Die erste ausgeprägte Hitzewelle des Sommers 2010 in Mitteleuropa -
einige heiße Tage hatte es ja bereits Anfang Juni gegeben - gipfelte am
Wochenende in Höchsttemperaturen von verbreitet um +35 Grad und einigen
neuen Rekorden im Nordwesten Deutschlands. Die höchste Temperatur im
Messnetz des Deutschen Wetterdienstes durfte am Samstag zwar das
nordrhein-westfälische Rahden-Varl mit +37,1 Grad für sich
beanspruchen; in der Karlsruher Hertzstraße, wo offiziell bis November
2008 gemessen wurde und die Messungen seither vom Institut für
Meteorologie und Klimaforschung der ehemaligen Universität Karlsruhe
unter denselben Bedingungen fortgeführt werden, konnten jedoch sogar
+37,9 Grad verzeichnet werden. Insgesamt wurden am Freitag und Samstag
an 10 Stationen 16 neue Rekorde der Höchsttemperatur für die erste
Julidekade aufgestellt, Osnabrück mit +36,9 und Bremerhaven mit +34,1
Grad bejubelten neben dem Halbfinaleinzug der deutschen Nationalelf
auch neue Monatsrekorde.
Wie fast nicht anders bei großer Sommerhitze zu erwarten, endete die
Hitzewelle am Sonntag mit örtlich schweren Gewittern und
dementsprechenden Schäden. Innerhalb kurzer Zeit fielen beispielsweise
in Oy-Mittelberg-Petersthal im Oberallgäu 95 mm, im schwäbischen
Vaihingen an der Enz 64 mm binnen zwei Stunden. Die heiße Subtropikluft
wurde und wird dabei in zwei Schritten nach Südosten abgedrängt und
erst durch gemäßigter temperierte Warmluft, dann durch deutlich kühlere
Meeresluft ersetzt. Eine erste Kaltfront überquerte am Sonntag den
größten Teil Deutschlands von West nach Ost und erstreckt sich derzeit
noch von Nord nach Süd über den äußersten Osten des Landes. Ihr folgt -
gekoppelt an einen recht markanten, von den Britischen Inseln ostwärts
schwenkenden Kurzwellentrog in der Höhe - das okkludierende
Frontensystem eines vor der Küste Norwegens nordwärts ziehenden
Tiefdruckgebietes nach. Es passiert Deutschland mit den Eigenschaften
einer Kaltfront, treten zum Abend hin doch vor allem im Nordosten zum
Teil nochmals kräftige schauerartige und gewittrige Regenfälle auf.
Nach Süden hin fallen die Wettererscheinungen weniger signifikant aus;
hier trägt offenbar verstärkte Kaltluftadvektion besonders in den
unteren Schichten zu einer Stabilisierung bei und wirkt den durch die
Trogvorderseite bereitgestellten dynamischen Hebungsantrieben entgegen.
Mit Abzug des Höhentroges und unter dem Einfluss eines sich nach Osten
vorschiebenden Azorenhochkeils gestaltet sich der Wetterablauf am
Dienstag meist recht sonnig; lediglich im Norden und Nordosten können
sich im Bereich der höhenkältesten Luft einzelne Schauer entwickeln,
etwas Regen fällt anfangs staubedingt noch an den Alpen.
Von Mittwoch an wird ein neues und wie schon sein Vorgänger in der
vergangenen Woche für die Jahreszeit ungewöhnlich kräftiges Tief über
dem Nordatlantik zunächst indirekt für Mitteleuropa interessant. Von
der Südspitze Grönlands kommend positioniert es sich zumindest als
Sturm-, wenn nicht als Orkantief mit seinem Zentrum südlich von Island
und wölbt durch massive Warmluftadvektion auf seiner Vorderseite einen
mächtigen Rücken über West- und Mitteleuropa auf. Auf dessen
Vorderseite wiederum steigt der Luftdruck in Bodennähe durch
großräumiges Absinken an, in der Folge spaltet sich aus dem
Azorenhochkeil eine eigenständige Hochdruckzelle ab. Zunächst alleine
den Absinkvorgängen und der Sonneneinstrahlung, zum Wochenende hin mit
einer auf Südwest drehenden Strömung zunehmend auch der advektiven
Erwärmung geschuldet, steigen die Temperaturen von Tag zu Tag auf bald
wieder hochsommerliches Niveau an. Bereits zum Freitag, großflächig zum
Samstag und Sonntag sind dann erneut Spitzen um +35 Grad möglich.
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