer
Gewitterkomplex entstand bereits in der Nacht zum Montag über der Mitte
Frankreichs auf der Vorderseite eines scharfen, von Westen
heranschwenkenden Kurzwellentroges. Dieser ist Bestandteil eines
langwelligen Trogsystems, das den kompletten Nordatlantik überdeckt und
seinen Gegenpart in einem steil aufragenden, sich vom westlichen
Mittelmeer über die Alpen und das östliche Mitteleuropa bis zum
Baltikum erstreckenden Hochdruckrücken findet. Das dazu
korrespondierende Bodenhoch liegt mit seinem Schwerpunkt über dem
Nordwesten Russlands und verliert immer mehr den Einfluss auf das
Wettergeschehen in Mitteleuropa. Zum einen durch die Ostverlagerung des
Hochs, andererseits durch bodennahe Überhitzung fiel hier der Luftdruck
verbreitet, wobei sich mehrere Konvergenzzonen in Form seichter
Tiefdruckrinnen ausbilden konnten. Diese Konvergenzzonen respektive
Rinnen liefern durch bodennahes Zusammenströmen der Luft Antriebe für
Hebung und stellen somit Bereiche konzentrierter Gewitteraktivität dar.
Einer solchen Rinne, aus der ein eigenständiges Gewittertief
hervorgeht, ist - neben dem heranrückenden Kurzwellentrog - auch die
Entwicklung des französischen Komplexes zuzuschreiben, der am Vormittag
die Beneluxstaaten und aktuell bereits den Westen Deutschlands erfasst
hat. Im weiteren Verlauf bezieht das kleine Tief, das bis zum Abend
über die Nordsee nach Südnorwegen wandert, die recht gut ausgeprägte
Kaltfront eines weiteren Tiefs über dem Nordmeer in seine Zirkulation
ein. Sie erreicht am Nachmittag den Westen und am Dienstagvormittag den
Osten und Süden Deutschlands und drängt die heiße Subtropikluft nach
Südosten ab. Nicht ganz gelingt der Luftmassenwechsel - vor allem in
den Nordwesten des Landes gelangt vorübergehend deutlich kühlere
Meeresluft - südlich der Donau. Ansonsten bietet der Dienstag, wie auch
schon in der vergangenen Woche, auf einem etwas moderateren
Temperaturniveau und bei Zwischenhocheinfluss die kurze Gelegenheit zum
Durchatmen und -lüften.
Schon am Mittwoch nämlich wird auf der Vorderseite eines neuen Tiefs,
das derzeit noch über dem mittleren Nordatlantik weilt, bis dahin aber
unter kräftiger Intensivierung zu den Britischen Inseln zieht, die nur
wenige hundert Kilometer weiter südlich lagernde Heißluft erneut
angezapft. Die Kaltfrontpassage dieses Tiefs erfolgt am Donnerstag;
doch ähnlich wie am Dienstag profitiert auch dann in erster Linie der
Nordwesten Deutschlands, während sich in der Südosthälfte die kühlere
Luft voraussichtlich kaum durchsetzen kann. Die Zweiteilung mit einem
etwas weniger warmen Nordwesten und einem hochsommerlichen, zeitweise
sehr heißen Südosten setzt sich auch zum nächsten Wochenende fort.
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